Herrn
Horst Karry
Vorstandsvorsitzender
der Sparkasse Freiburg-
Nördlicher Kaiserstuhl
F r e i b u r g
Frbg., 29.11.07
Indirekte Beteiligung der deutschen
Sparkassen
am türkischen
Ilisu-Staudammprojekt am Tigris
Sehr geehrter Herr Karry,
anlässlich
des deutschlandweiten Aktionstages am 30.11.07 gegen
die Beteiligung der DekaBank
an der Kreditfinanzierung
für den Ilisu-Staudamm wenden wir uns
heute an Sie.
Der Ilisu-Staudamm
wird den Tigris im überwiegend
kurdisch besiedelten Südosten der Türkei
kurz vor der Grenze zu Syrien und Irak aufstauen
und 313 km² der ‚Wiege
der Zivilisation’ überfluten. Mehr
als 55.000 Menschen werden ihre jetzige Existenzgrundlage
verlieren,
die Nachbarstaaten wurden völkerrechtswidrig
nicht in die Planung einbezogen und sehr wichtige
Lebensräume
bedrohter Tier- und Pflanzenarten werden zerstört.
Die antike Stadt Hasankeyf, in der seit ca.
10.000 Jahren über
20 Kulturen ihre Spuren hinterlassen, wird
in den Fluten verschwinden.
Leider trägt
die DekaBank mit einem 114 Millionen Euro-Kredit
zur Realisierung des Projekts bei.
Die DekaBank ist ein Zentralinstitut der deutschen
Sparkassenorganisation. Hinter ihr stecken als Eigentümer
und Mitglieder des Verwaltungsrats die deutschen
Sparkassen
und elf Landesbanken.
Ein Bündnis
von Nichtregierungsorganisationen und kurdischen
Verbänden wird anlässlich
des morgigen Aktionstages die DekaBank und
ihre Eigentümern
dazu auffordern, die Kreditzusage zurückzuziehen.
Wir schließen uns diesem Appell an und
bitten Sie, sich ebenfalls dafür einzusetzen,
dass öffentliche
Gelder und die Anlagen privater Sparer nicht
dazu genutzt werden, Vertreibung, Umwelt- und
Kulturzerstörung
zu finanzieren! Ein Rückzug der DekaBank
von diesem fragwürdigen Projekt liegt
uns um so mehr am Herzen, weil unser Vereinskonto
bei Ihrer
Sparkasse geführt
wird.
Im Freiburger
Arbeitskreis Wasser im BBU sind Fachleute aus den
Bereichen Gewässerschutz und Wasserwirtschaft
organisiert. Wir bemängeln insbesondere,
dass eine wirkungsvolle Begrenzung der Nährstoffeinträge
in den geplanten Stausee nicht gesichert ist.
Nicht oder nur unzureichend geklärte Abwässer
aus den Städten am Tigris-Oberlauf sowie
Stickstoff- und Phosphorverbindungen aus den
geplanten Landwirtschaftsflächen
werden zu einer Überdüngung des Stausees
führen
und die Gewässergüte im Tigrisunterlauf
drastisch verschlechtern.
Gerne sind
wir bereit, Ihnen in einem Gespräch
die Problematik dieses Staudammpojektes näher
vorzustellen.
Haben Sie besten
Dank im voraus!
Mit freundlichen
Grüßen
i.A. Nikolaus Geiler
(Dipl.-Biol. - Limnologe)