[ngo] Großversorger wie RWE, E.On, EnBW und Vattenfall wollen ihre
Interessen künftig über einen vereinigten Lobbyverband
wahrnehmen. Bislang lassen sich die im Energie- und Wassergeschäft
tätigen Konzerne und andere Versorgungsunternehmen vornehmlich
von vier Verbänden vertreten: dem Verband der Elektrizitätswirtschaft
(VDEW), dem Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft
(BGW), dem Verband der Netzbetreiber (VDN) und dem Verband der
Verbundunternehmen und Regionalen Energieversorger in Deutschland
(VRE). Nun will die Branche mit einer schlagkräftigen Stimme
Einfluss auf die öffentliche Meinung und auf die Politik nehmen.
Die Mitgliederversammlungen der vier Verbände beschlossen
am 19. Juni in Berlin, die Fusion zum neuen "Bundesverband
der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW)" mit Sitz in Berlin. "Die
Kompetenzen der Organisationen werden zusammengeführt, um
die Branchen unter sich verändernden politischen und ökonomischen
Rahmenbedingungen optimal zu vertreten!
"Damit können wir uns noch zielgerichteter für eine sichere, wirtschaftliche
und umweltgerechte Energie- und Wasserversorgung einsetzen", erklärten
VDEW-Präsident Werner Brinker und BGW-Präsident Michael Feist bei der
Unterzeichnung der Verschmelzungsurkunde.
Der neue Bundesverband
der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) wird für die Bereiche Gas, Strom, Fernwärme sowie Wasser
und Abwasser zuständig sein. Auch der Betrieb von Stromnetzen
aller Spannungsebenen fällt in seinen Zuständigkeitsbereich.
Formal repräsentiert der Verband rund 1800 Unternehmen. An
vielen kleinen und mittleren Unternehmen der Branche sind allerdings
die "großen Vier" - RWE, E.On, EnBW und Vattenfall
- direkt oder indirekt beteiligt.
Auch so manches
Stadtwerk unterliegt heute dem Einfluss von zumindest einem der "großen Vier". Früher waren Stadtwerke
rein kommunale Unternehmen, die sich vielfach mit den großen
Energiekonzernen stritten. Während die Stadtwerke kleinere dezentrale
Kraftwerke betrieben, setzten die Konzerne auf große Kohle-
und Atomkraftwerke, um ihre Marktmacht auszuweiten.
Der neue Wirtschaftsverband
wird Unternehmen mit im Jahr 2006 insgesamt 280.000 Beschäftigten
und einem Umsatz von 140 Milliarden Euro vertreten. Die Investitionen
der Mitgliedsunternehmen beliefen sich
auf 13 Milliarden Euro.
Ein "Ansprechpartner" für
die Politik
Die Gründung des BDEW spiegelt laut Brinker und Feist "die
Veränderung der Branchen und des energiewirtschaftlichen Rahmens
wider". Für die Mitgliedsunternehmen, die Politik und die Öffentlichkeit
sei gleichermaßen wichtig, dass es mit dem BDEW künftig
einen "Ansprechpartner" für alle "Fragen" der
Energie- und Wasserwirtschaft gebe. Die Veränderungen im deutschen
und europäischen Markt erforderten einen effizienten Verband
mit breitem "Dienstleistungsspektrum".
Die betriebliche
Zusammenführung der bislang vier Verbände
ist für den Herbst 2007 geplant. Zuvor müssten noch die
notwendigen juristischen Formalitäten wie die Eintragung in
das Vereinsregister abgeschlossen werden. In der Übergangszeit
bis zur ersten BDEW-Mitgliederversammlung im Sommer 2008 werden die
Präsidenten Brinker und Feist den neuen Verband gemeinsam vertreten.