aktualisiert:
11. April 2007

 

 

 

 

 

 

Volltextsuche:

 

 

 


 

 

  Nachrichten  

WasserInBürgerhand!

BBU-Wasserrundbrief, 25.3.2007

Vergiftet Coca Cola
indische Trinkwasserbrunnen?

 


Im Sommer 2006 hat Indien den amerikanischen Getränkeriesen Coca-Cola und Pepsi Co den Krieg erklärt. Auslöser hierfür war eine Studie des Zentrums
für Wissenschaft und Umwelt (CSE) in Delhi, laut der in den Limonaden Pestizidrückstände enthalten seien. Die Pestizidgehalte im Cola würden die zulässigen Grenzwerte um das ca. Dreißigfache überschreiten.

Die Veröffentlichung des Befundes löste eine Welle von Protesten und Demonstrationen in indischen Städten aus. Die Reaktionen der Regionalregierungen einiger Bundesstaaten, angeführt von dem südindischen Urlaubsstaat Kerala, bestanden in teilweisen oder völligen Verkaufs-, Ausschank- und Produktionsverboten. In der nationalistischen Hindipresse wurde sogar die abstruse Vermutung geäußert, dass Cola zielgerichtet indische
Trinkwasserbrunnen vergiften würde. Damit solle die Bevölkerung gezwungen werden, Cola zu trinken.

In der Zurückweisung der Beschuldigungen garantierten die Konzerne die Sicherheit ihrer Produkte, zumal diese den EU-Normen entsprechen, oder verwiesen auf die generelle Pestizidbelastung indischer Lebensmittel. Die Argumentation von Cola und Pepsi wurde gestützt durch Untersuchungen des indischen Gesundheitsministeriums. Bei den amtlichen Untersuchungen konnten keine überhöhten Pestizidkonzentrationen nachgewiesen werden.

Teile der indischen Presse interpretierten den „Pesti-Cola“-Skandal als Kulturkonflikt: Die Studie des Zentrums sei unausgewogen und fehlerhaft, das Cola-Verbot politisch motiviert und einseitig gegen die US-Firmen gerichtet. Nicht die Sorge um die Gesundheit der Menschen bewegte die Politiker des linken Flügels und die Öffentlichkeit, sondern die Ablehnung des westlichen Kapitalismus und die Angst vor einem amerikanischen Konsum- Imperialismus.

Coca Cola steht in Indien nicht zum ersten Mal unter Beschuss. 1977 wurde Coca Cola des Landes verwiesen, weil die Firma sich weigerte, ihr streng gehütetes Rezept offen zu legen. Im Jahr 2003 wurden die US-Multis bereits aufgrund einer vergleichbaren Studie, die zu ähnlich überhöhten Pestizidbefunden geführt hatte, scharf kritisiert.
- ad/va-


 

Viel Cola, wenig Grundwasser
 


Der zuvor genannte Kulturkonflikt darf jedoch nicht überbewertet werden: Indien hat ein tatsächliches, weit um sich greifendes Pestizidproblem, das aus dem scheinbar unbekümmerten Umgang der Bauern mit den Chemikalien resultiert und umso gravierendere Ausmaße annimmt, je stärker der Grundwasserspiegel absinkt. Ein hoher Pestizideinsatz erscheint den angeschuldigten Bauern jedoch bislang die einzige Möglichkeit, ihre Ernteerträge zu steigern und ihr Überleben zu sichern.

In der Tat müssen 80 % der indischen Bevölkerung mit weniger als 2 US-Dollar pro Tag zurechtkommen. 60 % haben immer noch keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser, während Coca-Cola und Pepsi Co für die Herstellung ihrer Getränke große Mengen von Grundwasser benutzen. Für einen Liter Cola werden 2,3 Liter Trinkwasser benötigt. In den mittlerweile nicht mehr existierenden Coca-Cola-Betrieb Plachimada in Kerala sank z. B. der Grundwasserspiegel um 10 m, als dort noch Flaschen abgefüllt wurden.

Die US-Firmen haben nicht nur um ihren Ruf zu kämpfen, sondern auch um einen Markt, der noch nicht die von den Firmen getätigten Investitionen in Höhe von 1 Mrd. US-Dollar aufwiegt. Im Vergleich zu westlichen Ländern werden in Indien süße Erfrischungsgetränke weniger häufig und fast ausschließlich von jungen Leuten konsumiert. In Zahlen: im Durchschnitt 10 Flaschen pro Person und Jahr in Indien, gegenüber 300 in Europa. Auf Antrag der amerikanischen Firmen wurde das Vertriebsverbot durch das Höchste Gericht des westindischen Bundesstaates Kerala letztendlich aufgehoben.
- ad/va-

 


Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF berichtet regelmäßig über die Angriffe auf die kommunale Daseinsvorsorge. Interessierte können kostenlose Ansichtsexemplare anfordern.

 

 
Zurück zur Startseite


  2005 by wd team stuttgart      xxl sicherheit