aktualisiert:
16. November 2008
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WasserInBürgerhand!
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BBU-Wasserrundbrief,
26.10.2008
„Ein
Meer aus Plastik“ –
Wasserpolitik in Spanien
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Unsere Supermärkte quellen über vor Gemüse und Obst aus
Spanien. Egal ob Sommer oder Winter. Man gewinnt den Eindruck, es handle
sich um ein paradiesisches Land, in denen die Tomaten nur so von den
Sträuchern plumpsen. Das tun sie zwar auch, aber nicht ohne ein
wenig nachgeholfen zu bekommen:
Fast
3,4 Millionen Hektar Ackerland werden im sonnigen Spanien, wo noch
nie Verlass auf Regen war, künstlich
bewässert. Das sind 6,7 Prozent der Gesamtfläche des Landes.
Aber Wasser ist knapp, selbst das Grundwasser könnte den enormen
Bedarf nicht decken. Und so hat man schon zu Francos Zeiten angefangen,
Talsperren zu errichten, die heute die Hauptquelle für Trinkwasser
darstellen.
Allerdings
hat es seit Mai 2007 nur wenig geregnet, die üblichen
Winter- und Frühjahrsregen fielen aus und im April diesen Jahres
waren die Stauseen nur noch zu weniger als 20 Prozent gefüllt.
Man begann damit, Tankschiffe mit Frischwasser aus Frankreich zu
beladen und Wasser aus einer Wasserentsalzungsanlage herbeizuschaffen.
Dann
ergoss sich der Himmel plötzlich über dem ausgedörrten
Land. Einen Monat lang. Der Ebro, der wasserreichste Fluss des Landes,
trat über die Ufer und ergoss sich auch über das Gelände
der Expo in Saragoza, die sich ironischerweise Wasser und nachhaltige
Entwicklung zum Thema gemacht hatte.
Der
Himmel über Spanien
ist unberechenbar und das wird sich in Folge des Klimawandels noch
verschärfen.
Ob Meerwasserentsalzungsanlagen oder eine Wasserleitung vom Ebro
bis nach Andalusien die angespannte Situation zu lösen vermögen,
sei mal dahingestellt. Eine magische Lösung gibt es nicht.
Vielmehr müsste man die Bevölkerung daran erinnern, selber
Verantwortung für den eigenen Umgang mit Wasser zu übernehmen.
Apartmentsiedlungen und Hotelburgen am Mittelmeer hochzuziehen,
ohne sich vorher Gedanken über
die Wasserversorgung gemacht zu haben, sollte schnellstens
der Vergangenheit angehören. In der Land-wirtschaft, die 80
Prozent des gesamten genutzten Wassers verbraucht, müsste
sich ebenfalls einiges ändern. Das Bohren illegaler Brunnen
für
die Feldbewässerung
(was an den ohnehin schon strapazierten Grundwasserreserven zehrt)
müsste
aufhören, die sparsame Tröpfchenbewässerung sich
noch mehr durchsetzen. Und – braucht man überhaupt das
ganze Obst- und Gemüsesortiment all year round?
-er-
Wer mehr über die Wasserwirtschaft in Spanien und Portugal - insbesondere
die zunehmenden Dürren in die diesen beiden Ländern - wissen
will, kann beim Ak Wasser, Rennerstr. 10, D-79106 Freiburg, unsere große Materialsammlung
anfordern - und zwar gg. VOREINSENDUNG von 10 € (V-Scheck, Briefm.,
bar).
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EU-Subventionsregen über
Spaniens Wasserwirtschaft
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„Durch
Verschwendung, illegalen Raubbau und Missmanagement trocknet die Agrarindustrie
weite
Teile der iberischen Halbinsel seit Jahren systematisch
aus“.
Das
ist nach Ansicht des WWF „nicht nur eine ökologische
Katastrophe, sondern auch ein ökonomisches Desaster riesigen Ausmaßes“.
Nach WWF-Informationen pumpte die Europäische Union innerhalb von
sechs Jahren knapp 5,4 Milliarden Euro an Subventionen „in ein ökologisch
unverantwortliches und ökonomisch defizitäres Wassermanagement.
Fakten zum
Wasserraubbau in Spanien
Die
Wasserknappheit wird in Spanien durch mangelhafte Kontrolle,
marode Leitungssystem
und geschätzt 500.000 illegale Brunnen verschärft. In Spanien wird
eine Fläche von 30.000 km² künstlich bewässert. Das entspricht
in etwa der doppelten Größe von Baden-Württemberg. Pro Quadratkilometer
künstlich bewässerter Anbaufläche werden jährlich 500 Mio.
Liter Wasser verbraucht. Die knapp 5,4 Milliarden Euro Subventionen für
Spanien setzten sich nach Recherchen des WWF aus 3,66 Milliarden Euro Strukturfonds
und 1,72 Milliarden Euro Kohäsionsfonds zusammen. Hinzu kämen im
Jahr 2007 noch - anteilig - geschätzte 800 Millionen Euro (2006: 803 Mio.
Euro / 2005: 952 Mio. Euro) Subventionen für die Baumwollproduktion,
hier sei Spanien neben Griechenland wichtigster Empfänger.
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Und
für diese verfehlte Subventionspolitik stehe Spanien nur stellvertretend
für die anderen EU-Staaten an der nördlichen Mittelmeerküste.
Dort subventioniere die EU
„nach
dem Gießkannenprinzip.
Nachhaltige, effiziente und sinnvolle Bewässerung spielt
dabei keine Rolle. Im Gegenteil. Die Subventionen befördern
die Wasserverschwendung der Agrarindustrie und verschlimmern
das Problem, anstatt es zu bekämpfen",
kritisiert WWF-Wasserexperte MARTIN GEIGER in
einer WWF-Pressemitteilung Anfang
Sept. 2008. .
In
der spanischen Landwirtschaft sei es längst gängige
Praxis, dass auch Olivenhaine oder Weinreben, die eigentlich ohne künstliche
Bewässerung
auskommen würden, zusätzlich gegossen werden. Und
zwar nur, um Wasser-Subventionen
aus den EU-Fördertöpfen zu erhalten. Und die sich
zuletzt auf 800 Mio. Euro belaufenden Subventionen für
den spanischen Baumwollanbau findet der WWF ebenfalls total
daneben:
"Baumwolle
saugt nicht nur die EU-Gelder auf, sondern auch das Wasser aus dem
Boden. Es macht ökonomisch wie ökologisch einfach keinen
Sinn, in Spanien oder Griechenland die extrem durstige Baumwolle anzubauen",
monierte
MARTIN GEIGER – und weiter:
„Die
EU täte gut daran mit diesen Geldern eine nachhaltiges Wassermanagement
zu unterstützen, anstatt die Agrarbetriebe in ihrem verantwortungslosen
Wasserverbrauch noch zu befeuern."
Der
WWF forderte, Subventionen aus dem EU-Haushalt nur für eine Landwirtschaft
auszugeben, die konsequent auf ein nachhaltiges Bewässerungssystem
setzt. EU-Hilfen als Ausgleich für die Dürreschäden
in der Landwirtschaft sollten nur gewährt werden, wenn
die betroffenen Länder bereit seien,
ihre Wasserpolitik und -praxis auf eine nachhaltige Grundlage
zu stellen. "Alles
andere ist ein Verschwendung von Steuergeldern", mahnte
der WWF.
Weitere
Auskunft:
Martin Geiger, WWF-Süßwasser-Experte
WWF Deutschland
Rebstöckerstraße 55
60326 Frankfurt am Main
Tel. 069/ 79144-140
E-Mail: info@wwf.de
Internet: www.wwf.de
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Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF berichtet
regelmäßig über die Angriffe auf die kommunale Daseinsvorsorge.
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