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24. Juli 2008

 

 

 

 

 

 

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  Untersuchungen  


WasserInBürgerhand!

 

Wasserversorgung in europäischen Ländern
Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Polen, Schweiz, Ungarn

(Arbeitspapiere zur Europäischen Sommeruniversität von Attac
in Saarbrücken 1.-6. August 2008)

 

Belgien
 
In den drei Regionen (Brüssel, Flandern, Wallonien) wird Trinkwasser- und Wasserversorgung durch interkommunale Unternehmen gewährleistet.
Abwasserentsorgung, wenn es sie gibt, wird durch interkommunale oder private Unternehmen durchgeführt.

Im Kubikmeter-Preis sind alle Stufen von der Erfassung bis zur Entwässerung und verschiedene Abgaben enthalten. Dieser Preis beinhaltet einen gewissen Betrag für die Instandhaltung und die Erneuerung der Infrastrukturen. Dieser Betrag wird den interkommunalen Unternehmen zurückgegeben. Sie bekommen auch Unterstützung von den Regionen. Der Preis kann sich verdoppeln oder verdreifachen (0,6 bis 3 €) je nach Gemeinde.

Juristisch gesehen ist die Wasserversorgung ein Recht, es kann nicht wegen unbezahlter Rechnungen abgestellt werden.
Da es sich aber um eine regionale Kompetenz handelt gibt es drei verschiedene Tarifsysteme.
In Wallonien gibt es einen sozialen Fond: jeder Benutzer zahlt einen Aufpreis von 0,0125 €/Kubikmeter. Er gilt für die in Zahlungsschwierigkeiten geratene Kunden.
In Flandern sind die ersten 15 Kubikmeter/Jahr kostenlos; dann, wie in Brüssel auch, steigt der Kubikmeter-Preis nach Verbrauchsmenge und Anzahl der Bewohner eines Haushaltes.

Jean-Paul Leonis
(Übersetzung Christiane Hansen, März 2008)

 

Deutschland
 
Wasserversorgung und -entsorgung gehören zu den Kernaufgaben der kommunalen Daseinsvorsorge.

Wichtige Kennzeichen der deutschen Wasserversorgung sind:

  • hohe Versorgungssicherheit
  • hohe Trinkwassergüte, die über den Normen der EG- Trinkwasserrichtlinie liegt
  • hohe Standards in der Abwasserreinigung
  • die Preise liegen im Durchschnitt bei 1,70 €/Kubikmeter für Trinkwasser und 0,35 €/Tag/Einwohner für Abwasser
  • es gibt zwischen 6000 und 6500 Wasserversorger.

Organisation der deutschen Wasserwirtschaft

  • Die Kommunen sind verantwortlich für die Trinkwasserversorgung, sie entscheiden ob sie diese teilweise (PPP) oder ganz an Private übertragen.
  • Abwasserversorgung ist eine hoheitliche Aufgabe, sie ist der öffentlichen Hand vorbehalten.
    Private können beteiligt werden bis zu den Grenzen, die das Gesetz vorschreibt.
  • Es gibt an die 900 Stadtwerke, davon sind ungefähr 500 noch in vollem Besitz der Kommunen (Jahr 2005). Viele haben allerdings die Rechtsform einer GmbH (nach Privatrecht).
  • Schätzungsweise werden noch 80 % der Kunden durch kommunale Stadtwerke, kommunale Wasserversorgungsverbände sowie von kommunalen Eigenbetriebe versorgt.

Diese Situation ist gefährdet durch folgende Tatsachen:

  • Die Politik hat teilweise eine positive Einstellung zu Wasserprivatisierung; dies drückt sich unter anderem klar im Bericht zur „Modernisierung der deutschen Wasserwirtschaft“(2007) aus. Dieser Bericht wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft erarbeitet.
  • Die Wirtschaft will die Wasserprivatisierung. Zudem drängt sie schon lange auf eine steuerliche Gleichbehandlung von Wasser und Abwasser sowie auf die Ausschreibung von Versorgungskonzessionen.
  • Nach dem Wille der EU-Kommission müssen Dienstleistungen im Wettbewerb erbracht werden. Dieses Ziel soll durch Ausschreibungspflicht und Vergaberecht erreicht werden, die auch für die interkommunale Zusammenarbeit gelten soll.
  • Die deutschen Kommunen sind in Finanznot.
  • Der demographische Wandel, das heißt der Rückgang der Bevölkerung, der besonders im Osten des Landes zu beobachten ist.

Wichtige private Wasserversorger

  • EON über die Unternehmenstochter Thüga
  • RWE
  • Suez-Eurawasser
  • Veolia
  • EnBW mit EDF als Mutterkonzern

Die privaten Wasser und Abwasserkonzernen sind in Deutschland erst am Begin des „Markteintrittes“. Die BürgerInnen sind gefragt, sie müssen sich für ihr wichtigstes Lebensmittel einsetzen um zu verhindern, dass sich wie im Energiesektor Oligopole zwischen ein paar Global Player, bilden

Christiane Hansen nach einem Bericht von Nikolaus Geiler (März 2008 )

 

Frankreich
 

Verwaltung und Schutz der Ressource Wasser sind Staatsaufgaben (eine Direktive vom Ministerium für Umwelt und nachhaltige Entwicklung); diese Aufgaben werden in den sechs hydrographischen Becken über die Wasseragenturen wahrgenommen.

Die Landwirtschaft nutzt 75 % der Ressource, die Industrie 17 % und nur 8 % sind Trinkwasser für die Haushalte.

Verteilung des Trinkwassers, Sammeln und Wiederaufbereitung sind Aufgaben der Gebietskörperschaften (Gemeinden oder Gemeindeverbände) entweder öffentlich-rechtlich durch Regiebetriebe (staatliche Unternehmen) oder durch öffentliche Delegation an Private. (Pacht, Konzession, Beteiligungsregie).

Die Wasserver-und Entsorgung kostet bei den Privatunternehmen 23 % bis 44 % mehr als bei Regiebetrieben. Das Verhältnis Regie/Delegation ist zahlenmäßig 50/50. Man kann also sagen, dass bei gleicher Leistungsqualität, die Regie für die Verbraucher günstiger ist als die Delegation. Und auch, dass die kleinen öffentlichen Versorger die gleiche technische Kompetenz haben als die großen Räuber, und dazu sind sie viel billiger.

Es muss kritisiert werden, dass bei den Haushalts-Verbrauchern ein Schuldgefühl wegen Verschwendung und Verschmutzung von Wasser geschaffen wird (nur 8 % der Ressource); dies steht in keinem Verhältnis zu der Verantwortung der Landwirtschaft.

JL LINOSSIER
(Übersetzung Christiane Hansen)

 

Italien
 

In Italien hat eine liberale Regierung, Anfang des 20. Jahrhunderts, den großen Gemeinden das Recht gegeben, sie sogar dazu aufgefordert, kommunale Unternehmen für Strom, Wasser, öffentlichen Verkehr zu gründen.

1904 hatten 28 Gemeinden und Provinzhauptstädte Wasserunternehmen gegründet; diese blieben bis Ende der 80er Jahre kommunal und öffentlich-rechtliche Unternehmen, die das Wasser gewonnnen, verteilt und gereinigt haben.

Das Reformrahmengesetz der lokalen Autonomien, von 1990, nahm den gewählten Versammlungen das Recht der Betriebsführung von kommunalen Unternehmen und drängte diese auch noch zur Umwandlung in privatrechtliche Gesellschaften.

Im Moment ist die Situation sehr unterschiedlich: einige Gemeinde oder Gemeindverbände sind im Wasserbereich öffentlich-rechtlich geblieben, andere (SMAT TURIN) haben Aktiengesellschaften gebildet, behalten aber 100 % des Kapitals in öffentlicher Hand; andere haben einen Teil des Kapitals an Wassermultis verkauft (ACEA ROM Veolia).

Auch die Preise sind sehr unterschiedlich: sie hängen von der getroffenen Wahl der Gemeinden ab und ob die Kosten der Entwässerung auf einem Formular (zusammen mit dem Trinkwasser; Anm. der Übers.) aufgeführt sind.

In den letzten Jahren ist eine neue Phase eingeleitet worden: einerseits kaufen die großen Wasser-TNK (hauptsächlich die französischen) Teile des Kapitals der ehemals kommunalen Unternehmen auf, andererseits beginnen diese Unternehmen zu fusionieren, andere Gesellschaften zu integrieren, um dann Multi-Utilities Gesellschaften zu werden (Finanz-Holdings), die die verschiedenen Teile der öffentlichen Daseinsvorsorge zusammenführen (Wasser, Strom, Heizung, Abwasser, Müllverbrennung und anderes).

2007 hat das Forum der Wasserbewegungen ein Bürgerbegehren eingeleitet, damit Wasser wieder öffentlich wird. Von 406.000 BürgerInnen unterschrieben, wurde es dem Parlament übergeben. Dieses muss jetzt darüber diskutieren und abstimmen.

 

Österreich
 

Österreich hat sehr viel Wald und viel Wasser. Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt durchschnittlich 1200 mm; in der gebirgigen Gegend mehr, im Flachland weniger. 400 mm fließen aus den Nachbarstaaten zu. Davon gehen 500 mm durch Verdunstung wieder an die Atmosphäre zurück. Die Wasservorräte betragen etwa 84 Milliarden Kubikmeter. Davon dienen 750 Millionen Kubikmeter für die Trinkwasserversorgung (www.ovgw.at) Viele Flüsse und Bäche werden zur Stromerzeugung genutzt.

Es ist der Geologie des Landes zu verdanken, dass die Trinkwasserversorgung fast zur Gänze aus Quellen und Grundwasser erfolgen kann und eine Aufbereitung aus Flusswasser nicht notwendig ist. Insgesamt gibt es ca. 6000 öffentliche Wasserversorgungsanlagen.

Wasserversorgung erfolgt hauptsächlich durch die Kommunen (Gemeinden) im Rahmen ihrer Selbstverwaltung. Für kleinere Wohneinheiten gibt es auch viele Wassergenossenschaften. Manchmal schließen sich mehrere Gemeinden zu Wasserbänden zusammen. Wasserversorgungsanlagen können aber auch von privaten und juristischen Personen, insbesondere Kapitalgesellschaften (in Salzburg z.B. Salzburg AG) errichtet bzw. übernommen werden, wenn die wasserrechtlichen Bestimmungen eingehalten werden. 95 % der Trinkwasserversorgung von Österreich liegt noch in öffentlicher Hand.

Natürlich benötigen auch die Landwirtschaft und die Industrie viel Nutzwasser.

Österreichisches Wasserrecht

Die wichtigste gesetzliche Grundlage bildet das Wasserrechtsgesetz 1959 (WRG 1959 i.d.g.F.). Das WRG unterscheidet grundsätzlich zwischen öffentlichen und privaten Gewässern. Die meisten Flüsse sind öffentliche Gewässer, Quellen und Grundwasser sind private Gewässer, gehören also dem jeweiligen Grundeigentümer. Sowohl die Entnahme von Wasser aus Quellen, Grundwasser und fließenden Gewässern wie auch die Ableitung geklärter Abwässer bedürfen ab einer gewissen Menge einer wasserrechtlichen Bewilligung. Die darf nur erteilt werden, wenn öffentliche Interessen nicht dagegen sprechen, insbesondere die Trinkwasserversorgung eines Ortes nicht gefährdet ist. Um die Nutzung von Quellen und Grundwasser kann der Grundeigentümer ansuchen, aber auch andere Personen, wenn sie sich mit dem Grundeigentümer geeinigt haben. Unter gewissen Voraussetzungen gibt es auch die Einräumung von Zwangsrechten, vor allem, wenn es im öffentlichen Interesse ist.

Abwasserbeseitigung

Mit der stabilen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung wuchs auch die Siedlungswasserwirtschaft. Die Wasserbautechniker gehen bei ihren Berechnungen davon aus, dass jeder Österreicher täglich 130 – 180 l Wasser verbraucht.

Trinkwasser muss bakteriologisch und chemisch einwandfrei sein. Gefährdungen sind gegeben durch Chemikalien, Schwermetalle, Deponien, Mineralölunfälle, Überdüngung (Nitrat) usw. aber auch durch unzureichende Abwasserbeseitigungen , seien es nun häusliche oder gewerbliche Abwässer, die entweder nicht oder mangelhaft gereinigt in die Vorfluter abgelassen wurden und dadurch auch den Grundwasserstrom beeinträchtigten. In den städtischen Bereichen wurden die Kanalisationen vorangetrieben, aber auch in vielen Landgemeinden und statt der früher üblichen mechanischen biologische Kläranlagen errichtet. Aus Kostengründen schlossen sich viele Gemeinden zu Reinhalteverbänden zusammen. Der Bund stellte über den Wasserwirtschaftsfonds günstige Kredite zur Verfügung und solche Anlagen wurden auch von den Ländern gefördert. Politik, Wirtschaft und Umweltschutz zogen an einem Strang. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: 85 % aller Haushalte in Österreich sind an öffentliche Kanalisationen angeschlossen. Viele Gewässer und Seen überlebten dadurch ökologisch. Auch Industriebetriebe (vor allem die Papierindustrie) mussten in gute Kläranlagen investieren.

Privatisierung öffentlicher Wasserversorgung

Privatisierungsbestrebungen gehen vor allem von der WTO (Gats) und der Weltbank aus.
Die Rechtlage in der EU darf als bekannt vorausgesetzt werden. Die wichtigste Bestimmung ist die Richtlinie über Dienstleistungen im Binnenmarkt vom Dezember 2006, wonach es den einzelnen Staaten überlassen ist, wie weit privatisiert wird. Gefahren stellen jedoch in diesem Zusammenhang allerdings die Vergaberichtlinien und die restriktiven Bestimmungen für staatliche Zuschüsse dar. Die größte Gefahr für Privatisierungen gehen von den ausgedünnten Budgets der Gemeinden aus.

Gegen Privatisierungen sprechen folgende Gründe:

Wasserversorgungen sind natürliche kleinräumige Gebietsmonopole. Es würde sich überhaupt nicht lohnen, z.B. Parallelleitungen zu bauen (außer Nutzwasser für Betriebe). Es kann also gar nicht einen Wettbewerb „im Markt“ (um die Kunden) geben, sondern nur einen Wettbewerb „um den Markt“ (um den Betrieb von Wasserversorgungsanlagen).

Für die Errichtung und Sanierung vieler Wasserversorgungsanlagen flossen Millionen von Steuergeldern über den Wasserwirtschaftsfonds (jetzt im Umweltförderungsgesetz geregelt). Außerdem zahlt jeder Haueigentümer Jahrzehnte lang Wassergebühren. Auf diesem finanziellen Fundament wollen Private - es handelt sich in der Regel um transnationale Konzerne - möglichst viel Gewinn erzielen. Überall wo voll (England, Bolivien) oder teilweise (Italien, Frankreich, Berlin ) privatisiert wurde, stiegen die Gebühren für Wasser und gab es massive Probleme bei der Versorgung (Vernachlässigung der Netzerhaltung und dadurch hoher Leckwasseranteil, Verweigerung der Versorgung bei finanziellen Problemen usw.). Von Seiten der WTO und auch der EU wird zu einseitig eine Politik zugunsten internationaler Konzerne gemacht. Die Auswirkungen sind deshalb so schlimm, weil auf den Finanzmärkten zu viel Freiheit gegeben ist (Spekulation statt Investition).
In Österreich gab es bisher auch Bereiche privater Wasserwirtschaft (insbes. Mineralwasser), die früher keine Probleme machten.

Entgegen aller Beteuerungen von österreichischen Politikern wurde die Wasserversorgung von Klagenfurt an eine Tochterfirma des Veolia- Konzerns „verkauft“. Die Veolia (früher Vivendi) ist ein französischer, weltweit zweitgrößter Wasserkonzern .Im Jahr 2000 wurden die Klagenfurter Stadtwerke in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Obwohl sie sich zu 100 % im Besitz der Stadt Klagenfurt befand, entzog sie sich weitgehend der demokratischen Kontrolle durch den Gemeinderat. 2005 wurde die Aquassist Wasserversorgungs GmbH gegründet, die sich damals noch eine 100 %-Tochter der StW Klagenfurt AG. war.2006 wurden 51 %- Anteile an eine deutsche Tochterfirma des Veolia- Konzerns verkauft. 2007 erfolgte eine Ausschreibung der Dienstleistungen um die Wasserversorgung. Den Zuschlag erhielt die Aquassist. So wird scheibchenweise eine öffentliche in eine private Wasserversorgung umgewandelt.

Derzeit läuft eine Petition an den Nationalrat, die öffentliche Wasserversorgung durch eine Verfassungsbestimmung zu sichern.

Wer es noch genauer wissen will, kann einen ausführlicheren Text mit Literaturangaben unter josef.schi@aon.at anfordern.

Dr. Josef Schilcher

 

Polen
 
In Polen gibt es 500 Wasserversorger, davon sind 97 % in öffentlicher Hand, 3 % gehören dem privaten Sektor an.

Hier die Liste:

Gdansk
Wasserver- und -entsorgung werden von SAUR getätigt, einer der weltweiten Leaders für Dienstleistungen der Daseinsvorsorge ( Spanien, Russland, Argentinien, China, Armenien).
Der Vertrag wurde 1999 für 30 Jahre, unterzeichnet.
In den Verträgen steht, dass „der Wasserpreis für öffentliche Brunnen, Feuerwehr oder Bürgersteige und öffentliche Grünanlagen derselbe ist “. Der Preis für einen Kubikmeter beträgt etwa 3 Zlotys.

Glogow
Hier ist das deutsche Unternehmen Gelsenwasser Miteigentümer des „Unternehmen für Wasserversorgung und Kanalisation“.
Dieses Unternehmen erhöht oft die Preise und steht in der Kritik seiner Angestellten wegen Massenentlassungen und damit Verletzung des Privatisierungsvertrages.

Tarnowskie Gory, Tarnowski Gebirge
2002 wurde die Wasserversorgung an das französische Unternehmen „Compagnie Générale des Eaux“ von der Gruppe Véolia-Environnement verkauft.
Der Wasserpreis beträgt 3,82 Zlotys.

Bielsko-Biala
Die Gesellschaft Aqua ist Eigentümerin der Wasserver- und -entsorgung. (Die Gemeinde Bielsko-Biala und United Utilities Poland sind Aktionär zu 51,06 %, bzw. 33,18 %; 15,76 % gehören Kleinaktionären).
Der Kubikmeter kostet 2,76 Zlotys.

Poznan
Seit 2003 ist Aquanet der Wasserlieferant.
Der Preis beträgt einheitlich für Haushalte, Industrie und Feuerwehr: 2,76 Zlotys.

Dabrowa Gornicza
2002 wurden Wasserver und Entsorgung an die deutsche RWE GmbH verkauft.
2006 hat der Stadtrat in Erwägung gezogen, das Unternehmen zu verlassen, weil RWE der Stadt ihre Art der Gewinnerzielung aufzwingt und weil sie sich in die Preisgestaltung der öffentlichen Dienstleistungen einmischt.
Im letzten Jahr hat die Gemeinde 3,6 Millionen Zlotys zugeschossen, um die geplanten Wasserpreissteigerungen einzufrieren.
Der Vertrag sieht bei Vertragsabbruch eine Zahlung von 50 Millionen Zlotys vor.

(Übersetzung Christiane Hansen, Juni 2008)

 

Schweiz
 
In der Schweiz gibt es ungefähr 3000 Wasserlieferanten, da die Wasserverteilung in der Kompetenz der Kantone liegt. Diese übertragen die Aufgabe an die Kommunen. Früher war die Wasserzustellung oft durch privatrechtliche Kooperativen gewährleistet, heute aber gehören die meisten der öffentlichen Hand wie zum Beispiel service des eaux de Lausanne, service des eaux de Genève, service des eaux de Neuchâtel, etc.

Seit ungefähr 5 Jahren stellt die Frage der Privatisierung der Daseinsvorsorge auch für die Schweizer Wasserversorger. Manche haben sich schon für eine AG mit den öffentlichen Trägern als Aktionäre entschieden (im Augenblick noch die Mehrheit) und privater Beteiligung. Das ist hauptsächlich der Fall der Multi-Utility Anbieter, die gleichzeitig Strom, Gas, Wasser und Fernwärme anbieten. (Beispiel: Sinergy Infrastructures SA Martigny oder Gruyère Energie SA)

Die Wasserwerke Zug sind ein wichtiger Wasserversorger, der schon immer privat war.
Die SSIG (Schweizer Gesellschaft der Gas und Wasserwirtschaft) schätzt dass der Bau von 1 Meter Rohrleitung im Durchschnitt 600 SF kostet; damit würde das Schweizer Wasserverteilungsnetz ein Kapital von rund 30 Milliarden SF wert sein.

www.trinkwasser.ch/fr/frameset_fr.html?html/wasserversorgung/nav_wvs_fr.html~leftFrame

(Übersetzung Christiane Hansen, Mai 2008)

 

Ungarn
 
Nach der Änderung des politischen Systems in den frühen 90er Jahren, wurde der Privatisierungsprozess von der Mehrheit der ungarischen Gesellschaft unterstützt. Dadurch, dass es in Ungarn keine Kritik gegen die Privatisierung der öffentlichen Daseinsvorsorge gab, gab es auch bis vor kurzem keine Debatte über Privatisierung .Aber die Privatisierung des Gesundheitssystems hat nun die Meinung der Mehrheit der Menschen für ein System in öffentlicher Hand umgedreht.
Den ungarischen BürgerInnen ist klar geworden, dass Privatisierung nicht unbedingt Effizienz bedeutet und dass, das Argument der Steigerung der Investitionen auch fraglich ist.

In Ungarn ist die Mehrheit der Häuser an das Trinkwassernetz angeschlossen. Im Bereich der Entwässerung ist die Lage schlechter, obwohl große öffentliche Investitionen in diesen Bereich fließen. Die Rolle der privaten Investitionen ist bis jetzt marginal gewesen. Nach der Übergangszeit sind die Verbesserungen hauptsächlich vom Staat finanziert worden mit einer Co-Finanzierung der EU und der Welt Bank.

In den 80er Jahren ist die Wasserwirtschaft von nur 33 Gesellschaften verwaltet worden (28 waren im Besitz von Kommunen und 5 Staateigentum) Nach dem Systemwechsel wurde durch das „Gesetz über die lokale Regierungen“ (1990) die Verantwortung für Trinkwasser an lokale Behörden übertragen. Die Kommunen hatten das Recht, diesen Transfer abzulehnen und einige haben abgelehnt. Viele Gemeinden versuchten, ihr eigenes Wassersystem zu gründen. Gegenwärtig gibt es 350 Wassergesellschaften, die Wasser verteilen. Sie sind in geteilter Eigentümerschaft (Staat oder Kommune oder Konzession). Ungefähr 40 % des Trinkwassers wird von privaten Konzernen geliefert, Beispiel: Veolia, Suez, RWE, E.ON, Berlin-Wasser.

Die Privatisierungen sind sehr stark von haushaltspolitischen Überlegungen beeinflusst worden. Zum Beispiel als Budapest Waterwork teilprivatisiert wurde, stand die Gesellschaft gut da und war gut geführt. In 1997 hat die Budapester Lokalregierung, die Privatisierung des Wassersystems beschlossen. Es wurde an ein deutsch-französisches Konsortium (Trinkwasser RWE-Thames und Suez, Abwasser: RWE-Thames und Vivendi) für etwa 75 Millionen US-Dollar verkauft (im englischen Text Folgendes: i.e.25% percent plus 1 share of the water utility; Anm. der Übersetzerin) mit Betriebsführungsrechten für 25 Jahre.

Am Anfang schien das Geschäft erfolgreich, aber bald traten Probleme auf: trotz der großen Verluste, (HUF 1,5 Milliarden) in 1998, hat sich das Management Honorare von HUF 2 Milliarden gebilligt. Es konnte so handeln, weil die Honorare nicht an den Versorgungsbetrieb gebunden waren, sondern an die Kostenreduzierung. 1990 verschlechterte sich das Verhältnis zwischen der Stadt und dem französischen Eigentümer, ein Teil des Vertrages wurde gekündigt. Diese Fallstudie und die Erfahrung der Stadt Pecs zeigen die typischen Probleme der Wasserprivatisierung, nämlich:

  • die VerbraucherInnen müssen die Honorare des Managments zahlen oder die Profite des Investors.
  • Private Besitzer sind unter Umständen nur in Kostenreduktion interessiert.
  • Nur die lokale Regierung ist sensibel gegenüber soziale Belangen, hauptsächlich vor
    Wahlen, Privatunternehmen tendieren nicht dazu.
  • Ein Vertrag, der vorher als „bombensicher“ vorher galt, kann sich als fehlerhaft entpuppen.
  • Investitionen können verringert werden.
  • die Demokratie wird geschwächt.

Budapest 18. Februar 2008
Matyas Benyik, attac-Ungarn
Quellen:
Zsolt Boda und Gabor Scheiring: Water privatization in the context of transition, Public Services Yearbook 2005/6 pp95-101 TNI Amsterdam the Netherlands

(Übersetzung Christiane Hansen, Mai 2008)

 



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