aktualisiert:
30. Juli 2007

 

 

 

 

 

 

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WasserInBürgerhand!

BBU-Wasserrundbrief, 16.7.2007

"Im schrumpfenden Deutschland
dezentralen Kläranlagen den Weg ebnen"...

 


… hat die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) am 11.07.07 eine Pressemitteilung überschrieben: Gegenüber dem früheren Bau von Großkläranlagen seien „heute kleine, dezentrale Lösungen in vielen Regionen das Gebot der Stunde“, meint die DBU. Allerdings würde „eine schwer überschaubare Informationslage“ die Verbreitung der dezentralen Abwasserreinigung erheblich behindern.

„Das wird jetzt anders. In einem zweijährigen Förderprojekt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) unter Federführung des Prüf- und Entwicklungsinstituts für Abwassertechnik (PIA) an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen wurde ein neuartiges Beratungs- und Informationszentrum aufgebaut. Es lässt in Sachen dezentrale Abwasserentsorgung keine Fragen mehr offen und gibt unter www.abwasser-dezentral.de zu rechtlichen und technischen Aspekten Auskunft“,

kündigt die DBU in ihrer Pressemitteilung an - um dann den PIA-Geschäftsführer Dr. ELMAR DORGE-LOH zu zitieren:

„Vor allem in den ostdeutschen Bundesländern zeigt sich, dass infolge des demografischen Wandels Änderungen an Abwasserbeseitigungskonzepten zugunsten dezentraler Lösungen vorgenommen werden müssen."

Der Bevölkerungsrückgang in weiten Landstrichen von Ostdeutschland schließe neue Investitionen in Großkläranlagen aus, so dass z.B. für über zehn Prozent der sächsischen Bevölkerung, insbesondere im ländlichen Raum, Kleinkläranlagen die sinnvollste Lösung darstellten (s. RUNDBR. 841/1).

Die DBU sagt voraus, dass sich dieser Trend „mit gewissem Zeitverzug auch in den westdeutschen Bundesländern zeigen“ wird. In Deutschland gebe es etwa zwei Millionen Kleinkläranlagen, von denen bis 2015 mehr als die Hälfte ganz neu gebaut oder zumindest nach dem Stand der Technik saniert werden müssten. Diese Entwicklungen würden zu einer starken Nachfrage nach bedarfsgerechten, herstellerunabhängigen Auskünften und Beratungsangeboten führen. Das überregionale und unabhängige Beratungs- und Informationszentrum "Abwasser dezentral" soll hier „eine Lücke schließen“ und „Privatnutzern, Behörden und Verbänden, Herstellern und Wartungsfirmen ein umfangreiches Serviceangebot“ anbieten. Dazu soll auch eine „fallspezifische Beratung ebenso wie die Durchführung von Fachveranstaltungen und das Vermitteln von Experten für Mediationen in Streitfällen“ gehören.

Weitere Auskunft:

Franz-Georg Elpers
- Pressesprecher -
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
Telefon: 0541|9633521; Telefax: 0541|9633198
E-Mail: presse@dbu.de
Internet: www.dbu.de

 

„Wir sind hier doch nicht in Dunkeldeutschland!“

Der zuvor angekündigten „Vermittlung von Experten für Mediationen in Streitfällen“ wird es vor allem in Westdeutschland bedürfen, wo der Widerstand der Wasserwirtschaftsverwaltungen gegen dezentrale Varianten der Abwasserreinigung noch beinhärter ist als in Ostdeutschland. Vom demographischen Wandel will man in westdeutschen Wasserwirtschaftsverwaltungen noch gar nichts wissen: Mit dem Argument „Wir sind hier doch nicht in Dunkeldeutschland“ wird der Verweis auf die Entvölkerung ostdeutscher Landstriche vom Tisch gefegt (vgl. RUNDBR. 858/4, 824/1, 809/1 und vor allem 841/1-2). Da wird „abwasser dezentral“ noch viel Überzeugungsarbeit leisten müssen.

 


 

Nutzen die Privatisierer
den Trend zur Dezentralität?
 


Die etablierte Siedlungswasserwirtschaft hat auch noch nicht die Gefahr erkannt, dass private Abwasser- und Dienstleistungskonzerne den Trend zur Dezentralisierung nutzen könnten, um den kommunalen Abwasserbetrieben das Heft aus der Hand zu nehmen.

Mit dem Verweis „Der Marktanteil der dezentralen Abwassertechnik ist doch bei über 95% Anschlussgrad recht gering“, meint man bei den kommunalen Abwasserbetrieben, sich bequem zurück lehnen zu können. Aber: Wenn Techniken und Gerätschaften zum Abwasserrecyclung und zur Grauwassernutzung preisgünstiger werden als die Abwassergebühren, wird das zentrale Systeme der Abwasserentsorgung im übertragenen Sinne „zerbröseln“.

Für viele industriell-gewerbliche Indirekteinleiter sind die Verfahren der innerbetrieblichen Abwasserreinigung und -wiederverwertung jetzt schon preisgünstiger als die Abwassergebühren. Im Energiebereich werden Mikroblockheizkraftwerke in absehbarer Zeit die Energieproduktion auch auf der Ebene der Privathaushalte dezentralisieren. Ähnliche „Mikrosysteme“ (u.a. basierend auf der Membrantechnologie mit zentraler Internetüberwachung) werden sich künftig auch bei der Abwasserwiederverwendung im Wohnblock- und Einfamilienhausbereich durchsetzen - einfach weil diese Systeme immer prozessstabiler und billiger werden - während die Kosten der zentralen Kanalisation immer höher werden, vor allem wenn die (kommunalen) Abwasserbetriebe die steigenden Kosten auf immer weniger Kubikmeter umle-gen müssen.

Wenn die kommunalen Entwässerungsbetriebe diese Entwicklung ignorieren, we-den VEOLIA, Facilityunternehmen sowie andere Newcomer und Quereinsteiger dieses Geschäft übernehmen - und die Entwässerungsbetriebe müssen sich als Verlierer der Geschichte irgendwann mit rapide fallenden Abwassermengen und exorbitant steigenden Kubikmeterpreisen herumschlagen. Wenn wir uns anschauen, wie die „Handytechnik“ die Festnetzbetreiber innerhalb von nur einem Jahrzehnt in die Enge getrieben hat, bekommen wir eine Ahnung, was durch neue technische Entwicklungen auch auf die althergebrachte Siedlungswasserwirtschaft zukommen wird - noch nicht heute, vielleicht auch noch nicht morgen, aber sicher in den Zeiträumen der Abschreibungsdauer zentraler Kanalanlagen. -ng-

 


Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF berichtet regelmäßig über die Angriffe auf die kommunale Daseinsvorsorge. Interessierte können kostenlose Ansichtsexemplare anfordern.

 

 
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