Carlos
Slim hat die Zeichen der Zeit erkannt: Dass der Zugang zu sauberem
Wasser ein Menschenrecht ist, steht für den mexikanischen Milliardär
außer Frage. Der Ausrichter des 4. Weltwasserforums, der von Großkonzernen
dominierte Weltwasserrat, legte sogar eine eigene Studie zum Thema
vor. Auch für die UNO ist das Grundrecht auf Wasser schon seit 2002
selbstverständlich.
Es verwundert also,
mit welcher Vehemenz sich die meisten Regierungen dagegen sperrten,
das Menschenrecht auf Wasser in ihre Ministererklärung aufzunehmen.
Vermutlich wollten sie den Eindruck vermeiden, sie würden der Weltbürgerbewegung
kampflos die Lufthoheit überlassen - für die nämlich sind Menschenrecht
und Allgemeingut Wasser seit je zwei Seiten einer Medaille.
Seit der Privatisierungseuphorie
der Jahrtausendwende häufen sich Fehlschläge der Wassermultis in den
Ländern des Südens. Hohe Tarife und eklatante Lücken bei der Versorgung
der Armen waren dabei die Regel. Nun schlägt das Pendel in die Gegenrichtung
aus: Soeben hat Argentinien die Rückverstaatlichung der hauptstädtischen
Wasserwerke beschlossen.
Die Nebelkerzen
politischer Korrektheit, die die Wasserlobby in Mexiko abfeuerte, konnten
nicht verdecken, dass sie in der Praxis am Turbokapitalismus festhält.
Die Weltbank etwa setzt nach wie vor auf umweltfeindliche Großprojekte,
die in den seltensten Fällen der Bevölkerung zugute kommen. In der
abgeschotteten Scheinwelt des Banamex-Kongresszentrums gab es Arme
nur als exotische Objekte in den Hochglanzbroschüren des Entwicklungs-Jetsets.
Die echten Opfer
des herrschenden Wirtschaftsmodells demonstrierten derweil draußen:
Kleinbauern, Indigenas, Stadtteilaktivisten. Unterstützt von internationalen
NGOs erhoben sie ihre Stimme gegen die blinde Wachstumslogik der Wasserlobby
und ihrer Verbündeten in den Regierungen. Doch diese sind bereit, ihre
Privilegien um jeden Preis zu verteidigen. Dafür steht auch die kleinliche
Weigerung, endlich das Menschrecht auf Wasser anzuerkennen.