aktualisiert:
20. Juli 2006
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Nachrichten |
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WasserInBürgerhand!
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BBU-Wasserrundbrief,
1.7.2006
Englands
Dürre
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Kampf
um Wohnungswasserzähler
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Während
in der deutschen Wasserwirtschaft zunehmend über eine „Flatrate“ anstelle
von verbrauchsabhängigen Kubikmetergebühren diskutiert
wird (s. RUNDBR. 824/2-3), ist man in England genau auf dem gegenteiligen
Weg. Dort wird bislang noch die „Wassergebühr“ pauschal
und verbrauchsunabhängig nach Haus- oder Grundstücksgröße
abkassiert. Angesichts einer zweijährigen Trockenzeit im Süden
Englands wollen jetzt aber die privaten Wasserkonzerne auf breiter
Front verbrauchsabhängige Wassergebühren einführen,
um einen sparsameren Wassergebrauch anzureizen. Um aber kubikmeterbezogen
die Wassergebühren einziehen zu können, muss die Mehrzahl
der englischen Häuser laut DLF v. 28.06.06 zunächst einmal
mit Haus- bzw. Wohnungswasserzählern ausgestattet werden.
Die britische
Boulevardpresse polemisiert gegen die Zähler
und bringt wöchentlich Beispiele, wo Zähler überteuert
eingebaut worden sind und hinterher nicht mal funktioniert hätten.
Und in Mittel- und Nordengland finden Wohnungswasserzähler
ohnehin keine Akzeptanz, weil es dort - im Gegensatz zu Britanniens
dürrem Südenosten - genügend regnet. Dort wird als
Alternative zum kostenaufwändigen Einbau von Wasserzählern
gefordert, zunächst einmal gegen Zahlungssäumige vorzugehen
und konsequent die Wassergebühren einzutreiben. Denn zahlreiche
Engländer ignorieren ihre Wasserrechnungen - egal ob sie pauschal
oder verbrauchsabhängig veranlagt werden. In Argumentationsnöten
ist die Labour Party, die früher gegen die Wohnungswasserzähler
gewettert hatte, weil die verbrauchsabhängige Erhebung der
Wassergebühren zu einer Benachteiligung von Familien führen
würde. Jetzt muss sich die Labour Party angesichts drohender
Wasserrationierungen aber wohl doch zum Einbau von Wohnungswasserzählern
bekennen.
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Englands
Dürre: Wassersparappelle oder Rohrnetzsanierung?
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Die
vielfältigen
Wassersparappelle der südostenglischen Wasserversorger stoßen
in der Bevölkerung teilweise auf Hohn und Spott. Schließlich
versickern aus dem Leitungsnetz von Greater London 30 Prozent des raren
Trinkwassers. Die im Juni 2006 ausgewiesenen hohen Gewinner der privaten
Wasserversorger scheinen den Argwohn vieler Briten zu bestätigen:
Die Gewinnsteigerungen seien nur erzielt worden, weil die dringend
notwendige Sanierung der Leitungsnetze verschleppt würde. Dabei
hatte die konservative Thatcher-Regierung vor 15 Jahren die Branche
mit der Verheißung privatisiert, dass man dank der Mobilisierung
von pri-vatem Kapital bei der Renovierung der Leitungen schneller voran
komme). „Stattdessen brüsten sich die Firmen heute mit der
höchsten Dividendenrenditen an der Börse und Aktienkursen,
die sich seit der Privatisierung verdoppelt oder gar verdreifacht haben“,
monierte die St.Z. am 10.06.06. Jetzt drohe der RWE-Tochter THAMES
WATER von der staatlichen Wasseraufsichtsbehörde (OFWAT) eine
Geldbuße von rund 70 Mio. Euro, weil das Unternehmen die vorgegebene
Rate bei der Leckagereduzierung nicht erfüllt habe. Dass die Regulierungsbehörde
OFWAT tatsächlich eine Buße in dieser Größenordnung
gegen THAMES WATER verhängen könnte, hält die St.Z.
allerdings für unwahrscheinlich. Denn Insider würden nicht
glauben, „dass die extrem unternehmerfreundliche BLAIR-Regierung
dies zulassen würde“.
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Gegen
Englands Dürre: Meerwasserentsalzungsanlage?
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Die
Verknappung der Süßwasserressourcen im Großraum
London lässt
das dortige Wasserversorgungsunternehmen laut über die Notwendigkeit
von Meerwasserentsalzungsanlagen nachdenken. THAMES WATER lässt
Pläne für eine große Meerwasserentsalzungsanlage
ausarbeiten; Pläne, die aber bei Londons Bürgermeister
keine Gnade gefunden haben. Argumentiert wird nicht nur damit,
dass THAMES WATER zunächst
einmal die hohe Leckagerate im maroden Leitungsnetz reduzieren
solle. Befürchtet wird zudem, dass die Meerwasserentsalzung
einen viel zu hohen Energiebedarf aufweisen würde. Die dadurch
bedingte Kohlendioxidfreisetzung würde den Klimawandel noch
verschärfen. Und den Klimawandel
machen zahlreiche Engländer für die abnorme Trockenheit
verantwortlich.
THAMES WATER verteidigt
sich gegenüber der Kritik mit dem Hinweis,
dass das von dem Versorgungskonzern gewählte Verfahren der
Meerwasserentsalzung mit einem Bruchteil der Energie herkömmlicher
Meerwasserentsalzungsanlagen auskäme. Nicht nur wegen des
Klimawandels, sondern auch wegen des zunehmenden Wasserbedarfs
im Großraum London führe am
Bau von Entsalzungsanlagen nach Meinung von THAMES WATER kein
Weg vorbei. In der boomenden Hauptstadt müssten in den nächsten
20 Jahren drei Millionen neue Wohnungen gebaut werden. Dass THAMES
WATER deshalb
auch projektieren würde, Eisberge in die Themsemündung
zu schleppen, hat das Unternehmen aber dementiert. Während
Londons Bürgermeister die Meerwasserentsalzung rigoros
ablehnt, hat er sich den Wassersparappellen der südostenglischen
Wasserversorger angeschlossen. Er selbst gehe beim Wassersparen
mit gutem Beispiel
voran - und betätige nach dem Pipimachen nicht mehr die
Klospülung.
Schmeißfliegen habe er trotzdem noch nicht in seinem Klo
beobachten können. Der Bürgermeister erinnerte zudem
an die Vorgehensweise vieler englischer Gärtner, die ihren
Urin zum Düngen des
Gartens verwenden würden.
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