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3. Dezember 2006

 

 

 

 

 

 

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WasserInBürgerhand!

Berliner Zeitung, 28.11.2006

Wasserbetriebe steigern Gewinn
RWE drängt auf Zusatzausschüttung / Tariferhöhung um 1,9 Prozent

Ewald B. Schulte

 

BERLIN. Bei den Berliner Wasserbetrieben (BWB) sprudeln die Einnahmen so stark wie lange nicht mehr: In den ersten neun Monaten dieses Jahres stiegen die Umsatzerlöse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 29,7 Millionen Euro auf 869,8 Millionen Euro. Damit kletterte auch der Gewinn vor Steuern kräftig um 21 Prozent auf 221,6 Millionen Euro. Wesentlicher Grund für den Umsatz- und Gewinnsprung ist aus Sicht des Unternehmens die "außergewöhnlich trockene und warme Wetterlage" bis einschließlich Juli.

Private Gesellschafter im Streit

Infolgedessen konnten 3,1 Millionen Kubikmeter mehr Trinkwasser an die Verbraucher abgegeben werden als in den ersten drei Quartalen 2005. Zur Gewinnentwicklung beigetragen hat allerdings auch eine Senkung der Personalkosten um 3,1 Prozent. Zudem wurden die BWB-Investitionen um 13,4 Millionen Euro oder 6,9 Prozent auf 182,2 Millionen Euro zurückgefahren.

Wie es in einer Unterrichtung für den am heutigen Dienstag tagenden Aufsichtsrat heißt, könne jedoch nicht davon ausgegangen werden, "dass der sehr positive Trend bei der Trinkwasserabgabe dauerhaft ist". Soll heißen: Unter Einschluss des letzten Quartals würden die Umsatz- und Gewinnsteigerungen nicht mehr ganz so üppig ausfallen. Dennoch scheint die Gewinnprognose für das Gesamtjahr - hier ist ein Plus gegenüber den Planwerten von mindestens zwölf Millionen Euro im Gespräch - so beachtlich zu sein, dass sie bei zumindest einem Gesellschafter Begehrlichkeiten weckt. Wie verlautet, plädiert der RWE-Konzern - der wie der französische Versorger Veolia knapp 25 Prozent der BWB-Anteile hält, während die Anteilsmehrheit von 50,1 Prozent beim Land Berlin liegt - vehement dafür, die Gewinnausschüttung zu erhöhen und die auf die privaten Gesellschafter für dieses Jahr entfallende garantierte Mindestrendite von 133,6 Millionen Euro (RWE-Anteil: 66,8 Millionen Euro) entsprechend aufzustocken.

Davon indes hält der BWB-Aufsichtsratsvorsitzende, Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei), herzlich wenig. Wolf möchte möglichst viel von den Zusatz-Gewinnen im Unternehmen belassen, um die auch für die nächsten Jahre erwarteten Erhöhungen der Wasserpreise in halbwegs moderaten Grenzen halten zu können. Unterstützt wird dieser Kurs des Senators überraschend auch vom BWB-Mitgesellschafter Veolia. Wie aus Unternehmenskreisen zu hören ist, raten die Franzosen den BWB-Managern dazu, einen Teil der eigentlich erst im nächsten Frühjahr anstehenden Ausgaben wie etwa die Heizöleinkäufe vorzuziehen, um so den Unternehmensgewinn 2006 künstlich zu drücken.
Ohnehin scheint das Verhältnis zwischen den beiden privaten BWB-Gesellschaftern derzeit angespannt. So will RWE nach der Trennung vom britischen Wasserunternehmen Thames Water den bisherigen Thames-Manager Werner Böttcher aus dem BWB-Aufsichtsrat abziehen und durch den Personalchef der RWE Energy AG, Ralf Zimmermann, ersetzen. Auch dagegen soll sich Veolia sperren. Wie verlautet, machen die Franzosen ihre Zustimmung davon abhängig, dass die Essener ihnen ein Vorkaufsrecht für die von RWE gehaltenen BWB-Anteile einräumen. Zudem sollen die Franzosen auf eine Vereinbarung drängen, wonach Veolia auf Dauer das Recht erhält, den Kandidaten für das derzeit vom Ex-Veolia-Mann Jörg Simon bekleidete Amt des BWB-Vorstandsvorsitzenden zu benennen.

Diese Konflikte sind Gegenstand eines Spitzentreffens von RWE und Veolia am Mittwoch in der Berliner RWE-Niederlassung. Der BWB-Aufsichtsrat kann sich somit heute auf die Verabschiedung des neuen Grund- und Arbeitspreismodells konzentrieren, das den Berliner Haushalten 2007 eine Wasserpreiserhöhung von rund 1,9 Prozent bescheren dürfte. Ebenfalls beraten wird die mittelfristige Finanzplanung mit der Aufteilung der künftigen BWB-Gewinne. Danach erhalten die beiden privaten Gesellschafter in den nächsten Jahren garantierte Mindestrenditen von 133,6 Millionen Euro (für 2006), 136,7 Millionen Euro (2007) und 136,5 Millionen Euro (2008). Die Dividende des Mehrheitseigners Land Berlin soll in diesem Zeitraum von 73,6 Millionen Euro (für 2006) über 94,5 Millionen Euro (2007) auf 114,7 Millionen Euro (2008) steigen.

 

 
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