HAMBURG
(dpa-AFX) - Der RWE-Konzern stößt mit seinen Plänen
zum Aufbau eines bundesweiten Wasserversorgers auf Widerstand. Besonders
das Vorhaben, den nordrhein-westfälischen Branchenführer
Gelsenwasser zu integrieren, lehnen die betroffenen Kommunen einem
Bericht der "Financial Times Deutschland" (Montagausgabe)
zufolge entschieden ab. "Das ist absurd", sagte der Sprecher
der Stadtwerke Bochum, "wir lassen uns das Heft nicht aus der
Hand nehmen". Gelsenwasser gehört zu 93 Prozent den Stadtwerken
Bochum und Dortmund, weitere fünf Prozent halten Gelsenkirchen
und Herne.
Mit
dem Aufbau eines neuen Wasserkonzerns, der vom Ruhrgebiet aus in ganz
Deutschland und darüber hinaus wachsen könnte, würde
RWE auf ein Konzept zurückgreifen, das der Konzern bereits vor
Jahren geprüft und dann verworfen hatte. Der damalige RWE-Chef
Harry Roels hatte sich 2004 gegen eine Übernahme von Gelsenwasser
entschieden. "Aus heutiger Sicht war das wohl ein strategischer
Fehler", heißt es im Umfeld von RWE. Anders als das Strom-
und Gasgeschäft sind Wasserver- und - entsorgung nicht staatlich
reguliert. Zudem ist der deutsche Wassermarkt noch sehr regional strukturiert.
Entsprechend positiv bewertet RWE die Chancen für eine Konsolidierung.
RWE
will in Deutschland künftig überall dort Wasser anbieten,
wo der Konzern bereits Strom und Gas liefert. "Der Weg führt
nur über Gelsenwasser", hieß es in Konzernkreisen. An
der Tochter der Dortmunder Stadtwerke, dem Versorger DEW21, ist RWE bereits
beteiligt. An Gelsenwasser, mit einem Börsenwert von rund 1 Mrd.
Euro, bislang noch nicht.
Ein Modell für die künftige Arbeitsteilung hat der Konzern
bereits zur Hand: "Die Städte könnten das Geschäft
in der Region betreiben mit der Verantwortlichkeit für Strom, Gas
und Wasser", sagte Heinz-Werner Ufer, Chef von RWE Energy, der "Westdeutschen
Allgemeinen Zeitung". "Alle darüber hinaus bestehenden
Wasseraktivitäten der Städte über ihre Beteiligung an
Gelsenwasser zusammen mit den RWE-Wasseraktivitäten könnten
wir bündeln." Diesen Vorschlag werteten die Stadtwerke als "Provokation".
Sie hätten längst beschlossen, das Geschäft selbst auszubauen.