FRANKFURT/MAIN.
So schnell reagierte am Dienstag keine andere Landes- oder Bundesbehörde.
Nur zwölf Stunden
nach der ARD-"Report"-Sendung über zu hohe Uranwerte im
Leitungswasser in Deutschland am Montagabend stellte das Umweltministerium
Rheinland-Pfalz die Analysewerte des Urangehalts im Trinkwasser aller
Kommunen und kommunalen Gebietskörperschaften des Landes ins Internet.
Die frohe Botschaft von Ministerin Margit Conrad (SPD): Alles im grünen
Bereich, respektive unter dem Richtwert des Umweltbundesamts von 10 Mikrogramm
Uran pro Liter Leitungswasser.
Nach
Angaben von "Report" sieht es anderswo weniger gut aus.
Die von den Wasserwerken im Auftrag von Städten und Landkreisen
ermittelten Uranwerte - Daten liegen für 8.000 Orte vor - hätten
in 150 Fällen den Richtwert von 10 Mikrogramm pro Liter überschritten,
in Extremfällen sogar die Marke von 20 Mikrogramm pro Liter. Schon
sehr geringe Konzentrationen an Uran beeinträchtigten lebenswichtige
Vorgänge in der Niere, sagte dazu der Kieler Toxikologe Hermann
Kruse. Die Gefahr gehe dabei nicht von der Radioaktivität aus, "sondern
von der chemisch giftigen Wirkung bei anhaltender Einnahme"
Wer
nun glaubt, auf der sicheren Seite zu sein, weil er kein Leitungswasser
trinkt, der irrt. Mit Uran belastet sind auch Mineralwässer. Grenzwerte
gibt es keine. Nur bei Mineralwässern mit dem Etikettenaufdruck "auch
für die Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet" darf
der Urangehalt nicht größer als 2 Mikrogramm pro Liter sein.
Landesumweltministerin Conrad fordert deshalb die Festlegung von Höchstgrenzwerten
für alle "unerwünschten Spurenstoffe" im Trinkwasser
europaweit: "Die Verbraucherinnen und Verbraucher müssen sich
beim Kauf von Mineralwasser in Zukunft darauf verlassen können,
dass überall in den Staaten der EU einheitliche niedrige Grenzwerte
gelten." Der saarländische Umweltminister Gerhard Vigener (CDU),
der für sein Bundesland "Entwarnung" gab - höchster
gemessener Uranwert: 3 Mikrogramm/Liter -, versprach Unterstützung.
Conrad
hatte schon im März die Bundesgesundheitsministerin und den
Bundesumweltminister angeschrieben und die Festlegung eines einheitlichen
Höchstwertes für die Uranbelastung von Trink- und Mineralwasser
angeregt. "Die Gespräche für eine Novellierung der Trinkwasserverordnung
laufen", sagte dazu eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums
am Dienstag. Ob es aber einen Grenzwert geben werde, sei noch "Gegenstand
laufender Verhandlungen" der beim Bundesumweltamt angesiedelten
Trinkwasserkommission.
Mit
seiner Grenzwertrichtlinie von 10 Mikrogramm pro Liter unterbietet
das Umweltbundesamt die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation
von 15 Mikrogramm pro Liter. Das Bundesumweltamt fordert zudem
die Kommunen
auf, den Uranwert ihres Trinkwassers unter die Marke von 10 Mikrogramm
pro Liter zu drücken. Die Zeitvorgabe dafür: 10 Jahre!