Flaschenwasser
ist auf Wachstumskurs. Wer eine Wasserflasche bei sich trägt,
tut das meist nicht nur aus praktischem Grund (man könnte ja annehmen
eine Fahrt mit der Straßenbahn sei ohne Trinkwasserration durchaus
machbar). Nein, Wasser ist mittlerweile ein Lifestyleprodukt. Die
Zeiten in denen Cola –Apfelschorle & Co. hippe Jugendlichkeit
ausstrahlten sind vorbei. Leute „die Qualm, Schnaps, Pfunden
und dem Altwerden den Kampf angesagt haben“ greifen mittlerweile
zur Wasserflasche. Frisch, fit, gesund, glücklich und jung seien
Ihre Trinker, vermittelt die PET-Flasche die aus ihrer Tasche lugt.
Favorisieren die meisten Konsumenten immer noch die sprudelige Variante,
sind stille und aromatisierte Wässer im Kommen.
Aber
was macht den Griff zur Flasche unter Deutschen so beliebt? Man könnte
annehmen, dass Leute sich mit dem Wasser aus dem Hahn bedienen, welches
im Bundesdurchschnitt
2007 1,80 Euro pro 1.000 Liter kostete und das am gründlichsten überwachte
Lebensmittel im Land ist. Im selben Jahr importierte Deutschland
1,1 Milliarden Liter Mineralwasser, aus Frankreich, den Niederlanden,
Italien
und Luxemburg. Aber auch Exoten wie Iran, Taiwan, Saudi-Arabien,
Südafrika
und Brasilien verkaufen das teure Nass nach Deutschland.
Global
gesehen ist das Trendgetränk ebenfalls auf dem Vormarsch:
Coca-Cola, Danone, Nestlé, PepsiCo, Unilever und andere
Global Player kämpfen
um Marktanteile auf internationaler Ebene.
Einen
gesundheitlichen Mehrwert von Mineralwasser gäbe es nicht, so
ein Mitglied des wissenschaftlichen Präsidiums der Deutschen Gesellschaft
für
Ernährung, da der tägliche Mineralstoffbedarf vor allem
durch feste Nahrung gedeckt würde. Auch Wässer mit
hohem Sauerstoffgehalt seien überflüssig „Wir
brauchen nicht den Darm, um uns mit Sauerstoff zu versorgen.
Das schafft
die Lunge
ohne Probleme allein“, so der Experte.
Betrachtet
man das Ganze von einem ökologischen Standpunkt
macht der Konsum von abgepacktem Wasser noch weniger Sinn:
Der Energieaufwand ist enorm. Die 31 Milliarden Liter Flaschenwasser,
die 2006 in den USA konsumiert wurden, waren meist in Plastikflaschen
abgefüllt. Allein für die Produktion der PET-Flaschen wurden
17 Millionen Barrel Öl verbraucht. 2,5 Millionen Tonnen CO2
wurden durch Flaschenwasser in die Atmosphäre gepustet und pro
Liter Nass aus der Flasche werden 3 Liter Wasser zur Produktion verbraucht.
Dazu kommt noch die zusätzliche Umweltbelastung durch den Transport
der Flaschen. Es bleibt die Frage, was eine gekaufte Flasche Wasser
nun attraktiver als eine Karaffe mit Wasser aus dem Hahn macht.
- Vielleicht ist die Werbung einfach besser.
-er-
„Das
Parlament“ mit lesenswerter
Schwerpunktausgabe zum Wasser
„Flaschenwasser“ ist
nur eines von vielen Themen, das in der „Wasserausgabe“ der
Zeitung „Das Parlament“ Nr. 32/2008 zu finden ist. Den Artikel „Der
Griff zur Flasche“ sund zahlreiche weitere
Aufsätze
von der „Wasserprivatisierung“ bis zum Bau fragwürdiger
Großstaudämme
findet auch im Internet unter:
http://www.das-parlament.de/2008/32/index.html
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