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(ARTE-Reportage 10.11.2007):
Als
der zweitgrösste Energieriese, die Rheinisch Westfälischen
Elektrizitätswerke RWE im Jahre 2000 beschliesst
ins weltweite Wassergeschäft einzusteigen, erhofften
sich Manager und Aktionäre aussergewöhnliche
Renditen. Angekauft wurden Wasserversorger in aller Welt,
angefangen hatte es in England mit dem international
tätigen Thames Water, es folgten Unternehmen in
Australien, Asien und im Nahen Osten. 2003 kam der grösste
private Wasserversorger in den Verinigten Staaten hinzu:
American Water mit 18 Millionen Kunden in 32 US-Bundesstaaten
und in Kanada.
RWE
zahlte damals 4,6 Milliarden US-Dollar. Viele Jahre ging
alles gut
und wie erwartet, bis die Proteste in verschiedenen
Kleinstädten die wiederholten Preisanhebungen und
den miserablen Zustand der Wasserinfrastruktur beklagten.
Weil der deutsche Global Player aus Essen Reparatur- und
Instandssetzungskosten in zweistelliger Milliardenhöhe
aus dem Weg gehen wollte und die Kaufsumme bereits erlöst
war, entschloss sich RWE im Jahre 2005, seine internationale
Wassersparte wieder zu verkaufen, für acht Milliarden
Pfund ging 2006 Thames Water an das australische Macquarie-Konsortium
und nun soll auch für American Water an den amerikanischen
Börsen ein neuer Investor gefunden werden.
Die
betroffenen amerikanischen Städte sind mit einer
solchen Lösung keineswegs einverstanden, sie wollen
ihre elementarste Lebensressource nicht noch einmal in
profitorientierte Hände geraten lassen. Bisher sind
es etwa 15 Kommunen, die ihre Wasserversorgung zurückkaufen
wollen, ein starker Trend in den USA, der auch Kunden der
französischen Grossunternehmen Veolia und Suez betrifft.
ARTE-Reporter
Leslie Franke und Hermann Lorenz schildern in ihrer Reportage
die Situation in der kalifornischen
Kleinstadt Felton , wo sich bereits 2003 die sehr streitbare
Bürgerinitiative FLOW ( Freunde der Kommunalen Wasserversorgung
) gebildet hat. Zunächst versuchen die Bürger, über
kostspielige Gerichtsverfahren gegen die willkürlichen
Preiserhöhungen und den schlechten Service der RWE-Tochter
American Water eine Besserung der Situation zu erkämpfen,
aber einen nennenswerten Erfolg haben die FLOW-Anhänger
nicht. 2004 beschliessen die Bürger, die Feltoner
Wasserwerke von RWE zurückzukaufen , das Geld soll
durch einen Kommunalkredit aufgebracht und von allen Haushalten über
einen Zeitraum von 30 Jahren zurückgezahlt werden.
Trotz Gegenpropaganda und unsauberen Mitteln gegen das
Bürgerbegehren gewinnt FLOW das Referendum sogar mit überwältigender
Mehrheit. Aber RWE will nicht an die Stadt verkaufen, die
Manager versprechen sich von einem Börsengang von
American Water einen sehr viel höheren Erlös.
Nun bleibt der Gemeinde nur noch eine Möglichkeit
: über einen Gerichtsentscheid wollen die Bürger
eine Enteignung von RWE durchsetzen. Vertreter von RWE,
mehrfach von den Autoren um Interviews gebeten, haben jede
Stellungnahme bisher abgelehnt.