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18. April 2006

 

 

 

 

 

 

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WasserInBürgerhand!

taz Nord, 15.4.2006

Lübeck kauft Wasser in Hamburg

Neubau eines eigenen Wasserwerks wäre teurer als Bezug von den Hamburger Wasserwerken.
Deren Privatisierung könnte damit beginnen, fürchten Hamburger

Von Gernot Knödler

 


 
 

Ab Ende 2008 wird Lübeck einen Teil seines Trinkwassers aus Hamburg beziehen. Eines der Lübecker Wasserwerke werde in Zukunft nur noch halb so viel Trinkwasser liefern können wie bisher, weil es zu versalzen drohe, sagte der Pressesprecher der Stadtwerke Lübeck, Lars Hertrampf. Hamburg soll zunächst 3,2 Millionen Kubikmeter pro Jahr liefern. Ab 2013 seien 4,2 Millionen Kubikmeter geplant - fast ein Drittel des Lübecker Bedarfs.

Die Pläne der Stadtwerke, als Ersatz ein neues Wasserwerk in Geschendorf (Kreis Segeberg) zu bauen, sind damit zu den Akten gelegt. "Der Bezug aus Hamburg ist billiger", sagte Hertrampf. Ein Neubau hätte rund 13 Millionen Euro kosten sollen. Stattdessen wollen die Hamburger eine 35 Kilometer lange Leitung von ihrem Wasserwerk Großhansdorf nach Lübeck bauen.

Der Wasserverbrauch in Hamburg ist seit den 80er Jahren stark zurückgegangen. Zwischen 2003 auf 2004 sank er von 117 auf 112,7 Millionen Kubikmeter. Die Hamburger Wasserwerke (HWW) rechnen damit, dass der Verbrauch auch in den kommenden Jahren um durchschnittlich 0,5 Prozent zurückgehen wird. Sie kündigten an, deshalb die Preise zu erhöhen.

Dass die HWW Überkapazitäten haben, bezweifelt der Wasserexperte Klaus Lanz. "Es gibt genug Wasser, aber nicht genug sauberes", sagt der Mann vom Büro International Water Affairs. Würde ein Wasserwerk durch frei werdende Altlasten vergiftet, könne das Trinkwasser schnell knapp werden.

Hamburger fürchten, das Geschäft mit Lübeck könnte eine Privatisierung der HWW einleiten. Die Bügerinitiative „Unser Wasser Hamburg“ kämpft mit großer Unterstützung für ein Gesetz, das die Privatisierung verhindern soll. Der vom Senat vorgelegte Entwurf enthält Lücken, die einen Verkauf von Anlagen oder Töchter mit Privatfirmen erlauben.

 


Lübecker Nachrichten, 14.4.2006

Lübecks Trinkwasser kommt bald aus Hamburg
- und wird teurer

Lübeck - Die 214 000 Hansestädter sollen künftig Wasser aus Hamburg trinken. Darauf haben sich die Hamburger Wasserwerke und die Stadtwerke-Tochter "Energie und Wasser Lübeck" (EWL) verständigt. EWL spricht von einer "kostengünstigen, umweltpolitisch sinnvollen und ressourcenschonenden Versorgung". Dennoch: Ab 2007 wird das Trinkwasser teurer.

 

Das gab es noch nie in der Geschichte der Wasserversorgung in Lübeck: Die Stadt will künftig einen Großteil ihres Trinkwassers importieren. 13 Millionen Kubikmeter verbrauchen die Travestädter jährlich. Vier Wasserwerke (Kleinensee, Schlutup, Klein Disnack und Vorwerk) speisen den Bedarf. Das größte steht in Kleinensee, zapft das Nass aus der Hemmelsdorfer Mulde und pumpt rund acht Millionen Kubikmeter jährlich in Richtung Lübeck. Weil das Wasser aus der Hemmelsdorfer Mulde aber zunehmend versalzt, plante EWL seit sieben Jahren ein neues Wasserwerk - genauer den Ausbau eines bestehenden Werkes in Geschendorf für 13 Millionen Euro. Im Herbst flatterte den Stadtwerken ein Angebot der Hamburger Wasserwerke ins Haus, die nach neuen Märkten suchen. Stadtwerke-Sprecher Hertrampf: "Die Menge, die Hamburg zu viel hat, entspricht genau unserem Bedarf."

In dieser Woche haben beide Unternehmen eine Absichtserklärung über den Wasserkauf unterschrieben. Am 16. Juni berät der EWL-Aufsichtsrat, entscheiden müssen die Gesellschafter - die Stadt und der dänische Partner Dong. Der Zeitplan sieht vor, die Bauarbeiten ein halbes Jahr nach Vertragsabschluss zu starten. Hamburg soll sein Wasser in zwei Stufen liefern: 2008/2009 die ersten 3,2 Millionen Kubikmeter, ab 2013 weitere 4,2 Millionen Kubikmeter. Dazu wird eine 35 Kilometer lange unterirdische Pipeline (Durchmesser: ein halber Meter) vom Wasserwerk Großhansdorf in Stormarn nach Lübeck gelegt - zu einem 4000 Kubikmeter fassenden Behälter im Gewerbegebiet Herrenholz. Das Hamburger Wasser wird mit dem Lübecker gemischt. "Die Qualität ist von Gutachtern geprüft und als annähernd gleich gut bewertet worden", so Hertrampf. Alle Investitionen zahlen die Hamburger. EWL spart so 13 Millionen Euro ein. Matthias Sobottka, Sprecher der Hamburger Wasserwerke: "Wir liefern das Wasser hahn-fertig." Kritik an dem Plan kommt vom EWL-Betriebsrat: Bei einem Vertragsabschluss verliere EWL alle Wasserrechte in Geschendorf - wo schon 1,5 Millionen Euro für Untersuchungen investiert worden sein.

Wie auch immer: Der derzeitige Wasserpreis von 1,63 Euro pro Kubikmeter brutto wird keinen Bestand haben; ab 2007 muss mit einer Verteuerung gerechnet werden. Um wie viel ist noch unklar.

 

 
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