Etwa
          500 Millionen Euro (769 Millionen Dollar) wurden für Initiativen
          in den sog. AKP Staaten (Afrika, Karibik und Pazifik) aus dem Europäischen
          Entwicklungsfonds* zur Verfügung gestellt. Romano Prodi, damals
          Präsident der EU Kommission, hatte dies 2003 vorgeschlagen.
      Eine
          von der Kommission in Auftrag gegebene und zwei Jahre später veröffentlichte
          Studie hinterfragt die Vorgehensweise bei der Zuteilung der Mittel.
       Eines
          der Hauptziele des AKP Wasser Fonds' ist die Verbesserung der Wasserversorgung
          der Armen durch verstärkte Beteiligung
        des „Privaten
          Sektors“. Die Studie aus 2005 zeigt jedoch, dass private Firmen
          sich aus Wasserprojekten in den AKP Staaten zurückziehen, weil
          ihnen ein „vernünftiger Profit“ aus ihren Investitionen
          zweifelhaft erscheint. 
      Beamte
          der EU Kommission haben in dieser Woche bestätigt,
        dass sie beabsichtigen, diese Situation durch erweiterte Finanzierung
        von Wasserprojekten, die von öffentlichen Firmen geleitet werden,
        zu korrigieren. Als Ergebnis könnten Projekte, an denen öffentliche
        Firmen aus Europa und AKP Partner beteiligt sind, bevorzugt werden. Ein
        angedachter Vorschlag besagt, dass nach Ergänzung bzw. Erweiterung
        des Fonds' bis zu 10 Prozent davon für Projekte mit Beteiligung öffentlicher
        Firmen reserviert werden könnten.
      „Dies
          ist einer der Bestandteile (des Vergabeprozesses,
          Anm. d. Übersetzers) den wir hinterfragen
          werden“ sagte ein hochrangiger Kommissionsbeamter,der
          anonym bleiben will, zu IPS. „Wenn wir erkennen, dass einige
          der Dinge für die wir uns eingesetzt haben nicht so funktionieren,
          wie sie sollten, müssen wir herausfinden warum und sie dann korrigieren“.
      Aktivisten
          gegen die Armut haben beklagt, dass bis heute keine Partnerschaften
          zwischen öffentlichen Wasserversorgern durch den Fonds finanziert
          wurden.
      Die
          Aktivisten sind beunruhigt wegen der einseitigen Ausrichtung der EU
          zu privaten Firmen, trotz umfangreicher Erkenntnisse, dass solche Firmen
          sauberes Wasser für Arme oft unerschwinglich machen. Als zum Beispiel
          SUEZ, eine französische Firma, die Verantwortung für die
          Lieferung von Wasser in einige Townships in Südafrika in den
          1990er Jahren übertragen wurde, stiegen die Preise um 600 Prozent.
      Olivier
          Hoedeman, Sprecher des Corporate Europe Observatory, das den Einfluss
          von Business/Lobbyisten
          auf Politiker überwacht,
        hat die Ankündigungen der Kommission ausdrücklich begrüßt.
      „Es
          sieht so aus, als sei die Kommission offen für Änderungen“ sagte
          er, obwohl ein separat aufgesetzter Fonds zur Förderung von Partnerschaften
          zwischen öffentlichen Unternehmen vorzuziehen sei.
      „Anscheinend will die Kommission ihre
        Unterstützung
        für öffentlich/öffentliche Partnerschaften nur sehr zögerlich
        sichtbar werden lassen,“ fügte er hinzu. „Sie möchte
        sich hier zurückhalten. Wenn sie jedoch erfolgreich sein will, muss
        sie der Welt diese Unterstützung auch zeigen. Denn dann werden öffentliche
        Firmen an ihre Tür klopfen und Zugang zu Mitteln aus  Fonds fordern.“
      Die
          EU Wasserpolitik wurde am 6./7. März in einer Konferenz im
          EU Parlament diskutiert.
      Marc
          Laimé, ein Journalist, spezialisiert auf Wasserangelegenheiten, sagte
          auf der Konferenz, dass die Probleme mit dem Zugang zu Wasser selbst
          in Europa schwerwiegend seien.
      „Rund 140 Millionen Menschen, oder 16 Prozent
        der europäischen Bevölkerung, steht sauberes Wasser nicht zur
        Verfügung. Menschen sterben wegen schlechtem Wasser, nicht nur in
        Afrika, sondern auch in Europa und in einigen EU Mitgliedsstaaten,“ sagte
        er.
      Die
          Situation könnte sich durch den Klimawandel
        noch verschärfen, warnte er. Dürre hat die europäische
        Wirtschaft in den letzten 30 Jahren 85 bis 100 Milliarden Euros gekostet.
        Die Dürre, die im Jahre 2003 weite Teile des Kontinents heimsuchte,
        war eine der schlimmsten. Fast 100 Millionen Menschen waren betroffen.
        Die Kosten für die Wirtschaft beliefen sich auf 9 Milliarden Euro.
      Laimé zitierte
          Schätzungen, nach denen 64 Prozent allen Wasserverbrauchs der
          Landwirtschaft zugerechnet werden. Doch die Gemeinsame Landwirtschaftspolitik
          (Common Agricultural Policy, CAP) der EU wurde bis heute nicht so modifiziert,
          dass auf die Auswirkungen entsprechend reagiert werden
          kann. „Solange CAP und Wasserpolitik vollständig voneinander
          getrennt bleiben, erreichen wir garnichts“, fügte er hinzu.
      Christiane
          Franck, Direktorin der belgischen, öffentlichen
          Firma VIVAQUA, sagte, ihr Land biete ein Modell an, wie Wasserversorgung
          betrieben werden kann.
      Haushalte
          in Brüssel, sagte sie, bezahlen 25 Prozent
        weniger für Wasser als solche in Paris, wobei VIVAQUA versucht,
        Wasser zu annehmbaren Preisen zu liefern, eben auch für die am schlechtesten
        Gestellten. Die Belegschaft der Firma ist in fünf Jahren um 17 Prozent
        gewachsen, fügte
        sie hinzu, weil neue Arbeitsgebiete erschlossen wurden, wie z.B. die
        Reparatur undichter Rohre.
      Erik
          Swyngedouw, Professor an der University of Manchester in Großbritannien,
          sagte, der private Sektor sei glücklich, stärker an Wasserversorgungen
          beteiligt zu werden. „ Aber es muss gewinnbringend sein, was
          Wasser leider nicht ist“, sagte er.
      Andrea
          Tilche, EU-Kommissionsbeamter für wissenschaftliche Forschung,
          hat bestätigt, dass die EU eine größere Beteiligung
          privater Firmen an der Lieferung von Wasser gefördert hat. Und
          zwar als Teil ihrer sogenannten Lissabon Strategie, die Europa zur
          weltweit führenden Wirtschaftsmacht machen soll. „Firmen
          wollen Wasser(versorgungen) nicht besitzen,“ sagte er, „Sie
          wollen in der Lage sein, Geschäfte mit Dienstleistungen zu machen.“
      Juraj
          Kohutiar von der slowakischen Organisation „Menschen und Wasser“ sagte,
          trotz der Tatsache, dass die letzten zwölf Jahre einige der wärmsten überhaupt
          waren, scheint ein Thematisieren des Einflusses des Klimawandels auf
          Wasser als „politisch inkorrekt“ angesehen zu werden.
      Er
          setzte sich außerdem für das Sammeln von Regenwasser (RainHarvesting)
          zur Speicherung ein, um es in Zeiten geringer Niederschläge nutzen
          zu können. Diese Maßnahme sollte in großem Umfang
          eingeführt und durchgeführt werden.
      Ein
          italienisches Mitglied des linken Flügels im Europäischen
          Parlament, Roberto Musacchio, sagte, es gäbe eine Abneigung vieler
          Regierungen anzuerkennen, dass es ein universelles Recht auf Zugang
          zu sauberem Wasser geben sollte.
      "Wir
          müssen die Idee, dass Wasser zu einem Menschenrecht erklärt
          wird, wieder aufleben lassen,“ sagte Musacchio. „In Europa
          ist Wasser in seiner Natur immer noch öffentlich. Das ist etwas,
          das wir beibehalten müssen. Also ist die Verweigerung der Erklärung
          zum Menschenrecht ein Widerspruch.“ (Ende/2008)
      We
          need to relaunch the idea that water must be declared a human right," said Musacchio. "In Europe, water is still public in
          nature. This is something we must hang on to. So not declaring it a human
          right is a contradiction." (END/2008)
      Übersetzung: 
  Klaus Milewski, 
        "Wasser in Bürgerhand!"
        k.milewski@web.de
      
      *Einige
          Informationen zum 9. Europäischen Entwicklungsfonds
        und dem zugrundeliegenden sog. „Cotonu-Abkommen“, ausführlicher
        natürlich auf dessen Heimatseite bei der EU, unter folgendem Link:
                  http://europa.eu/scadplus/leg/en/lvb/r12102.htm
      
      ALLGEMEINER RAHMEN:
          ENTWICKLUNGSPOLITIK 
        STAATEN IN AFRIKA, IM KARIBISCHEN RAUM UND IM PAZIFISCHEN OZEAN (AKP) 
      Europäischer
          Entwicklungsfonds (EEF)
        
        Der Europäische Entwicklungsfonds (EEF) ist das wichtigste Hilfeinstrument
        der Gemeinschaft im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit mit den AKP-Staaten
        und den überseeischen Ländern und Gebieten (ÜLG). In den
        Römischen Verträgen von 1957 war seine Errichtung vorgesehen,
        um technische und finanzielle Hilfe zunächst für die zu jener
        Zeit noch kolonisierten afrikanischen Länder bereitzustellen, zu
        denen einige Staaten historische Beziehungen unterhielten.
       Auf
          Antrag des Europäischen Parlaments ist zwar seit 1993 im Gemeinschaftshaushalt
          ein Titel für den Fonds vorgesehen, doch ist der EEF nach wie
          vor nicht in den Gesamthaushaltsplan der Union eingestellt. Er wird
          von den Mitgliedstaaten finanziert; für ihn gilt eine eigene Finanzregelung,
          und er wird von einem besonderen Ausschuss verwaltet. Die Hilfe für
          die ÜLG soll allerdings ab Januar 2008 in den Gesamthaushaltsplan
          der Union einbezogen werden, während die Hilfe für die AKP-Länder
          weiterhin - zumindest im Zeitraum 2008-2013 aus dem EFF finanziert
          wird.
       Jeder
          EEF wird für einen Zeitraum von rund fünf Jahren geschlossen.
          Seit Abschluss des ersten Partnerschaftsabkommens im Jahr 1964 richtet
          sich die Laufzeit der EEF im Allgemeinen nach jener der Abkommen /
          Partnerschaftsabkommen.
      
        -  EEF:
            1959-1964
- EEF:
            1964-1970 (Abkommen von Jaunde I)
- EEF:
            1970-1975 (Abkommen von Jaunde II)
-  EEF:
            1975-1980 (Erstes Abkommen von Lomé)
- EEF:
            1980-1985 (Zweites Abkommen von Lomé)
- EEF:
            1985-1990 (Drittes Abkommen von Lomé)
- EEF:
            1990-1995 (Viertes Abkommen von Lomé)
- EEF:
            1995-2000 (Viertes Abkommen von Lomé und seine geänderte
            Fassung)
- EEF:
            2000-2007 (Abkommen von Cotonou)
 Der
                      EEF umfasst mehrere Instrumente, wie nichtrückzahlbare
                      Hilfe, Risikokapital und Darlehen an den Privatsektor.
                      Die Instrumente Stabex und Sysmin zur Unterstützung
                      von Landwirtschaft bzw. Bergbau sind im neuen Partnerschaftsabkommen,
                      das im Juni 2000 in Cotonou unterzeichnet
                      wurde, nicht mehr enthalten. Mit diesem Abkommen erfolgte
                      auch eine Straffung des Instrumentariums des EEF und die
                      Einführung eines Systems der gleitenden Programmierung,
                      das eine flexiblere Planung zulässt und den AKP-Staaten
                      eine größere Verantwortung überträgt.
                   Der
                      9. EEF umfasst Mittel in Höhe von 13,5 Milliarden
                      EUR und gilt für den Zeitraum 2000-2007. Zudem belaufen
                      sich die Restbeträge aus den vorausgegangenen EEF
                      auf über 9,9 Milliarden EUR.
                   Im
                      Beschluss Nr. 2005/6 (PDF) des
                      AKP-EG-Ministerrates vom 22. November 2005 ist festgelegt,
                      dass 482 Millionen EUR der unter Vorbehalt stehenden 1
                      Milliarde EUR im Rahmen des 9. Europäischen Entwicklungsfonds
                      gebunden werden und sich wie folgt aufteilen: 352 Millionen
                      EUR für den Finanzrahmen für die Unterstützung
                      der langfristigen Entwicklung, 48 Millionen EUR für
                      die regionale Zusammenarbeit und Integration sowie 82 Millionen
                      EUR für die Investitionsfazilität. Mit dem Beschluss
                      Nr. 2005/7 (PDF) des
                      AKP-EG-Ministerrates wurde eine zweite Mittelzuweisung
                      von 250 Millionen EUR als zweite Tranche für die AKP-EU-Wasserfazilität
                      festgelegt.
                   Die
                      vom EEF bereitgestellte Entwicklungshilfe fügt sich
                      in einen weiter gefassten europäischen Rahmen ein.
                      In der Europäischen Union können die Mittel aus
                      dem Gesamthaushaltsplan der Gemeinschaft für bestimmte
                      Maßnahmen verwendet werden. Die Europäische
                      Investitionsbank (EIB), die einen Teil der EEF-Mittel (und
                      zwar die Darlehen und das Risikokapital) verwaltet, steuert
                      zudem aus ihren eigenen Mitteln einen Beitrag in Höhe
                      von 1,7 Milliarden EUR für die Laufzeit des 9. EEF
                      bei.
                  Ninth EDF: 2000-2007 (Cotonou Agreement)