Manifest
zur Gründung einer
Allianz der öffentlichen Wasserwirtschaft
1.
Zur Notwendigkeit einer Allianz der öffentlichen Wasserwirtschaft
Das
Branchenbild der deutschen Wasserwirtschaft 2005 und der "Bericht
der Bundesregierung zur Modernisierungsstrategie für die
deutsche Wasserwirtschaft und für ein stärkeres internationales
Engagement der deutschen Wasserwirtschaft" vom 16. März
2006 zeigen, dass die Branche überwiegend aus öffentlichen
Unternehmen und Einrichtungen besteht. Mehr als 90 % der Abwasserentsorgung
werden danach in öffentlich-rechtlicher Organisationsform
oder, durch private Gesellschaften, die vollumfänglich
kommunal beherrscht werden, geleistet. Bei der Trinkwasserversorgung
sind dies rd. 68 %, Mit anderen Worten: Die öffentliche
Wasserwirtschaft prägt das Bild der Branche.
Gerade
in dieser Ausrichtung der Wasserwirtschaft auf unternehmerisch
geführte, weltmarktunabhängige Unternehmen mit non-profit-Orientierung
liegt für die Bürgerinnen und, Bürger eine besondere
Chance, qualitativ hochwertige Leistungen der Daseinsvorsorge
zu günstigsten Preisen und Gebühren zu erhalten.
Gemeinsam
den Weg der Weiterentwicklung öffentlicher Strukturen
gehen ...
Die Unterzeichner
dieses Manifestes sind davon überzeugt,
dass die Schaffung einer Allianz der öffentlichen Wasserwirtschaft
ein entscheidender Beitrag dafür ist
-
die
Modernisierungsstrategie innerhalb öffentlicher
Strukturen voranzubringen,
-
die
Interessen der öffentlichen Wasserwirtschaft so
zu bündeln, dass sie ihre Rolle und Aufgabe selbstbewusst
gegenüber der Politik in Deutschland und Europa vorbringen
und verlässliche Rahmenbedingungen einfordern
kann,
-
die
vorhandenen Stärken organisch weiterzuentwickeln
und damit - die Präsenz der öffentlichen Wasserwirtschaft
zu stärken.
...
statt falsche Wege einzuschlagen
Um
die deutsche Wasserwirtschaft zukunftsfähig zu
machen, bedarf es gerade
-
nicht
der Einführung der Steuerpflicht für
die Abwasserentsorgung,
-
nicht
der Umsetzung des § 18 a WHG in den Landeswassergesetzen,
-
nicht
der Pflichtausschreibung von kommunalen Wasserdienstleistungen,
-
nicht
der Einschränkung der wirtschaftlichen Betätigung
der Gemeinden bzw. der gemeindlichen
Kooperationen,
-
nicht
europäischer oder nationaler Regulierungsbehörden
oder eines Zwangsbenchmarkings.
Mit diesen Zielsetzungen wird die neue Organisation "Sprachrohr" der
wirtschaftlichen und politischen Interessen der öffentlichen
Wasserwirtschaft sein. Sie kann vor allem gemeinsam mit den
kommunalen Spitzenverbänden dafür eintreten, dass
die öffentlichen Gestaltungsmöglichkeiten erhalten
bleiben und derartige Organisationsstrukturen ausgebaut, geschaffen
bzw. weiterentwickelt werden. Dies stärkt kommunale und
verbandliche Kooperationen und ermöglicht somit eine noch
effizientere Aufgabenerfüllung in der Zukunft. Die Allianz
betont das enge Band zwischen der wasserwirtschaftlichen Aufgabenerfüllung
in öffentlichen Strukturen und der Daseinsvorsorge. Gerade
dieses enge Band bietet die Gewähr für eine sichere,
flächendeckende, günstige und umweltschonende öffentliche
Wasserver- und Abwasserentsorgung.
2.
Aufgaben und Ziele einer Allianz der öffentlichen
Wasserwirtschaft
Öffentliche
Aufgabenerfüllung ist Mittel zum Zweck der
Daseinsvorsorge, insbesondere in der Wasserwirtschaft.
Sie ist den Zielen des Umweltschutzes ebenso verpflichtet
wie einer
vorausschauenden Wirtschaftlichkeit. Im Mittelpunkt
stehen die Interessen der Bürgerinnen und
Bürger als Kunden
und Nutzer der Infrastruktur. Dabei sind Steuern
keine Elemente von Modernisierung, sondern im Zweifel
zusätzliche Belastungen
für Kunden und Gebührenzahler. Ziel
der Arbeit ist daher, sich für eine technisch
hochwertige und leistungsfähige öffentliche
Aufgabenerfüllung in der Wasserwirtschaft
einzusetzen und dabei die Interessen der öffentlichen
Aufgabenträger
in Deutschland zu bündeln.
Gemeinsam
mit den kommunalen Spitzenverbänden wollen
sich die in dieser Organisation zusammengeschlossenen
Akteure für einen Ordnungsrahmen
einsetzen, bei dem nicht die kurzfristige Gewinnorientierung,
sondern die Gesamtwirtschaftlichkeit und ökologische
Nachhaltigkeit im Vordergrund stehen, um so
eine langfristig angelegte öffentliche
Wasserwirtschaft zu ermöglichen. Die Allianz
wird als Motor und Garant der Wasserver- und
Abwasserentsorgung ihre
Stimme dafür erheben, dass die Leistungen
der öffentlichen
Aufgabenträger und deren Unternehmen mit
Nachdruck präsentiert
und selbstbewusst gegenüber Politik,
Wirtschaft und Medien kommuniziert werden.
Wasserwirtschaftliche
Kompetenz bündeln...
Eine
solche Allianz setzt sich ein für eine Stärkung
und Optimierung der vorhandenen öffentlich-rechtlichen
Strukturen. Sie will die öffentlich-rechtliche Zusammenarbeit
fördern und das Instrumentarium
der Kooperation weiter entwickeln.
Die
Wasserver- und Abwasserentsorgung benötigt organisatorische
und. rechtliche Vielfalt, also flexiblere Rahmenbedingungen
für Kommunalunternehmen und Verbände,
Kooperationen und Partnerschaften statt
Zwangsprivatisierung bzw. -liberalisierung.
...
und die öffentliche Aufgabenerfüllung
nachhaltig verbessern
Diese
Organisation setzt sich ein für Effizienzsteigerung
der öffentlichen Einrichtungen und Verbände
durch freiwilliges Benchmarking, den Einsatz moderner
Managementmethoden
und verstärkte Zusammenarbeit bzw. verstärkten
Zusammenschluss öffentlicher
Aufgabenträger. Sie wird Initiativen zur Stärkung
der Wirtschaftlichkeit von öffentlich-rechtlichen
Wasserwirtschaftsunternehmen fördern sei es
durch kommunale Gemeinschaftsarbeit oder die Zusammenarbeit
auf technischem Gebiet. Auch die von den
kommunalen Spitzenverbänden geforderten Vereinfachungen
im Vergaberecht stellen einen Beitrag zu einer
wirtschaftlichen Betriebsführung dar. Der
Verband wird u.a. auch
die positiven Effekte solcher wirtschaftlicheren
Betriebsweisen und Benchmarkingprojekte gegenüber den kommunalen und
verbandlichen Abwasserbeseitigungspflichtigen, aber auch
in Europa, im Bund und in den Ländern deutlich herausstellen
und dafür werben.
Das
Eintreten für die öffentliche Wasserwirtschaft
schließt ebenfalls ein, dass insbesondere die hervorragende
Erfüllung der wasserwirtschaftlichen Daseinsvorsorge
in Europa durch öffentliche Organisationsformen deutlich
herausgestellt und bekannt gemacht. wird. Wichtig ist aber
auch, von den europäischen Partnern zu wissen, was in
ihren Ländern auf dem Gebiet der öffentlichen Wasserwirtschaft
passiert. Daher muss ein intensiver Austausch im europäischen
Kontext ebenso stattfinden wie eine Interessenvertretung
in Brüssel. Last but not least sollte sich die öffentliche
Wasserwirtschaft auch für die Entwicklung von Rahmenbedingungen
einsetzen, die es ihr erlaubt, das langjährig gewachsene
Know-how in internationale Aktivitäten – gegebenenfalls
auch gemeinsam mit anderen Unternehmen - einzubringen.
3.
Gründung einer Allianz der öffentlichen
Wasserwirtschaft
Die
Unterzeichner dieses Manifestes rufen eine
Organisation ins Leben, die die Vielfalt
und Differenzierung der öffentlichen
Wasserwirtschaft aufgreift und bündelt. Sie laden die öffentlichen
Einrichtungen, Unternehmen und Verbände unabhängig
von Größe oder Zugehörigkeit ein, eine solche
Organisation mitzutragen und aktiv zu unterstützen.
Diese Allianz will nicht nur einen Beitrag dafür leisten,
dass sich die öffentliche Wasserwirtschaft auf ihre
Stärken besinnt, diese bündelt und weiterentwickelt,
sondern auch "Sprachrohr" sein für deren Interessen.
Deshalb
soll die Arbeit vor allem die wirtschaftlichen
und politischen Themen abdecken, strukturieren
und präsentieren
und im Rahmen einer effizienten, schlagkräftigen Geschäftsstelle
in Berlin und Brüssel umsetzen.
Die
fachbezogene und regelsetzende Tätigkeit soll weiterhin insbesondere
von DWA und DVGW geleistet werden. Die Initiatoren erklären
aber auch, dass sie ihre Verbandsarbeit für die Belange
der öffentlichen Wasserwirtschaft in enger Abstimmung
mit den gemeindlichen Spitzenverbänden gestalten wollen.
Sie halten dies für einen Weg, den sie bewusst beschreiten
wollen, um eine gemeinsame Basis für die öffentliche
Wasserwirtschaft zu entwickeln und
zu gestalten.
Weitere
Informationen zur Allianz können Sie im Internet
unter www.aoew.de abrufen. "aoew" steht für "Allianz
der öffentlichen Wasserwirtschaft". Diese Organisation
stärkt entscheidend die öffentliche
Wasserwirtschaft. Werden Sie Mitglied!
[Es
folgt die Unterschrift der Erstunterzeichner]