Die deutsche
Trinkwasserkommission beim Umweltbundesamt geht davon aus, „dass
es keinerlei epidemiologische Beweise dafür gibt, dass humane
Influenzaviren über das Trinkwasser übertragen
werden“.
Den
Gegenbeweis anzutreten, hat WIL-FRIED SODDEMANN, ehemals
Leiter des Staatli-chen
Umweltamtes in Aachen (s. RUNDBR. 617/4),
zu seiner
Lebensaufgabe gemacht. Unter der Überschrift „Mikrobiologische
Trinkwasserüberwachung in Deutschland: weder unabhängig
noch effizient“ veröffentlicht SODDEMANN
in Umwelt-Medizin-Gesellschaft 2/06,
S. 134 - 139, ein Philippika gegen die ignoranten Behörden.
SODDEMANN
kritisiert u.a., dass die Trinkwasseruntersuchungen „nahezu
ausschließlich“ von den Wasserversorgungsunternehmen
selbst oder in ihrem Auftrag durchgeführt werden
- und nicht von unabhängigen Instanzen. So sei es
auch zu erklären,
dass das Trinkwasser in Deutschland so gut wie gar nicht
auf pathogene Viren unter-sucht würde. Das sei u.a.
deshalb bedenklich, weil die Trinkwasserversorgungsanlagen
in Deutschland
zur Elimination
von kleinsten Partikeln und damit von Viren „einen
insgesamt niedrigen Stand“ aufweisen würden.
Und die vielfach angewandte Chlorung „tötet
Viren nicht nachhaltig sicher ab“. Deshalb könnten
auch Grippeepidemien über
den Trinkwasserpfad ausgelöst werden (s. 620/2-3,
siehe Kasten).
Virusinfektionen über
die „Kühlkette“
in der Trinkwasserversorgung
Je
kälter das Trinkwasser, desto größer
ist die Überlebensrate
der Viren. Das ist von Bedeutung, weil gegen Ende des Winters in den Monate
Februar
und März sich die Gewässer sowie die im Boden verlegte Trinkwasserleitungen
so stark abgekühlt haben, „dass sich in vielen Trinkwasserversorgungsgebieten
eine durchgängige Kühlkette (…) von der Rohwassergewinnung
bis zu den Hausanschlüssen der Verbraucher eingestellt hat“.
Die daraus resultierende Schlussfolgerung von SODDEMANN: „Via Kühlkette
Trinkwasserversorgung können also mit dem in den Monaten Februar
und März 4 - 5 Grad Celsius
kalten Trinkwasser (…) pathogene Viren aus den Gewässer zu den
Menschen gelangen.“
|
Und
Tränkwasser für die Tiere auf Bauernhöfen wird
schon gar nicht untersucht. Insofern sei nicht auszuschließen,
dass die Vogelgrippe auch über mikrobiell belastetes
Tränkwasser übertragen
werden könnte. Da Tränkwasser in der Regel nicht
einmal gechlort wird, können nicht nur virale, sondern
auch bakteriell ausgelöste Tierkrankheiten übertragen
werden, was wiederum zu einem hohen Antibiotikaeinsatz bei
der Nutztierhaltung führe
- mit allen Folgen für die Resistenzbildung.
Weitere
Auskunft:
Herrn Bauassesor Dipl.-Ing.
Wilfried Soddemann
Wilhelm-Ziemons-Str. 103
52078 A a c h e n
E-Mail: soddemann-aachen@t-online.de