BERLIN. Bei den Berliner Wasserbetrieben (BWB) sprudeln die Einnahmen
so stark wie lange nicht mehr: In den ersten neun Monaten dieses
Jahres stiegen die Umsatzerlöse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum
um 29,7 Millionen Euro auf 869,8 Millionen Euro. Damit kletterte
auch der Gewinn vor Steuern kräftig um 21 Prozent auf 221,6
Millionen Euro. Wesentlicher Grund für den Umsatz- und Gewinnsprung
ist aus Sicht des Unternehmens die "außergewöhnlich
trockene und warme Wetterlage" bis einschließlich Juli.
Private Gesellschafter
im Streit
Infolgedessen
konnten 3,1 Millionen Kubikmeter mehr Trinkwasser an die Verbraucher
abgegeben werden als in den ersten drei Quartalen
2005. Zur Gewinnentwicklung beigetragen hat allerdings auch eine
Senkung der Personalkosten um 3,1 Prozent. Zudem wurden die BWB-Investitionen
um 13,4 Millionen Euro oder 6,9 Prozent auf 182,2 Millionen Euro
zurückgefahren.
Wie es in einer
Unterrichtung für den am heutigen Dienstag tagenden
Aufsichtsrat heißt, könne jedoch nicht davon ausgegangen
werden, "dass der sehr positive Trend bei der Trinkwasserabgabe
dauerhaft ist". Soll heißen: Unter Einschluss des letzten
Quartals würden die Umsatz- und Gewinnsteigerungen nicht mehr
ganz so üppig ausfallen. Dennoch scheint die Gewinnprognose
für das Gesamtjahr - hier ist ein Plus gegenüber den Planwerten
von mindestens zwölf Millionen Euro im Gespräch - so beachtlich
zu sein, dass sie bei zumindest einem Gesellschafter Begehrlichkeiten
weckt. Wie verlautet, plädiert der RWE-Konzern - der wie der
französische Versorger Veolia knapp 25 Prozent der BWB-Anteile
hält, während die Anteilsmehrheit von 50,1 Prozent beim
Land Berlin liegt - vehement dafür, die Gewinnausschüttung
zu erhöhen und die auf die privaten Gesellschafter für
dieses Jahr entfallende garantierte Mindestrendite von 133,6
Millionen Euro (RWE-Anteil: 66,8 Millionen Euro) entsprechend
aufzustocken.
Davon indes
hält der BWB-Aufsichtsratsvorsitzende, Wirtschaftssenator
Harald Wolf (Linkspartei), herzlich wenig. Wolf möchte möglichst
viel von den Zusatz-Gewinnen im Unternehmen belassen, um die auch
für die nächsten Jahre erwarteten Erhöhungen der Wasserpreise
in halbwegs moderaten Grenzen halten zu können. Unterstützt
wird dieser Kurs des Senators überraschend auch vom BWB-Mitgesellschafter
Veolia. Wie aus Unternehmenskreisen zu hören ist, raten die
Franzosen den BWB-Managern dazu, einen Teil der eigentlich erst im
nächsten Frühjahr anstehenden Ausgaben wie etwa die Heizöleinkäufe
vorzuziehen, um so den Unternehmensgewinn 2006 künstlich zu
drücken.
Ohnehin scheint das Verhältnis zwischen den beiden privaten
BWB-Gesellschaftern derzeit angespannt. So will RWE nach der Trennung
vom britischen Wasserunternehmen Thames Water den bisherigen Thames-Manager
Werner Böttcher aus dem BWB-Aufsichtsrat abziehen und durch
den Personalchef der RWE Energy AG, Ralf Zimmermann, ersetzen. Auch
dagegen soll sich Veolia sperren. Wie verlautet, machen die Franzosen
ihre Zustimmung davon abhängig, dass die Essener ihnen ein Vorkaufsrecht
für die von RWE gehaltenen BWB-Anteile einräumen. Zudem
sollen die Franzosen auf eine Vereinbarung drängen, wonach Veolia
auf Dauer das Recht erhält, den Kandidaten für das derzeit
vom Ex-Veolia-Mann Jörg Simon bekleidete Amt des BWB-Vorstandsvorsitzenden
zu benennen.
Diese Konflikte
sind Gegenstand eines Spitzentreffens von RWE und Veolia am Mittwoch
in der Berliner RWE-Niederlassung.
Der
BWB-Aufsichtsrat
kann sich somit heute auf die Verabschiedung des neuen
Grund- und Arbeitspreismodells konzentrieren, das den Berliner
Haushalten
2007 eine Wasserpreiserhöhung von rund 1,9 Prozent bescheren dürfte.
Ebenfalls beraten wird die mittelfristige Finanzplanung mit der Aufteilung
der künftigen BWB-Gewinne. Danach erhalten die beiden privaten
Gesellschafter in den nächsten Jahren garantierte Mindestrenditen
von 133,6 Millionen Euro (für 2006), 136,7 Millionen Euro (2007)
und 136,5 Millionen Euro (2008). Die Dividende des Mehrheitseigners
Land Berlin soll in diesem Zeitraum von 73,6 Millionen Euro (für
2006) über 94,5 Millionen Euro (2007) auf 114,7 Millionen
Euro (2008) steigen.