Das ist eine
Top-Meldung in zweierlei Hinsicht. Erstens ist es schon recht selten,
dass es überhaupt zu einer Senkung der Abwassergebühr
kommt und zweitens entstand die Senkung als Folge von erheblichen
Kosteneinsparungen nach der Rekommunalisierung einer ursprünglich
privaten Betreibung von kommunalen Abwasseranlagen.
Im Umkehrschluss
wird in diesem Fall bewiesen, dass die Privatisierung der kommunalen
Abwasseranlagen bei gleicher Qualität zu einer
Abwasserkostensteigerung führte - woran die Magdeburger Stadträte
ja offiziell nicht glauben.
Ein wesentliches
Risiko der Privatisierung liegt bekanntlich in den unterschiedlichen
Auffassungen
zwischen kommunalen und privaten
Interessenvertretern über die Qualität der Leistungen.
Darüber könnte man endlos debattieren. Sie lassen sich
aber erst dann beweisen, wenn nach dem Geschäft die „im
Sack gekaufte Katze“ bewertet und dabei festgestellt wird,
dass diese schon von den Mäusen zum großen Teil weggetragen
wurde.
Der Zweckverband „Wasserver-
und Abwasserentsorgung Fürstenwalde
und Umland“ in Fürstenwalde,
kaufmännische Geschäftsführerin Frau Scheibe, hat
sich von einer privaten Betriebsführung verabschiedet. Das war
ein Prozess, der über Jahre ging. Für den Verband ist heute
der Beweis erbracht, dass die ursprüngliche Privatisierung jeden
nur denkbaren Nutzen hatte - allein für den Bürger war
sie von erheblichem Nachteil.
In diesem Fokus gebe ich nun folgende Pressemitteilung des Verbandes
wieder:
„Der
wirtschaftlich richtige Kurs des Zweckverbandes Wasserversorgung
und Abwasserentsorgung Fürstenwalde und Umland in
den
letzten anderthalb Jahren bestätigt sich eindrucksvoll.
Die Mitglieder
der Verbandsversammlung haben am 14. Dezember auf ihrer letzten
Sitzung im Jahr 2005 beschlossen, die Gebühren der zentralen
und mo
bilen Schmutzwasserentsorgung zum 1. Januar 2006 zu senken
- und
zwar um jeweils 17 Cent pro Kubikmeter.
„Fürs
Abwasser müssen
die Menschen in unserem Verbandsgebiet
künftig also deutlich weniger zahlen“, sagte Gisela
Scheibe, Kaufmännische Geschäftsführerin des
ZVWA, unmittelbar nach der
Sitzung. Bereits im Vorfeld hatte sich der Vorstand des ZVWA
für
den in der Verbandsversammlung eingebrachten Vorschlag der
Geschäftsführung ausgesprochen. Hitzige Diskussionen
zu diesem Punkt
gab’s nicht mehr. Scheibe: „Und so war es nicht
verwunderlich, dass
das Votum eindeutig ausfiel. In diesem Fall machte das Zustimmen
ja auch Spaß.“
Insgesamt
entlastet der Verband alle Verbraucherinnen und Verbraucher
um jährlich gut 320.000 EUR. Die Gebühren der
zentralen
Schmutzwasserentsorgung sinken um 6 % von 2,97 EUR/m³ auf
2,80 EUR/m³. Zuletzt war diese Gebühr zum 1. Januar
2003 um
2,3 % gefallen. In der dezentralen Schmutzwasserentsorgung
sinken
die Gebühren von 5,14 EUR/m³ auf 4,97 EUR/m³.
Auch hier gab’s
zuletzt vor drei Jahren eine Ermäßigung um 7,2
%. In absoluten Zahlen bedeutet dies: Seit dem 1. Januar
2003 ist die zentrale Entsorgung insgesamt um 8 % und die
mobile Entsorgung um insgesamt
10,3 % gesunken.
Möglich
geworden ist der neuerliche positive Gebührentrend
unter
anderem durch Umstrukturierungen im Sommer letzten Jahres.
So
führt der ZVWA seit 1. September 2004 alle Geschäfte
ohne zusätzlichen Betriebsführer in Eigenregie. „Dadurch
wurde unsere Unternehmensstruktur schlanker. Kosten konnten
wir optimieren und fällige satzungsgerechte Entscheidungen
schneller treffen“, so Scheibe.
Das, was als Plus unter dem Strich steht, kann nun an die
Verbraucher
weitergegeben werden.
Dass auch die
Gebühren
der dezentralen Schmutzwasserentsorgung
um 17 Cent je Kubikmeter fallen, kann man schon als Besonderheit
herausstreichen. Denn: Die Benzinpreise sind im letzten
Jahr geradezu
explodiert. Scheibe: „Aber im Ausschreibungsverfahren
unterboten sich die Abfuhrunternehmen dermaßen, dass
sich der Verband in der
Lage sieht, allen Haushalten dieses Weihnachtsgeschenk auf
den Gaben
tisch zu legen.“
Im Hinblick
auf die kürzlich
beschlossene Privatisierung
in Magdeburg kann man nur sagen: Das wäre
der Preis gewesen. Aber noch ist nichts verloren. Nach
ein paar Jahren Gebührenerhöhung
in Magdeburg kann man in einer meiner Heimatstädte immer noch
die
Rolle rückwärts machen.
Vielleicht
gelingt dann auch eine Gebührensenkung in ähnlichem
Umfang wie in Fürstenwalde. Ganz so einfach ist das
Fürstenwalder-Modell
aber von Männern jedoch nicht nachzumachen, denn in Fürstenwalde
regeln zwei Frauen die Geschicke und das sogar sehr gut.
Vielleicht
sollte man doch noch mehr ostdeutsche Frauen an die „Front“ senden?