Auf
das „Squeeze out“ verstehen sich nicht nur die „Heuschrecken“.
Der Berliner Senat kann diesbezüglich durchaus mithalten.
Der Berliner Senat hat nämlich einen jahrelang geführten Prozess
mit den Berliner Wasserbetrieben (BWB) verloren. Vor Gericht
konnten die BWB durchsetzen, dass der Senat für die Entsorgung von
Niederschlagswasser finanziell aufkommen muss. Die strittigen
Niederschlagswasserbeseitigungskosten summierten sich auf 270
Mio. Euro.
Für
den finanziell mit dem Rücken
an der Wand stehenden Senat war guter Rat teuer. Aber
Finanzsenator THILO SARRAZIN (SPD) hatte einen rettenden Einfall
- schließlich gehören die BWB zu 50,1 Prozent
dem Senat. Und deshalb ist es dem Senat erlaubt, 270 Mio.
Euro aus dem Stammkapital der BWB zu entnehmen - um damit
wieder seine Regenwasserschulden bei den BWB begleichen
zu können.
Das
Problem: Trotz der vom Senat betriebenen Stammkapitalentnahme
muss die Parität mit den beiden anderen Eignern der
BWB, dem RWE und dem VEOLIA-Konzern gewahrt bleiben. Deshalb dürfen
jetzt auch RWE und VEOLIA 270 Mio. aus dem BWB-Stammkapital
abziehen. Für die beiden Konzerne ein prächtiges
Geschäft: Denn Stammkapitalentnahmen bleiben steuerfrei.
Das BWB-Stammkapital liegt derzeit bei 1,79 Mrd. Euro.
Für
Kritiker am Kapitalentzug agiert der Senat „wie eine
Heuschrecke“. SPD und LINKS-Partei, die den Berliner
Senat stellen, verteidigen demgegenüber den Kapitalentzug.
Die BWB würden sich durch eine „Überausstattung“ mit
Eigenkapital auszeichnen. Für die oppositionellen
GRÜNEN deutet die „Überkapitalisierung“ der
BWB darauf hin, dass die BWB in der Vergangenheit zu
Lasten der Gebührenzahler zu hohe Rücklagen gebildet haben.
Die
BERLINER MORGENPOST kommentierte die Vorgänge am
27.09.07 unter der Überschrift „Rausgeworfenes Geld“:
„Dass
ausgerechnet ein landeseigenes Unternehmen den Senat verklagt,
also seine Eigentümer,
ist ein Farce. Der eigentliche Skandal ist, dass man in
dem jahrelangen Rechtsstreit für Rechtsanwälte, Gutachten und das Gerichtsverfahren
auch noch sieben Millionen Euro bezahlt hat.“