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28. Juli 2007

 

 

 

 

 

 

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WasserInBürgerhand!

BBU-Wasserrundbrief, 14.7.2007

 

Gewässerschutz in Zeiten einer neuen Anbauschlacht

 

„Teller oder Tank?“ titelt top agrar in seiner Juli-Ausgabe 2007. Schwerpunktteil des führenden landwirtschaftlichen Fachmagazins ist der Boom beim Anbau von Biomasse, Energiepflanzen und Nachwachsenden Rohstoffen („Nawaros“).

Angesichts der markant gestiegenen Energiepreise orientiert sich auch der Preis für Lebensmittelgetreide am hohen Energiepreisniveau. Die Landwirte sind jetzt in der komfortablen Lage, auswählen zu können, ob sie ihre Produkte an die Lebensmittelindustrie („Teller“) oder an die Energiebranche („Tank“) verkaufen. Wohin die Biomasseströme fließen, entscheidet sich nur noch daran, wer bereit ist, am meisten für Mais, Raps oder Getreide zu bezahlen. Da die Energiepreise tendenziell wohl eher steigen als fallen werden, geht der NESTLE-Chef deshalb von kontinuierlich weiter steigenden Lebensmittelpreisen aus. Für die Landwirte wird es lohnend, stillgelegte Flächen - und sogar Gewässer- und naturbelassene Ackerrandstreifen - wieder unter den Pflug zu nehmen.

Eine weltweite Intensivierung der Agrarproduktion ist vorprogrammiert - von den Maisäckern im Oberrheingraben über die Palmölplantagen in Indonesien bis hin zu den Zuckerrohr- und Sojaplantagen in Brasilien. Schon wird von einer neuen „Anbauschlacht“ auf globalem Niveau gesprochen.

Für die Wasserwerke und die Umweltverbände stellt sich hierzulande die Frage, inwieweit die Intensivierung in der Agrarbranche den Gewässerschutz beeinträchtigen wird (s. RUNDBR. 853/1, 831/2). Das wieder aufgenommene Beackern von Gewässerrandstreifen ist hier eher noch das geringste Problem. Vor allem der erhöhte Dünge- und Pestizideinsatz auf Ackerflächen, die auf energetischen Turboertrag programmiert werden, tangiert den Grundwasserschutz.

Das „Erneuerbare Energiengesetz“ (eeg) hatte ursprünglich das Ziel, bäuerliche Biogasanlagen zu fördern. Jetzt werden aber zunehmend Biogasanlagen in der Megawatt Klasse gebaut. Diese Megawattanlagen benötigen als Rohstoffbasis Maisanbauflächen von vielen hundert Hektar mit Einzugsgebieten von über 20 Kilometern. Die sachgerechte Rückführung der Gärsubstrate ist nicht in jedem Fall gesichert. Auch dies kann den Grundwasserschutz beeinträchtigen. Und Flächenstilllegungs-, Agrarumwelt- und Extensivierungsprogramme (sowie in Grenzen auch der Vertragsnaturschutz) können in Zeiten einer neuer „Anbauschlacht“ ohnehin vergessen werden. Für Landwirte sind diese Programme nur noch begrenzt bis gar nicht mehr attraktiv.

Höchste Zeit, dass die Wasserwirtschaft, die Umweltverbände sowie die Wasserwirtschafts- und Agrarverwaltung den Biomasseboom mit ökologischen Leitplanken so flankieren, dass Gewässer- und Grundwasser-schutz nicht völlig unter die Räder kommen. Über die Notwendigkeit einer ökologischen Flankierung sind sich fast alle einig. Die Frage, wie man die Gewährleistung des Gewässer- und Grundwasserschutzes operationalisieren kann, ist aber noch weitgehend offen. Wäre der geeignete Ansatzpunkt das Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) oder eher das eeg und die Düngeverordnung? Oder kommt es nur darauf an, das bestehende Regelwerk besser zu vollziehen, mithin die Kontrolle effizienter zu gestalten.

Angesichts der Dollar- und Eurozeichen in den Augen der Landwirte, Anlagenbauer und -betreiber ist es wichtig, dass man sich schnell einig wird. Sonst wird der Gewässer- und Grundwasserschutz gegenüber dem Biomasseboom gründlich ins Hintertreffen gelangen. Wer von den LeserInnen des RUNDBR. hierzu Ideen und Vorschläge hat, kann sich gerne an uns wenden. - ng -

 


Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF berichtet regelmäßig über die Angriffe auf die kommunale Daseinsvorsorge. Interessierte können kostenlose Ansichtsexemplare anfordern.

 

 
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