Unter
dem Eindruck der Debatte um den Klimawandel ist die "Energieeffizienz" von
Kläranlagen zu einem beherrschenden Thema auf den aktuellen Abwasserkongressen
avanciert. So auch in Kaiserslautern, wo an der dortigen Universität
am 19. November 2007 beim Thema "Ökoeffizienz in der Wasserwirtschaft" der
Schwerpunkt auf der Energieoptimierung von Kläranlagen lag. Vorgetragen
wurden bewährte Verfahren und clevere Ideen, wie man die
kommunalen Kläranlagen tendenziell zu "Nullenergiebetrieben" umfunktionieren
kann.
Die
eigentlich entscheidende Frage wurde aber auf der Abwassertagung in
Kaiserslautern eher nur am Rande und in den Pausen diskutiert: Wie
es nämlich kommt, dass unzählige Studien zur Energieminimierung
von Kläranalgen in den Aktenschränken verstauben – und
die Kläranalgen weiterhin als gewaltige Energiefresser fungieren.
Als ein Grund für die zähe Umsetzung von Energieeffiziensprogrammen
wurde genannt, dass in vielen Fällen Klärwärter und –meister "als
kleine Könige auf ihren Kläranlagen herrschen würden.
Und diese "Könige" hätten eben keine Bock, den Verfahrensablauf
ihrer gut funktionierenden Kläranlage wegen einer angesagten Energieeinsparumg
umzustellen – zumal eine derartige Umstellung zunächst nur
Arbeit kostet und der Teufel bekanntlich im Detail steckt. Ein berufserfahrener
Klärmeister lasse sich von externen Ingenieuren ohnehin nichts sagen.
Wenn man allerdings versuche, gegen Klärwärter und –meister
zu arbeiten, habe man schon verloren. In der Regel seien Maßnahmen
zur Steigerung der Energieeffizienz nur erfolgreich zu realisieren, wenn
sowieso größere Umbauten auf der Kläranlage durchzuführen
seien bzw. wenn ohnehin verfahrenstechnische Optimierungen anstehen.
Energieeffizienzgewinne fallen dann sozusagen als Nebenprodukte
ab. Zudem
müssem man auch einräumen, dass sich auf Grund der vergleichseise
immer noch geringen Energiepreise energetische Optimierungen nur in den
seltensten Fällen in relevanten Kosteneinsparungen oder gar in Gebührensenkungen
auswirken würden.
Dass
im Kläranalgensektor die Energieeffizienzwelle nur langsam
am Anlaufen ist, wurde u.a. auch damit begründet, dass sich die
Energieeffizienzberater für Kommunen auf Kläranlagen einfach
viel zu wenig auskennen – obwohl die Kläranlage als jeweils
größter kommunaler Energieverbraucher einzustufen sei.
Einen
schweren Stand hätten externe Ingenieure mit ausgewiesener
Expertise auch gegenüber den Betreibern von Kläranlagen – wenn
nämlich bei ihrem Energiecheck herauskommt, dass auf der jeweiligen
Kläranlage allein durch Verfahrensumstellungen Energieeinsparungen
von zwanzig Prozent möglich seien. "Dann stellt doch jeder
Gemeinderat die Frage, warum ihr darauf nicht selbst gekommen seid?" Besser
also: Erst gar nicht am (in den meisten Fällen) viel zu hohen Energieverbrauch
der Kläranlage rühren.
Nicht
zuletzt wurde auch auf der Tagung in Kaiserslautern ein Mal mehr "die
fehlende Ausgewogenheit" bei der Installierung von regenerativen
Energien auf Kläranlagen kritisiert. Nicht wenige Kläranlagenbetreiber
würden sich derzeit darin gefallen, die halbe Kläranalge mit
teurer Photovoltaik zuzustellen. Dabei sei es ungleich kostengünstiger
und energieeffizienter, endlich die längst überfälligen
Energieeinsparmaßnahmen auf den Kläranlagen zu realisieren.
Fazit
der Debatten im Vorraum der Tagung in Kaiserslautern: Spürbare
Energieeffizienssteigerungen im kommunalen Kläranlagensektor sind
nur zu erwarten, wenn man es mit einem "innovativen und interessierten
Auftraggeber, einer engagierten Betriebsführung und aufgeschlossenen
Klärwärtern" zu tun hat. Was dann allerdings an beeindruckenden
Energieeinsparungen möglich ist, wurde in einer Vielzahl von
Referaten deutlich.
[Interessierte
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aller Energieeinsparreferate kostenlos via nik@akwasser.de als
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