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16. November 2008

 

 

 

 

 

 

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WasserInBürgerhand!

BBU-Wasserrundbrief, 24.10.2008

 

Schrott-Behauptung gegen Wasser- und Abwasserbetriebe zurückweisen!

 

"Kommunale Wasser- und Abwasserbetriebe - Nur Schrott" war im RUNDBR. 897/2-3 eine Notiz überschrieben, in der über negative Bewertungen der kommunalen Wasserwirtschaft durch Prof. Dr.-Ing. CARSTEN HANEKE berichtet worden war. Der ppp-Professor vom ppp-Stiftungslehrstuhl in Bremerhaven hatte u.a. auf den zu geringen Grad der Substanzerhaltung bei kommunalen Wasser- und Abwasserbetrieben hingewiesen. Zu dieser Kritik äußert sich nachstehend Herr RALPH-ERIK SCHAFFERT, Geschäftsführer des Wasserverbandes Bersenbrück (Körperschaft des öffentlichen Rechts):

1. Wasserbetriebe
- Sicher gibt es in geringem Maße Wasserversorgungsanlagen, bei denen ein gewisser Sanierungsbedarf erkennbar ist. Der ganz überwiegende Teil der Anlagen ist dagegen in hervorragendem Zustand. Wie lässt sich sonst der im internationalen Vergleich minimale Prozentsatz an Wasserverlusten erklären. Auch die Trinkwasserqualität ist im internationalen Vergleich hervorragend. Hier von Schrott zu sprechen zeugt von enormer Unkenntnis.

2. Abwasserbetriebe,
a) Kläranlagen:

Die von der öffentlichen Hand betriebenen Kläranlagen sind überwiegend in einem guten Zustand, sonst könnten die im europäischen Vergleich hohen Reinigungsleistungen nicht erbracht werden. Die meisten Anlagen sind Mitte der 90iger Jahre erweitert und saniert worden. Diese Sanierungsmaßnahmen werden fachlich von Ingenieurbüros geplant und von den Wasserbehörden begleitet.

b) Kanalisationsanlagen:
Die öffentlichen Kanalisationsanlagen sind überwiegend in Ordnung. Natürlich gibt es insbesondere in Bereichen mit Altbebauung in den Städten noch einige ältere Kanäle. Hier ist teilweise Sanierungsbedarf gegeben. Die Sanierung kann heute jedoch relativ kostengünstig durch grabenlose Verfahren erfolgen. Diese wurden in den letzten Jahren ständig weiterentwickelt.
Aus meiner Sicht wird der Sanierungsbedarf der Höhe nach völlig überschätzt. Dabei wird häufig übersehen, dass sich die Technik entsprechend weiterentwickelt hat und somit bei weitem nicht die früher prognostizierten Aufwendungen entstehen werden.
Auch die meisten öffentlichen Abwasserbetriebe, wir auch, haben hier den Sanierungsbedarf längst erkannt und sanieren ihre schadhaften Kanäle nach und nach. Das ist sowohl aus Kostengründen, wie aus organisatorischen Gründen nur nach und nach zu machen. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Sanierung innerhalb der nächsten 10 Jahre durchzuführen.
Auch sind die Kanäle nicht "Schrott", dann würde das Abwasser nicht mehr abfließen. Meist sind Muffenundichtigkeiten zu beobachten und Risse vorhanden, durch die Grundwasser eindringt. Scherbenbildungen kommen nur in geringem Umfang vor, dann steht der Kanal kurz vorm Versagen. Insofern kann nicht von "Schrott" gesprochen we-den, sondern es handelt sich um Unterhaltungsrückstände, die in den nächsten Jahren aufgearbeitet werden.

Wir arbeiten hier, wie sicher die meisten öffentlichen Unternehmen, mit leistungsfähigen privaten Büros zusammen. Im Zuge öffentlicher Ausschreibungen werden im Wettbewerb sehr günstige Preise erzielt. Die Sanierung führen ebenfalls leistungsfähige Privatfirmen durch. Diese Art des PPP ist nach meiner Erfahrung die wirtschaftlichste und transparenteste Verfahrensweise, da die durch den Wettbewerb erzielten Einsparungen direkt dem Bürger zukommen.“

Weitere Auskunft:
E-Mail: schaffert@wasserverband-bsb.de
Internet: www.wasserverband-bsb.de

 

Kommunale Wasserwerker können sich 8-Stundentag abschminken
 

Zum Vorwurf, dass das Management der kommunalen Wasser- und Abwasserbetriebe durch politische Entscheidungen zu stark eingeschränkt würde, hat sich Herr SCHAFFERT ebenfalls geäußert:

„Bezüglich der Management-Qualitäten ist es sicher so, dass die Mitarbeiter privater Unternehmen unter stärkerem Erfolgsdruck stehen. Inwiefern dieser Druck zu erhöhter Leistungsfähigkeit führt, sei dahin gestellt.

Meine Erfahrung ist, dass in einem kameralistisch geführten Eigenbetrieb/Regiebetrieb die Eigenverantwortlichkeit auch der Führungskräfte teilweise stark beschnitten ist, darunter leidet u.U. die Motivation. Der Erfolg eines Unternehmens hängt jedoch im wesentlichen von der Motivation der Mitarbeiter ab. Insofern ist es zu begrüßen, dass immer mehr Wasserver- und Abwasserentsorgungsbe¬triebe entweder kommunalen Stadtwerken oder regionalen Wasserverbänden zugeordnet werden. Dort sind die Entscheidungswege in der Regel kürzer und weniger dem täglichen politischen Geschäft untergeordnet. Die einzelnen Mitarbeiter erhalten mehr Eigenverantwortung. Das hat klare Vorteile, siehe beispielsweise die Zweckverbände und Wasserverbände in Niedersachsen.

Viel wirtschaftlicher kann aus meiner Sicht unter den gegebenen Voraussetzungen nicht gewirtschaftet werden (siehe Kennzahlenvergleich der Trink- und Abwasserverbände in Niedersachsen von Confideon). Ich kenne da auch keinen Geschäftsführer, der einen 8-Stunden-Tag hätte (bei Stadtwerken und Wasserverbänden!). Es ist also eher eine Frage der Struktur, nicht der Trägerschaft.“


Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF berichtet regelmäßig über die Angriffe auf die kommunale Daseinsvorsorge. Interessierte können kostenlose Ansichtsexemplare anfordern.

 
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