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17. Dezember 2007

 

 

 

 

 

 

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WasserInBürgerhand!

Ludwigsburger Kreiszeitung 15.12.2007


Weniger statt mehr Wettbewerb?

Wenn ein Teil der 800 Stadtwerke in Deutschland vom Markt verschwindet, wächst den vier großen Energieversorgern – Vattenfall, RWE, EnBW und Eon – noch mehr Macht zu. Das steht für die kommunalen Versorger fest, die jetzt eine „Tübinger Erklärung“ verabschiedet haben.

Von Günter Bächle

 

 

Das Reizwort heißt Anreizregulierung. Seit Anfang November ist sie in Kraft, mit Zustimmung des Bundesrates erlassen von der Bundesregierung. Die Regelungen bringen nicht nur einen Haufen Papier und schaffen zusätzliche Bürokratie, sie gefährden auch die Existenz kleinerer und mittlerer Stadtwerke. Davon sind die kommunalen Energieversorger überzeugt.

In ihrer „Tübinger Erklärung“ heißt es, die Anreizregulierung in der jetzt beschlossenen Form werde nicht zu mehr Wettbewerb führen. Es sei zu befürchten, dass ein großer Teil der Stadtwerke mittelfristig von den großen Energiekonzernen übernommen wird oder gänzlich vom Markt verschwindet. Damit aber wird ihrer Meinung nach das Gegenteil dessen erreicht, was die Bundesregierung wollte: Statt mehr werde es weniger Wettbewerb geben, wenn es zum Stadtwerke-Sterben komme.

Die Strom- und Gasnetze würden dann höchstwahrscheinlich von den wenigen übrig gebliebenen „Global Playern“ betrieben, Alternativen auf den Handelsmärkten zu den dominierenden Konzernen vollends wegbrechen. Gleichzeitig werde kommunales Vermögen in bisher ungekanntem Umfang vernichtet.

Die Ursachen für den insgesamt mangelnden Wettbewerb auf den Energiemärkten sind nach Einschätzung der Stadtwerke im Wesentlichen hausgemacht und das Ergebnis einer verfehlten Liberalisierungspolitik in den neunziger Jahren: Mit staatlicher Unterstützung und teilweise gegen den Widerstand der Kartellbehörden seien Großfusionen möglich gemacht worden, die „schließlich in der Übernahme der Ruhrgas AG durch die Eon AG ihren unrühmlichen Höhepunkt fanden“. Im Ergebnis kontrollierten heute vier marktbeherrschende Großkonzerne den überwiegenden Teil der Stromproduktion und damit die Höhe der Strompreise in Deutschland, so die Stadtwerke-Erklärung. Statt die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren, würden für den schleppenden Wettbewerb einseitig die Betreiber von Strom- und Gasnetzen verantwortlich gemacht, während die eigentlichen Probleme – Erzeugungsoligopol von Eon, RWE, EnBW und Vattenfall sowie hohe Anbieterkonzentration – ignoriert würden. Bereits heute seien in weiten Teilen faire Bedingungen und angemessene Preise für die Nutzung der Netze gegeben.

Die Stadtwerke verlangen, die Regulierung mit Augenmaß zu betreiben. Kostendruck um jeden Preis gehe zu Lasten der Qualität und des Wettbewerbs. Überzogene Regulierungsbürokratie belaste die Kunden mit zusätzlichen Kosten. Notwendig sei, das Erzeugungsoligopol aufzubrechen sowie die Beteiligung der vier großen Konzerne an Stadtwerken zu beenden.

Tübinger Erklärung

 

 
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