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2. März 2008

 

 

 

 

 

 

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WasserInBürgerhand!

BBU-Wasserrundbrief, 7.1.2008

 

Energieeffizienzrevolution auf Kläranlagen
zerschellt am Klärmeister

 

 

Unter dem Eindruck der Debatte um den Klimawandel ist die "Energieeffizienz" von Kläranlagen zu einem beherrschenden Thema auf den aktuellen Abwasserkongressen avanciert. So auch in Kaiserslautern, wo an der dortigen Universität am 19. November 2007 beim Thema "Ökoeffizienz in der Wasserwirtschaft" der Schwerpunkt auf der Energieoptimierung von Kläranlagen lag. Vorgetragen wurden bewährte Verfahren und clevere Ideen, wie man die kommunalen Kläranlagen tendenziell zu "Nullenergiebetrieben" umfunktionieren kann.

Die eigentlich entscheidende Frage wurde aber auf der Abwassertagung in Kaiserslautern eher nur am Rande und in den Pausen diskutiert: Wie es nämlich kommt, dass unzählige Studien zur Energieminimierung von Kläranalgen in den Aktenschränken verstauben – und die Kläranalgen weiterhin als gewaltige Energiefresser fungieren. Als ein Grund für die zähe Umsetzung von Energieeffiziensprogrammen wurde genannt, dass in vielen Fällen Klärwärter und –meister "als kleine Könige auf ihren Kläranlagen herrschen würden. Und diese "Könige" hätten eben keine Bock, den Verfahrensablauf ihrer gut funktionierenden Kläranlage wegen einer angesagten Energieeinsparumg umzustellen – zumal eine derartige Umstellung zunächst nur Arbeit kostet und der Teufel bekanntlich im Detail steckt. Ein berufserfahrener Klärmeister lasse sich von externen Ingenieuren ohnehin nichts sagen. Wenn man allerdings versuche, gegen Klärwärter und –meister zu arbeiten, habe man schon verloren. In der Regel seien Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz nur erfolgreich zu realisieren, wenn sowieso größere Umbauten auf der Kläranlage durchzuführen seien bzw. wenn ohnehin verfahrenstechnische Optimierungen anstehen. Energieeffizienzgewinne fallen dann sozusagen als Nebenprodukte ab. Zudem müssem man auch einräumen, dass sich auf Grund der vergleichseise immer noch geringen Energiepreise energetische Optimierungen nur in den seltensten Fällen in relevanten Kosteneinsparungen oder gar in Gebührensenkungen auswirken würden.

Dass im Kläranalgensektor die Energieeffizienzwelle nur langsam am Anlaufen ist, wurde u.a. auch damit begründet, dass sich die Energieeffizienzberater für Kommunen auf Kläranlagen einfach viel zu wenig auskennen – obwohl die Kläranlage als jeweils größter kommunaler Energieverbraucher einzustufen sei.

Einen schweren Stand hätten externe Ingenieure mit ausgewiesener Expertise auch gegenüber den Betreibern von Kläranlagen – wenn nämlich bei ihrem Energiecheck herauskommt, dass auf der jeweiligen Kläranlage allein durch Verfahrensumstellungen Energieeinsparungen von zwanzig Prozent möglich seien. "Dann stellt doch jeder Gemeinderat die Frage, warum ihr darauf nicht selbst gekommen seid?" Besser also: Erst gar nicht am (in den meisten Fällen) viel zu hohen Energieverbrauch der Kläranlage rühren.

Nicht zuletzt wurde auch auf der Tagung in Kaiserslautern ein Mal mehr "die fehlende Ausgewogenheit" bei der Installierung von regenerativen Energien auf Kläranlagen kritisiert. Nicht wenige Kläranlagenbetreiber würden sich derzeit darin gefallen, die halbe Kläranalge mit teurer Photovoltaik zuzustellen. Dabei sei es ungleich kostengünstiger und energieeffizienter, endlich die längst überfälligen Energieeinsparmaßnahmen auf den Kläranlagen zu realisieren.

Fazit der Debatten im Vorraum der Tagung in Kaiserslautern: Spürbare Energieeffizienssteigerungen im kommunalen Kläranlagensektor sind nur zu erwarten, wenn man es mit einem "innovativen und interessierten Auftraggeber, einer engagierten Betriebsführung und aufgeschlossenen Klärwärtern" zu tun hat. Was dann allerdings an beeindruckenden Energieeinsparungen möglich ist, wurde in einer Vielzahl von Referaten deutlich.

[Interessierte RUNDBRIEF-AbonnentInnen können sich kostenlos einen umfangreichen Tagungsbericht mit Zusammenfassung der Höhepunkte aller Energieeinsparreferate kostenlos via nik@akwasser.de als pdf-Datei abrufen)]

 


Energieeffiziente Kläranlagen
via Abwasserabgabengesetz belohnen!

 

 

Um die harzenden Bemühungen zur Steigerung der Energieeffiziens deutscher Kläranlagen voranzubringen, wurde auf der Tagung in Kaiserslautern ein interessanter Vorschlag unterbreitet: Eine hohe Energieeffizienz sollte mit Hilfe des Abwasserabgabengesetzes (AbwAG) materiell belohnt werden. Bereits jetzt können Investitionen zur Verbesserung der Ablaufqualität von Kläranlagen (mehr als 20 %) mit der Abwasserabgabe verrechnet werden. Denkbar wäre, analog dazu auch Investitionen zur Optimierung der Energieeffizienz mit der zu zahlenden Abwasserabgabe zu verreichnen. Umgekehrt sei vorstellbar, dass die Ermäßigung der Abwasserabgabe verlustig geht, wenn die energetischen Mindestanforderungen nicht erfüllt werden. Als Schwellenwert könnte ein Energiebedarf von 20 kWh pro Einwohnerwert und Jahr angesetzt werden. Hingewiesen wurde darauf, dass das Wasserhaushaltsgesetz bereits jetzt eine energieeffiziente Abwasserreinigung fordert. Die in Kaiserlautern anwesende Umweltministerin von Rheinland-Pfalz, MARGIT CONRAD, machte allerdings deutlich, dass sie den Vorschlag, die Energieefffizienz künftig auch im AbwAG zu berücksichtigen, nicht teilt. Die Mainzer Umweltministerin konnte bei dieser Ablehnung offenbar auf die Rückendekcung ihrer AmtskollegInnen in den anderen Bundesländern bauen: Die Bundesländer sind auf Deregulierung aus und verweigern sich jeglicher Ausweitung des AbwAG.

[Die Umweltverbände sollten gleichwohl diesen auch vom Umweltbundesamt vorgebrachten Vorschlag unterstützen – meint der Ak Wasser im BBU.]

 


Wasserhaushaltsgesetz (WHG) fordert energieeffiziente Kläranlagen!

Die Kriterien zur Bestimmung des Standes der Technik bei der Abwasservermeidung und –reinigung sind in Anhang 2 zu § 7a. Abs. 5 des WHG aufgelistet. Dabei heißt es, dass "bei der Bestimmung des Standes der Technik unter Berücksichtigung der Verhältnismäßigkeit zwischen Aufwand und Nutzen möglicher Maßnahmen sowei des Grundsatzes der Vorsorge und der Vorbeugung, jeweils bezogen auf Anlagen einer bestimmten Art, insbesondere folgende Kriterien zu berücksichtigen" sind. In dem dann folgenden Katalog wird unter Ziffer 9 auch die "Energieeffizienz" erwähnt.

 


Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF berichtet regelmäßig über die Angriffe auf die kommunale Daseinsvorsorge. Interessierte können kostenlose Ansichtsexemplare anfordern.

 

 
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