Die
für unüberschaubare Zeiträume beantragte weitere
Versalzung von Werra und Weser (s. RUNDBR.
859/2-3) stößt
entlang der Oberweser auf immer breiteren Widerstand. An der
Oberweser bündeln immer mehr Kommunen ihren Protest gegen
die fortgesetzte Versalzung des Weserstromgebietes. Über
30 niedersächsische und nordrheinwestfälische Anrainer-Kommunen
und -Kreisen wollen jetzt die Bezirksregierung in Kassel verklagen.
Die
nordhessische Bezirksregierung hat schon vor Jahren die
Einleitung von rund 7 Millionen Kubikmetern salzhaltiger
Abwässer pro Jahr durch die Kalifirma K+S genehmigt.
Die Genehmigung basiert auf einem Grenzwert, der zu Kriegszeiten
auf 2.500 Milligramm Chlorid pro Liter hochgesetzt worden
war.
Der
auf das Jahr 1942 zurückgehende Grenzwert für
die Salzbelastung der Weser ist auch die Basis für
den jetzt anstehenden Antrag der K+S (ehemals Kali&Salz
AG), zusätzlich zur jetzt schon bestehenden Salzeinleitung weitere 400.000 Kubikmeter pro
Jahr in die Werra einleiten zu dürfen. Dazu plant K+S den Bau einer
30 Mio. Euro teuren Pipeline von seiner Kali-Halde im hessischen
Neuhof- Ellers
im Fuldaeinzugsgebiet bis zur Werra bei Philippsthal.
Bis sich der gigantische „Kalimandscharo“ südlich
von Fulda durch Niederschlagswasser weitestgehend abgetragen
und aufgelöst haben wird, wird ein Zeitraum von ca.
700 bis 1000 Jahre kalkuliert.
„Es
ist nicht nachvollziehbar, dass einerseits Millionen
Euro für den Gewässerschutz an Weser, Werra
und Fulda ausgegeben wurden und die hessische Genehmigungsbehörde
andererseits die Chlorid-Einleitungen ermöglicht“,
begründet
der Landkreis Minden-Lübbecke lt. Zeitungsberichten
am 17.9.07 seine Klagebeteiligung. Es könne nicht angehen,
dass die industriepolitischen Sünden der Vergangenheit
auf unbestimmte Zeit fortgeschrieben werden. In der nordrhein-westfälischen
Weser werden heute immer noch Chlorid-Konzentrationen zwischen
400 und 600 Milligramm pro Liter gemessen. Die Nutzung
als Trinkwasser ist deshalb nicht möglich. Der 2.500-Milligramm-
Grenzwert aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges lasse die
Entwicklung einer natürlichen, gewässertypischen
Flora und Fauna nicht zu. Schon 800 Milligramm Chlorid pro Liter
hätten einen schlechten ökologischen Zustand zur Folge.
Unter
den Klagewilligen sind auch die Städte Minden, Petershagen
und Porta Westfalica. Um die Zusammenarbeit der klagewilligen
Kommunen und Landkreise zu symbolisieren, wurde „ein
Stein des Anstoßes“ kreiert. Mit der Aktion „Stein
des Anstoßes“, der wie ein Staffelholz
an der Weser entlang weitergerecht wird, unterstreichen Bürgermeister
und Landräte ihren Protest gegen die Werra- und Weserversalzung.
Gefordert wird eine Entsalzungsanlage.
Leisten
können
müsste sich der K+S-Konzern eine Entsalzungsanlage
in jedem Fall: Aktienkurse und Gewinne stiegen in den vergangenen
Jahren in Schwindel erregende Höhen. Und gleich zwei
große Vorkommen in Russland und Kanada, die gemeinsam
20 Prozent des Kali-Weltmarktes bedienten, sind abgesoffen und unrettbar
verloren.