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28. Oktober 2020

 

 

 


 

 

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WasserInBürgerhand!

BBU-Wasserrundbrief Nr.1167, 17. Oktober 2020

Kinotipp: „Vergiftete Wahrheit“ -
„Das ganze System ist korrupt!“

 

Unter dem Namen Polyfluorierte Tenside (PFT) oder auch Perfluorierte Chemikalien (PFC) haben sie auch in Deutschland für unrühmliche Schlagzeilen gesorgt: Im oberen Ruhreinzugsgebiet, bei Rastatt und Mannheim sowie im bayerischen Chemiedreieck sind viele hundert Hektar Boden, das Grundwasser, Stauseen und Bäche bis hin zum Trinkwasser mit den fluorierten Chemikalien belastet worden. Und kaum ein ziviler oder militärischer Flughafen in Deutschland ist in den letzten Jahrzehnten ohne eine PFT-Löschschaum-Kontamination geblieben (s. RUNDBR. 1053/1-2). In den USA hat sich der Chemiekonzern DuPont 1941 unter dem Namen „Teflon“ die Chemikalie Polytetrafluorethylen (PTFE) patentieren lassen. Mit dem Abfallprodukt Perfluoroctansäure (PFOA, auch C8 genannt) hat der Konzern in West Virgina über Jahrzehnte hinweg ganze Landstriche, Bäche und Flüsse vergiftet.

Rechtsanwalt Robert Bilott - der eigentlich für Chemieunternehmen arbeitet - nimmt sich der Sache an, nachdem er auf einem Bauernhof miterleben musste, wie zahlreiche Kühe nach dem Saufen von C8-vergiftetem Wasser verendet waren. Der Film „Vergiftete Wahrheit“ schildert die mühsamen Recherchen des Rechtsanwaltes. DuPont und Behörden hatten alles unternommen, um Robert Bilott bei seinen Ermittlungen Knüppel zwischen die Beine zu werfen - deshalb die Aussage in dem Wirtschafts-Thriller: „Das ganze System ist korrupt - Ein Chemiekonzern kann machen was er will.“ In den langwierigen Auseinandersetzungen hatte Billot seinen Ruf, seine Gesundheit und sein privates Glück auf das Spiel gesetzt, um für 70.000 betroffene Menschen Gerechtigkeit zu erreichen.

Der zähen Beharrlichkeit von Bilott war es zu verdanken, dass nach einem Kampf über 14 Jahre der umweltkriminelle Konzern endlich zur Rechenschaft gezogen werden konnte: 2015 wurde DuPont dazu verurteilt, 617 Mio. Dollar an die an C8 erkrankten Menschen zu bezahlen. Eine Nebenerkenntnis aus dem Film: Junge Menschen können sich heute wohl kaum noch vorstellen, wie mühsam Recherchen im Vor-Google-Zeitalter waren. Billot musste sich durch einen gigantischen Aktenberg fressen, um letztendlich doch noch die Machenschaften von DuPont nachweisen zu können. Und ein Sarkasmus bleibt auch in Erinnerung: DuPont hat mit dem Motto geworben „Better Living through chemistry“ - das sei die in die DNA von DuPont eingebrannte Philosophie des Konzerns, so ein Firmenvertreter auf einem Fest-bankett gegenüber Bob Bilott.

Den Trailer zu dem Film, der am 8. Okt. 2015 in die hiesigen Kinos kam, gibt es unter

https://www.kino.de/film/vergiftete-wahrheit-2019/

Übrigens: Ähnlich langwierig und schier aussichtslos wie im DuPont-Umweltskandal gestalten sich auch die Bemühungen der Stadtwerke Rastatt, die Verursacher der großflächigen PFT-Belastung der dortigen Grund- und Rohwasserressourcen vor Gericht zu bringen - siehe RUNDBR. 1160/3, 1134/2-3, 1107/4).

 


Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF berichtet regelmäßig über die Angriffe auf die kommunale Daseinsvorsorge. Interessierte können kostenlose Ansichtsexemplare anfordern.
Clip-Fisch 2

 
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