aktualisiert:
15. November 2011

 

 

 

 

 

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  Rat und Hilfe  

WasserInBürgerhand!

BBU-Wasserrundbrief, 20.9.2011

 

Instandhaltung des Rohrleitungsnetzes


Mit Phosphaten im Kampf
gegen das Rostwasser

 

Wenn braunes Rostwasser aus dem Wasserhahn kommt, sind die Wasserwerkskunden wenig erfreut. Zwar kommt der Rost in der Regel aus der Hausinstallation – und nicht auch aus dem Verteilungsnetz des Wasserversorgungsunternehmens. Gleichwohl sind die Wasserwerke schon aus Imagegründen bemüht, die Bildung von Rostwasser zu verhindern.

In dem Aufsatz „Vermeidung von Korrosionsschäden durch Dosierung von Inhibitoren“ erläutern WERNER NISSING & ANDREAS DÜHLBERG in der ENERGIE WASSER PRAXIS 5/2011, wie durch den Zusatz von unterschiedlichen Phosphaten und Silikaten im Rohrleitungsnetz Schutzschichten aufgebaut werden können, die die Ablösung von Rostpartikeln weitgehend verhindern. Bei schmelztauchverzinkten Eisenwerkstoffen reduzieren Inhibitoren auch das Inlösunggehen von Blei und Cadmium. Die beiden giftigen Schwermetalle sind „technisch bedingt“ im Zinküberzug dieser Rohrleitungen enthalten. Inhibitoren helfen ferner gegen den Lochfraß in Kupferleitungen. Polyphosphate stabilisieren zudem die Härtebildner im Trinkwasser, so dass Armaturen, Duschköpfe, Boiler usw. weniger verkalken. Allerdings ist sehr viel Erfahrung bei der Auswahl der richtigen Inhibitoren wichtig. Denn sonst kommt man vom Regen in die Traufe – beispielsweise wenn sich durch die Zudosierung falscher Inhibitorengemische die Kupferkonzentration im Trinkwasser erhöht oder der Lochfraß noch verstärkt wird (s. auch RUNDBR. 480/3-4). Die Erfahrungen der GELSENWASSER AG beim Einsatz von Inhibitoren vermittelt

Dipl.-Ing. Werner Nissing
Eichgraben 12
46535 D i n s l a k e n
Tel.: 0175-1558-499; Fax: 0201/861-4848
E-Mail: w_NISSING@t-online.de

Rohrnetzdesinfektion:
Mit Chlor auf der sicheren Seite?

 

Unter der Überschrift „Pro und Kontra einer Netzdesinfektion“ erläutert BEATE HAMBSCH in der ENERGIE WASSER PRAXIS 5/11, S. 38 – 40, dass sich die Wasserwerke mit dem Einsatz von Chlor bzw. Chlordioxid zur Desinfektion auf eine Gratwanderung begeben. Bei einer Abschussdesinfektion vor der Verteilung verbleibt im Leitungsnetz oft eine genügend hohe Chlordesinfektion, um eine Wiederverkeimung im Netz zu verhindern. Allerdings kann man sich da in falscher Sicherheit wiegen. Denn im Rohrnetz findet eine Chlorzehrung statt, so dass in Teilen des Rohrnetzes – zunächst unerkannt - doch eine Vermehrung von Keimen stattfinden kann. Die Mitarbeiterin des Karlsruher Technologiezentrums Wasser warnt außerdem, dass ein Bakterienwachstum im Biofilm auf den Rohrinnenwandungen bei niedrigen Chlorkonzentrationen „nicht ausgeschlos-en“ sei. HAMBSCH beendet ihren dreiseitigen Überblick über die Vor- und Nachteile einer Netzdesinfektion mit folgendem Hinweis:

„Bei der derzeitigen Situation in Deutschland verwenden viele Wasserversorger Chlor bzw. Chlordioxid als Abschlussdesinfektionen nur mit den minimal geforderten Gehalten nach TrinkwV (Trinkwasserverordnung), um Kundenbeschwerden wegen Geruch und Geschmack zu vermeiden. Für Notfälle im Leitungsnetz ist es jedoch unbedingt erforderlich, dass eine Desinfektionskapazität in Form einer zuschaltbaren Chlor- oder Chlordioxiddosierung vorgehalten wird.“

Dann muss nämlich das Rohrnetz volle Pulle mit Chlor geflutet werden, um beispielsweise die Verbreitung von fäkalen Bakterien zu verhindern.

Weitere Auskunft zur richtigen Netzdesinfektion:
Dr. Beate Hamsch
DVGW Technologiezentrum Wasser (TZW)
Karlsruher Str. 84
76139 K a r l s r u h e
Tel.: 0761/9678-220, Fax: -101
E-Mail: beate.hambsch@tzw.de

Wie halte ich mein Rohrnetz fit?
 

Bei der nachhaltigen Substanzerhaltung in der Trinkwasserversorgung kommt es darauf an, dass das Rohrnetz so in Schuss gehalten wird, dass eine hohe Trinkwassergüte und Versorgungssicherheit gewährleistet werden kann. Dazu empfiehlt der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfachs (DVGW) in seinen Arbeitblättern W 400-3 und W 403 ausgefeilte Reha-Strategien.

Wie die aussehen, beschreibt BERND HEYEN in dem Aufsatz „Entscheidungshilfen für die Rehabilitation von Wasserverteilungsanlagen“ in der ENERGIE WASSER PRAXIS 5/11, S. 48 – 53. Der DVGW schlägt zur Rehabilitation keine speziellen technischen Lösungen vor, sondern erläutert die grundsätzlichen Methodiken, mit denen es gelingt, die Rehabilitation strategisch zu planen – und das auch unter Kostengesichtspunkten. Die anzustrebenden Ziele sind dabei:

  • „Minimierung von Rohrschäden und Versor-gungsunterbrechungen;
  • Reduzierung oder Niedrighaltung von Wasserverlusten;
  • Vermeidung der Gefährdung von Mensch, Fremdanlage und Umwelt;
  • Verbesserung oder Erhalt der Versorgungsqualität bei geringst möglichem Gesamtkostenaufwand.“

Wie man passende Reha-Strategien auf diese Ziele ausrichtet, weiß
Dipl.-Ing. Bernd Heyen
GELSENWASSER AG
Willy-Brandt-Allee 26
45891 G e l s e n k i r c h e n
Tel.: 0209/708-1849; Fax: 708-669
E-Mail: bernd.heyen@gelsenwasser.de

Mit aggressivem Sauerstoff
gegen Mikroverunreinigungen
 

Mit aggressiven Oxidationsverfahren kann man ansonsten schwer abbaubare Spurenstoffe (beispielsweise Pestizide oder synthetische Hormone) im Rohwasser zerstören.

Über die „Möglichkeiten und Grenzen von oxidativen Aufbereitungsprozessen zur Entfernung von organischen Spurenstoffen“ informieren HOLGER LUTZE & THORSTEN C. SCHMIDT in der ENERGIE WASSER PRAXIS 5/11, S. 54 – 58. Da einige Mikroverunreinigungen aber auch durch die jetzt verfügbaren Oxidationsverfahren („Advanced Oxidation Processes – AOP“) nicht zu knacken sind, schlagen die Autoren in ihrem Ausblick vor, nach noch aggressiveren Oxidationsverfahren zu suchen. Da aber auch bei aggressivsten Oxidationsverfahren einige Spurenstoffe nicht völlig zerstört, sondern nur in Bruchstücke aufgespalten werden, wird in dem Ausblick als künftiges Forschungsthema hervorgehoben:

„Ein weiterer sehr bedeutender Punkt beim Einsatz und bei der Entwicklung von AOP wird auch auf lange Sicht die Bildung von Transformations- und Nebenprodukten, deren toxikologische Bedeutung sowie ihr Verhalten in der gesamten Prozesskette der Wasseraufbereitung sein. Und schließlich müssen auch energetische Aspekte bei der Beurteilung berücksichtigt werden, da diese sowohl die Kosten der Verfahren als auch den 'Carbon Footprint’ weitgehend bestimmen.“

Details über den Einsatz von fortschrittlichen Oxidationsverfahren in der Trinkwasseraufbereitung weiß
Prof. Dr. Torsten C. Schmidt
Campus Essen
Universitätsstraße 5
45141 E s s e n
Tel.: 0201/183-6774; Fax: 183-6773
E-Mail: torsten.schmidt@uni-due.de
Internet: www.uni-due.de/iac

Wie spüle ich effizient
mein Leitungsnetz?
 

In Trinkwasserleitungen aus ungeschützten Eisenwerkstoffen bilden sich Ablagerungen aus Korrosionsprodukten, die bei den TrinkwasserkonsumentInnen zu imageschädigenden Braunwasserproblemen führen können. Korrosionsprodukte, Rostpartikel und ins Leitungsnetz eingeschwemmter Sand können zudem qualitative Probleme zur Folge haben. Um die Partikel aus den Leitungen heraus zu schwemmen, spült der Wasserwerker periodisch oder bei Bedarf sein Leitungsnetz. Offenbar wird bei den Spülungen bislang sehr intuitiv vorgegangen. Denn eine wissenschaftliche Verifizierung von Spülstrategien scheint bislang nicht vorzuliegen.

In dem Aufsatz „Spülverfahren und Spülstrategien für Trinkwasserverteilungssysteme - Einsatzmöglichkeiten und Einsatzgrenzen“ versuchen AND-REAS KORTH ET AL. in der ENERGIE WASSER PRAXIS 6/2011, S. 24 – 28, dem Bauchgefühl der Wasserwerker wissenschaftliche Forschungsergebnisse zur Seite zu stellen.

Aber ob die Untersuchungen so viel aussagefähiger sind? Denn raus kam bei den Forschungen bislang nur: Je höher die Fließgeschwindigkeit bei der Spülung, desto mehr Ablagerungen lassen sich aus den Trinkwasserleitungen ausschwemmen.

Weitere Auskunft zu den Spülstrategieforschungen, die noch weiter geführt werden sollen, bei
Dr. rer. nat. Andreas Korth
DVGW Technologiezentrum Wasser (TZW)
Außenstelle Dresden
Wasserwerkstraße 2
01326 D r e s d e n
Tel.: 0351/85211-54; Fax: 0351/85211-10
E-Mail: andreas.korth@tzw.de
Internet: www.tzw.de

„Wasserasseln in
Trinkwasser-Verteilungssystemen“ …
 

… sind Thema von GÜNTER GUNKEL & MICHAEL SCHEIDELER in der GWF-WASSER/ABWASSER 4/2011, S. 380 – 388. Wasserasseln seien zwar „als Teil der 'normalen’ Besiedlung von Trinkwasserleitungen“ anzusehen, aber aus Gründen der „ästhetischen Qualität“ und wegen der „Akzeptanz des Trinkwassers“ seien die Kleinkrabbeltiere „unerwünscht“. Ferner komme es zu einer Anreicherung von Asselkot im Rohrnetz und tote Tiere könnten besonders unter Stagnationsbedingungen zu einer Verkeimung des Trinkwassers führen. Die Tiere ernähren sich vom Biofilm auf den Rohrinnenwandungen.

Wer keine Wasserasseln in den Trinkwasserleitungen haben will, muss deshalb dafür sorgen, dass der leicht abbaubare Anteil des Gelösten organischen Kohlenstoffs (DOC) im Trinkwasser reduziert wird. Denn die leicht abbaubare DOC-Fraktion korreliert mit der Biofilmbildung.

Neben einer guten Rohrnetzpflege stehe jetzt mit dem CO2-Spülverfahren „ein zuverlässiges und direkt im Trinkwasser-Verteilungssystem anwendbares Verfahren zur Bekämpfung von Wasserasseln“ zur Verfügung, schreiben die Autoren. Demgegenüber würden sich die Wasserasseln von der üblichen Wasserspülung kaum beeindrucken lassen.

Weitere Auskunft zum Einsatz von mit CO2 übersättigtem Wasser im Kampf gegen die Wasserasseln bei
Privatdozent Dr. rer. nat Günter Gunkel
Technische Universität Berlin
Institut für Technischen Umweltschutz
Fachgebiet Wasserreinhaltung, Sekr. KF 4
Straße des 17. Juni 135
10623 B e r l i n

Den „Problemorganismen“ im
Trinkwassersystem auf der Spur
 

Wie man Wasserasseln und andere wirbellosen Kleinkrabbeltieren im Trinkwassersystem auf die Spur kommt, beschreiben UDO RATHSACK & KRISTI-NA RATHSACK in der GWF-WASSER/ABWASSER 4/2011 in dem Aufsatz „Besiedlung von Wasserversorgungsnetzen durch Asseln und andere Invertebraten – Mess- und Beobachtungsverfahren“ (S. 390 – 396). Da es bislang kein standardisiertes Verfahren gibt, um den Befall des Leitungssystems mit „Problemorganismen“ zu erfassen, stellen die Autoren ein eigenes Erfassungs- und Bewertungssystem vor. Die Autoren betonen,

„dass es einen 'wahren’ oder besonders repräsentativen Zustand des Eliminierungsprozesses biologisch verwertbarer Stoffe nicht gibt, weil sich die Reaktionsbedingungen im Versorgungsnetz infolge einer ungeregelten Wasserentnahme chaotisch ändern und auch der Stoffkomplex in Folge der Metabolisierung auf dem vorangegangen Fließweg zum Messpunkt seine Eigenschaften ändert.“

Die beiden Autoren unterstreichen ferner, dass das Nährstoffangebot im Trinkwasser „im Allgemeinen die alleinige limitierende Größe“ für die Entwicklung von Invertrebraten-Lebensgemeinschaften darstelle. Erfasst wird die Biomasseentwicklung – und gfs. ihre Abnahme auf Grund von Bekämpfungsaktionen - mit Hilfe eines Partikelfilters.

Weitere Auskunft zur Bestimmung der Wirbellosen-Lebensgemeinschaften in Trinkwassersystemen bei:
Dr.-Ing. Udo Rathsack
Postfach 11 25
15201 F r a n k f u r t / Oder
E-Mail: udo-rathsack@t-online.de

 


Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF berichtet regelmäßig über die Angriffe auf die kommunale Daseinsvorsorge. Interessierte können kostenlose Ansichtsexemplare anfordern.

 

 
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