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21. April 2006

 

 

 

 

 

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WasserInBürgerhand!

Politisches Puppenspiel zum Thema Wasser
von der Wasserallianz München

 



Polizist:

I bin a Polizist - na ja, des habt's ja wohl schon selba gmerkt. Also neuli hat mir was tramt. Vielleicht wundert's euch, aba Polizisten tramen a.

Also: a schena Sonntag war's und i geh da spaziern in unsern schenan Oberbayern und wia i da an Bach entlang geh, da sig i schon von da Weitn a paar Leit im Bach, und am Ufa an Polizisten! I, neigierig geh hin: plantschn da a paar junge Leit, Burschn und Madln im Wassa umananda. Na und durschtig warns a und ham a bissl getrunkn vom Wassa, weil des war ja klar und sauba, wia's ja bei uns meistens is. Und was her i da den Polizistn sagn? "Kommen Sie sofort heraus aus dem Wasser! Dieses Wasser ist privatisiert! Es ist verboten, in dieses Wasser hineinzusteigen! Und ebenso verboten, es zu trinken!" Und wisst's, was dann die Buam und Madl gmacht ham? Die ham glacht und ham die Händ volla Wassa gnommn und ham den Polizistn so angspritzt, dass der s'Weite gsuacht hat. Und i hab a miassn lachn - im Traum!

Am nextn Tag im Revier, da sag i zu meim Spezl: du wast, was mir letzte Nacht tramt hat? Und i erzähl eam, was i euch grad erzählt hab und sag dann: des is ja do a Witz - des Wassa von an Bach privatisiert! Und was sagt mei Spezl drauf? Na ja a Witz - bei uns da wär's wohl a Witz. Aba mei Tochta hat mia erzählt, dass sie ghert hat, dass des in Indien tatsächlich passiert is.

 

Indien

In Indien ist der Verkauf von Flüssen und Wasserentnahmerechten im vollen Gange. In der Region Plachimala im indischen Bundesstaat Kerala pumpt Coca Cola seit einiger Zeit täglich 800.000 Liter Grundwasser ab und bereitet es für sein Kinley-Tafelwasser auf. Der Grundwasserspiegel ist nun rapide gesunken, Frauen müssen kilometerweit bis zu einem Brunnen laufen, der nicht ausgetrocknet ist. Zudem ist das Grundwasser von den ungeklärten Abwässern der Fabriken verseucht. Aufruhr entstand vor allem bei den Bauern. Bei einer Demonstration wurden Coca Cola-Kühlschränke aus den Läden ins Meer gekippt, die Firma braucht seitdem massivem Polizeischutz.

In der Bihar-Provinz südlich von Bengalen verkaufte die Regierung gegen den Willen der Bevölkerung den Fluss Sheonath. Polizei patroullierte im Auftrag des Eigentümers und verhaftete Leute, die dort baden, fischen, Kleider waschen und Felder mit dem Flusswasser bewässern wollten, denn das galt nun als Diebstahl. Doch 100.000 Menschen protestierten so lange, bis dieser Privatisierungsvertrag zurückgenommen wurde.

 

Polizist:

Also des glabst ja net! In Indien is des schon so wia's mia tramt hat. Des Wassa von an Fluss privatisiert! Ja, wenn i da so weita denk... zum schluss wird no des Regnwassa privatisiert und mia miassn am End no fiars Regnwassa was zahln! Na so was!

Regenwasser in Wales

In Wales, wo wie überall in England die Wasserversorgung schon seit 1989 privatisiert ist, ging der dortige Konzern so weit, das Regenwasser mit in das Vertragspaket aufzunehmen. Die Farmer mussten plötzlich für das Regenwasser, das auf ich Ackerland fällt, Abgaben bezahlen. Auch das unentgeltliche Auffangen von Regenwasser wurde verboten. Gerichtlich wurde festgelegt, bis zu welcher Höhe über bebautem Boden Regenwasser dem Wasserversorgungsunternehmen gehört. In Hubschrauberhöhe beispielsweise wäre es wieder erlaubt und man könnte es mit einem herausgehaltenen Kanister auffangen!

 

Polizist:

Mit an Kanista vom Hubschrauba aus auffangen! Habt's des ghert? Also, wann i ma des so vorstell, wann des bei uns so kemmat, da müsst ja i dann umanandagehn und die Bauersleit kontrolliern! Und wann a Bäurin grad wollat ihrn Gartn wassern mit'n Regenwassa, was sie in da Tonne aufgfangn hat, dann miassat i sie einsperrn oda an Strafzettl schreibn. Na, i pack des net! Abba... Wassa, is des net a Menschenrecht?


Menschenrecht oder Warenrecht

Es gibt zwar ein Menschenrecht auf Nahrungssicherheit und Zugang zu Wasser, aber dieses Recht ist wie die anderen sozialen und wirtschaftlichen Menschenrechte kein einklagbares, völkerrechtlich verbindliches Grundrecht, sondern lediglich ein "vorkonstitutionelles" Recht. Das Recht auf Wasser in Art. 25 ist ebenso wie das Recht auf Arbeit in Art. 23 vor keinem Gericht einklagbar. Die sozialen Menschenrechte haben - wie auch alle UN-Konventionen - keinen politischen Biss, sie sind "weiche" Rechtsgüter gegenüber den "harten" justiziablen Rechtsgütern, die sanktionierbar und einklagbar sind.

Nichtregierungsorganisationen fordern zwar weltweit, dass das Menschenrecht auf Wasser verbindlich wird, doch das Gegenteil ist eingetreten: Das Wasser gilt seit dem Jahr 2000, seit dem Weltwasserforum in den Haag nicht mehr als Grundrecht sondern als Bedürfnis. Eine gut geölte Lobby-Maschinerie hatte beim Weltwasserforum die Interessen der Weltmarktkonzerne durchgesetzt. Wenn Wasser ein Bedürfnis ist, kann man es dem Markt überantworten. Wasser ist nun eine Handelsware, ein Investitionsgut oder eine Dienstleistung. Und Konflikte werden beim Schiedsgericht der Welthandelsorganisation ausgehandelt, statt bei der UNO.

 

Polizist:

Also des ham die vielleicht fesch gmacht! Mit einem Trick: Sagn einfach Bedürfnis statt Recht! Umgewandelt das Recht in ein Bedürfnis und machn ihr Gschäft damit, ihrn Profit, und bestimmt net wenig!

Südafrika

Südafrika ist eigentlich ein vorbildliches Land, weil es als einziges weltweit per Verfassung das Menschenrecht auf Wasser garantiert, doch die Privatisierung wurde dort trotzdem vorangetrieben. Hunderttausenden wurde seitdem der Wasserhahn abgedreht und die Wasserversorgung ist seit der Privatisierung schlechter als vor der Apartheid. Im September 2002 erschoss die Polizei in Unicity bei Kapstadt 15 Menschen, als sie sich gegen die Wassersperrungen wehrten. Polizeihundertschaften und Sicherheitsdienste der privaten Firma brachen den Widerstand und kappten die Leitungen, ein ganzes Viertel wurde buchstäblich ausgetrocknet. In Durban, ebenfalls Südafrika, kam es 2001 zu Massendemonstrationen gegen die Wasserpolitik. Menschen, deren Wasser abgestellt worden war, hatten aus öffentlichen Toilettenspülungen getrunken, Cholera und Typhus war die Folge.

In Johannisburg wurde ein Vater wegen Wasserdiebstahls verhaftet. Er hatte die gekappten Leitungen wieder zusammengebastelt, denn er konnte es nicht mehr mit ansehen, wie seine Kinder auf der Straße um Wasser betteln mussten.

 

Polizist:

Demostrationen wegn Wassa! Tausende Menschn! Na so was! Wann i ma des vorstell, wann des bei uns so weit kemmat und i miassat dann ja auf da Seitn vom Staat... ja natürli als Polizist miassat i ja dann gegn die durschtign Leut vorgehn. Und wann i ma vorstell, dass i dann sollat a durschtigs Kind wegjagn und an Vata von an solchn Kind einsperrn! Na, na...

Die Welt an der Flasche

Flaschenwasser boomt, man trinkt kein Leitungswasser mehr, obwohl es vielerorts besser oder gleich gut ist, in München ist es sehr gut! Man trinkt Plastikflasche. Bei uns ist das die Folge eines gigantischen Werbefeldzugs, in den armen Ländern ist es Folge der zunehmend prekären Wasserlage, die schamlos ausgenutzt wird. Jährlich wächst der Flaschenwassermarkt um 20 %. Wo sonst gibt es noch solche Zuwachsraten, sagen sich Aktionäre und Konzerne.

Weltmarktführer für Flaschenwasser ist die Firma Nestle, mit ihren Töchtern Perrier, Evian, Vichy, San Pellegrino, Vittel, Pure Life und anderen 65 Marken in 160 Ländern. Coca Cola liefert sich mit der Marke Bonaqua ein Kopf an Kopf-Rennen mit Pepsi und seiner Marke Aquafina.

Das Flaschenwasser ist bei uns oft schlechter als Leitungswasser, ist vielerorts nur gefiltertes, schlecht aufbereitetes Grundwasser, durch einen (Umkehrosmose) Filter geschickt, mit Mineralien angereichert und dann als "reines Wasser" oder Tafelwasser u.ä, verkauft, zusätzlich zu den üblichen Softdrinks. Immer mehr Babies in der Welt werden übrigens damit großgezogen.

Im Jahresbericht von Coca Cola steht stolz vermerkt: "Wir definieren neu, wie die Konsumenten ihren Flüssigkeitsbedarf decken."

Zusätzliche Absurdität: Softdrinks entziehen dem Körper und machen zusätzlich auf Wasser durstig!

Laut FAO ist Leitungswasser im Durchschnitt nicht schlechter als Flaschenwasser. Der WWF hat zudem in einer Studie 2001 gewarnt, dass die Wasserflaschenindustrie jährlich 1,5 Millionen Tonnen Kunststoff verbraucht, bei deren Herstellung Chemie in die Umwelt gelangt. Hinzu kommt der Transport und seine Energieverschwendung. Das Wasser selbst ist vergleichsweise spottbillig aus den natürlichen Quellen entnommen und zum Teil teurer verkauft als Öl oder Milch oder Benzin.

Für das Abpumpen von Wasser, aus Flüssen, Grundwasser oder tief gelegenen Aquiferen werden Privateigentumsrechte oder Lizenzrechte verkauft, selten wird die Entnahme mit Quoten begrenzt, wie bei Holz und bei Öl zum Beispiel.

Der Jahresumsatz der Wasserindustrie liegt bei 40 % der Ölindustrie und übertrifft schon den der Pharmazie um ein Drittel. Dabei werden erst 5 % der Menschen privatisiert versorgt! Wasser gilt als Anlagemarkt der Zukunft, alternativ zum gebeutelten IT! Suez Chef Gerard Mestrallet sagt: "Wo sonst findet man noch einen wirklich internationalen Geschäftszweig, in dem die Preise, anders als etwa bei Stahl, kaum jemals sinken?"( S.,139)

RWE, der drittgrößte Weltwasserspieler macht mit dem Wasser zwar nur 20% seiner Geschäfte, aber ein Drittel des Ertrags. Die Verträge sichern bestimmte Profitraten und wenn sie nicht über den Preis erwirtschaftet werden, muss die öffentliche Hand dazu schiessen.

Das erste Land, das das lukrative Geschäft mit Wasser so richtig entdeckt hat, ist Alaska. In seinen reichen Süßwasserreserven hat es ein Exportvolumen von 113 Millionen Liter täglich entdeckt und will nun groß ins Geschäft mit Gletscherwasser einsteigen. Alaska hat zum Beispiel mit der chinesischen Stadt Sitka einen 30 jährigen Liefervertrag abgeschlossen und verschifft Wasser in die dortige industriellen Freihandelszonen! Denn die boomen in China und brauchen Unmengen von Wasser. Die kanadische Firma Global H2O liefert ihnen nun pro Jahr 69 Milliarden Liter Gletscherwasser, per Supertanker, das sind zum Beispiel umgebaute ehemalige Öltankern, von denen jeder 330 Mio Liter fasst. Auch mit Singapur soll so ein Geschäft abgeschlossen werden. Der Politiker Ric Davidge , der in Alaska als Chef der Wasserbehörde einen passenden Rechtsrahmen für die Vermarktung schuf, ist inzwischen nicht mehr Politiker, sondern gründete 1999 das Unternehmen Alaska Water Export, eine Reederei für Wassertanker.


Apropos Transport von Wasser:

Außer in Pipelines wird das blaue Gold nun mehr und mehr in Schläuchen und riesigen Plastikbehältnissen von Schiffen geschleppt. Wasserschläuche könnten bald Ladungen mit fünffachem Fassungsvermögen von herkömmlichen Supertankern transportieren. Ein Schlauch von z.B. 160 m Länge fasst 19 Millionen Liter. Einer für 1,75 Millionen Kubikmeter ist 650 Meter lang, 150 Meter breit und 22 Meter hoch, aus Polyurethan. Auch können mehrere kleinere Schläuche im Verbund eingesetzt werden. Vor allem die Türkei transportiert auf diese Weise Wasser aus ihrem gigantischen Staudamm in Richtung Israel und griechische Inseln, für gute Devisen. Auf der anderen Seite, in Richtung Irak, Syrien und kurdische Provinzen wiederum wird das Wasser durch den Staudamm verknappt: Expräsident Süleymann Demirel, der die türkische Staudammpolitik forciert hat, sprach es offen aus:

Zitat: Mit dem Wasser ist es wie mit dem Öl: wer an der Quelle sitzt, hat ein Recht darauf, das ihm niemand streitig machen kann. "

 

Polizist:

Also in Flaschn fülln des Wassa oda noch bessa, des Wassa in riesige Schläuch fülln und dann durch's Meer ziagn von Alaska bis China! Kennt's ihr euch des vorstelln? Ja... und die Leit dort, wo des Wassa wegkommt? Was machn die nacha? Durschtn? Oder - streitn! Alo des muass ja zu an Streit kommen zwischn die leit, wann sie so durschtig sein! Ja - wann i des so bedenk, dann kennt des ja am End noch gar zu an Kriag ums Wassa führn.

Der Krieg um das Wasser/ Israel und Palästina

Laut einer Dokumentation von Arte verbrauchen die Israelis 6 x mehr Wasser als die Palästinenser, vor allem für die lukrative Landwirtschaft. Während auf ihrer Seite des Zauns die Felder wegen Wassermangels nicht bewässert werden können, wachsen auf der israelischen Seite Melonen in vier Ernten, dank intensiver und subventionierter Bewässerung. Im wasserreichen Norden Israels, am Fuße des Berges Hermon, entspringen die reichen Quellen des Jordans, dort rollten 1967 die Panzer. Im Norden besetzten die Israelis die Golanhöhen und ihre Wasserquellen. Zwei Drittel des Wasserverbrauchs geht und nun in die exportorientierte Landwirtschaft, Palästinensern im Westjordanland aber bleibt nur der Regen für ihre Felder jenseits des Hügels. Und Brunnen zu bohren ist ihnen verboten.

Aus dem See Genezareth, der von dem Jordan gespeist wird, pumpt die israelische Wasserbehörde in einem gigantischen militärisch geschützten Turbinenwerk bei Sapir 400 Millionen Kubikmeter jährlich in die südlichen, trockeneren Küstenregionen. Riesige Rohrensystem und betonierte Kanäle leiten das Wasser des Jordans in die Städte ab. Für die Syrer und Jordanier bleibt nicht viel übrig.

Die israelische Regierung gibt das Wasser verbilligt ab, sonst wären durstige Pflanzen wie Baumwolle, Bananen und Orangen nicht rentabel. Auch investitionsintensive Entsalzungsanlagen kann Israel sich im Gegensatz zu Palästinensern leisten.

Die Palästinenser haben weder mehrere Ernten, noch wird ihr Wasser subventioniert. In der Westbank sind die Böden schon zu Beginn des Sommers ausgetrocknet, wo früher noch Wasser war. Brunnen zu bauen, ist seit dem Krieg 1967 für jordanische Palästinenser verboten. Mit dem Esel müssen die Kinder an entlegenen Quellen Wasser holen oder auf den Wassertankwagen warten. Selbst Projekte der Entwicklungshilfe werden oft durch die israelische Armee verhindert und Zuleitungen für Kooperativen und Bauern blockiert. Aus sogenannten "Sicherheitsgründen". (So auch ein Projekt, dass Johannes Rau mit deutschen Entwicklungshilfegeldern und mit der GTZ am toten Meer unterstützt hatte.

In den Flüchtlingslagern werden Wasserstellen nur eine oder zwei Stunden täglich geöffnet, von Israelis kontrolliert, jeder Eimer muss bezahlt werden, 4 Euro kostet ein Kubikmeter Wasser. Da ist jedes Duschen, jede Fußwaschung vor dem Gebet teuer und das ausreichende Trinken Luxus.

 

Polizist:

Den Durscht mit Wassa still soll a Luxus sein?? Na, wenn i ma vorstell, dass des bei uns so kemmat! Wenn des wirkli bei uns so kemmat, nacha wollat i ka Polizist mehr sein. Nacha wollat i a Wassawerka wern. Ja, wenn des so kommt bei uns, dann geh i zu die Stadtwerke und bewerb mi dort um an Job. Ja! Dann werd ich ein Wasserwerker!!!


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