Jetzt
steht es fest: Die bislang getrennt marschierenden Verbände
der Strom- und Gaswirtschaft werden fusionieren. Dabei soll eine „besondere
Eigenständigkeit für Wasser und Abwasser“ in
dem neuen Megaverband gewährleistet bleiben. In einer
gemeinsamen Pressemitteilung haben der Bundesverband der Deutschen
Gas- und
Wasserwirtschaft (BGW) und der Verband der Deutschen Elektiriziätswirtschaft
(VDEW) am 20.12.06 kundgetan, sich zu einem neuen „Verband
der Energie- und Wasserwirtschaft“ zusammenzuschließen.
Der neue Großverband soll künftig
„gleichermaßen
die Interessen der Strom- und Fernwärmewirtschaft, der
Gaswirtschaft und der Wasser- bzw. Abwasserwirt-schaft vertreten“.
Damit nimmt
der neue Verband für sich in Anspruch, „künftig
die Interessen der gesamten Energie- und Wasserwirtschaft zu
bündeln“.
Mit der geballten Kompetenz der Strom- und Gasunternehmen sowie
der bisher im BGW vertretenen Wasser- und Abwasserunternehmen
sehe man sich
„in der Lage, für die Öffentlichkeit,
die Medien und die Politik als ein Ansprechpartner für
alle Fragen der Energie- und Wasserwirtschaft aufzutreten“.
Déjà-vu:
Energiefusion zu Lasten
der
Wasser- und Abwasserbetriebe?
Der Startschuss
für erste Fusionsgespräche zu einer Verbändefusion
wurde Ende 2005 gegeben. Damals hatte die FAZ geunkt, dass
der Verband der Chemischen Industrie (VCI) mit dreimal weniger
Personal dreimal
so effizient Lobbying betreiben würde als BGW und VDEW
zusammengenommen. Angesichts des dadurch aufgebauten Fusions-
und Rationalisierungsdrucks
hatte nicht nur die im BGW vertretene Wassersparte gefürchtet,
bei der Elefantenhochzeit unter die Räder zu kommen.
Unter den kleineren Mitgliedsunternehmen ging generell die
Angst um, das im
fusionierten Verband die großen Strom- und Gasunternehmern
den Ton angeben werden.
Insofern versichert
man seitens der Champions der jetzt vereinbarten Fusion
nicht
nur den Wasser- und Abwasserunternehmen
seine besondere Wertschätzung, sondern betont vorsorglich,
„die
Interessen der kleineren und mittleren Mitgliedsunternehmen
im neuen Verband besonders berücksichtigen“ zu
wollen.
Vielen Wasserwerkechefs
fehlt allerdings der Glaube, dass
die Wasserunternehmen neben den
Giganten aus der Strom- und Gaswirtschaft im neuen
Megaverband noch angemessen vertreten sein werden. Die seit längerer
Zeit laufenden Bemühungen, wegen der vorgesehenen
Fusion der Elektriker mit dem BGW einen eigenständigen
Wasser- und Abwasserverband aus der Taufe zu helfen,
dauern an.
Das
ganze erinnert an eine Déjà-vu-Situation:
2001 hatten die Hamburger Wasserwerke angesichts
der Dominanz der großen Gasunternehmen im BGW
ihren Austritt aus dem BGW erklärt.
Man hätte leider eine mangelhafte Interessenvertretung
der Wasserwirtschaft durch den BGW feststellen müssen.
Die Belange der Wasserwirtschaft würden im BGW „offenbar
für weniger wichtig gehalten
als die (der) Gaswirtschaft“. Die Wasserwirtschaft
im BGW laufe „eher
am Rande mit“. Bei der Verbandspolitik des
BGW vermisste man seinerzeit in Hamburg eine „eindeutige
Positionierung“ gegen
eine neoliberale Kommerzialisierung der deutschen
Wasserwirtschaft.
„Hinter
der vom BGW ganz hoch gestellten Wettbewerbsorientierung steht
allerdings ganz schlichte Interessenvertretung von privaten
Großfirmen der Gas- und Stromwirtschaft,
die günstigere
Rahmenbedingungen für den erweiterten Einstieg
in die Wasserversorgung anstreben,“
mutmaßte man
seinerzeit in den Hamburger Wasserwerken. Die prononziert
vom damaligen Chef der Hamburger
Wasserwerke, Dr.-Ing. HANNO
HAMES, vorgetragenen Kritik, wurde damals
von der BGW-Spitze als „teilweise
absurd“ abgetan. Die BGW-Oberen proklamierten
für sich
das Augenmaß, das HANNO HAMES fehlen
würde:
„Wasserpolitik,
die Einfluß behalten und politische Meinungsbildung
mitgestalten will, braucht Dialogfähigkeit.
Hier sind Blockadehaltung und Schwarz-Weiß-Malerei
fehl am Platze.“
Im Nov. 2004
traten die Hamburger Wasserwerke wieder in den BGW ein, weil
man erkannt
habe, dass „mittlerweile wieder
(eine) angemessene Repräsentanz
der Wasserwirtschaft im Gesamtverband“ festzustellen
sei.