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2. März 2008

 

 

 

 

 

 

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WasserInBürgerhand!

BBU-Wasserrundbrief, 29.1.2008

 

„Virtuelles Wasser“:
Der blinde Fleck beim Wassersparbewusstsein

 

 

Der reale Haushaltswasserbedarf in Deutschland ist schon fast vernachlässigbar gering – im Vergleich zu den gigantischen Wasservolumina, die wir als „virtuelles Wasser“ (s. RUNDBR. 855/4, 823/2-3, 814/1, 806/1; siehe auch Kasten) importieren. Dass bei allen Wassersparbemühungen hierzulande (s. 879/1-2, 874/1) unser Prassen mit „virtuellem Wasser“ weitgehend ausgespart wird, lässt auf ein ziemlich eurozentrisches Wassersparbewusstsein schließen. Zahlenangaben, die die Kluft zwischen unserem realen Wasserbedarf und unserem virtuellen Wasserimport verdeutlichen, hat jetzt die HYDROLOGIE UND WASSERBEWIRTSCHAFTUNG (HW) 6/08, S. 274 – 275, veröffentlicht.

Unter Berufung auf eine UNESCO/IHP-Mitteilung schreibt die HW, dass sich das Volumen des virtuellen Wasserflusses weltweit, bedingt durch den internationalen Handel von Gütern, auf 1.600 Kubikkilometer pro Jahr belaufe. [Zum Vergleich: Der Bodensee hat ein Volumen von rund 50 Kubikkilometern, der Rhein transportiert je nach (Hoch-)Wasserführung bis zu 80 Kubikkilometer Wasser pro Jahr in Nordsee; über virtuelle Wasserströme wird somit ein Vielfaches der Wasserführung des Rheins kreuz und quer über den Globus geführt; ein Kubikkilometer (km3) entspricht einer Milliarde Kubikmeter bzw. einer Billion Liter.]

80 Prozent dieses virtuellen Wasserflusses entstehen durch Handel mit landwirtschaftlichen Produkten, der verbleibende Rest von 20 Prozent entfällt auf den Handel mit industriellen Gütern. Für einzelne Landwirtschaftsprodukte listet die HW folgende Zahlen auf: Die Produktion von 1 kg Reis benötigt 3000 Liter (l) Wasser, 1 kg Mais 900 l Wasser, 1 kg Weizen 1.330 l Wasser und 1 kg Rindfleisch 22.000 l Wasser. 140 l Wasser werden benötigt um die Kaffeebohnen für eine Tasse Kaffee wachsen zu lassen, für die Erzeugung von 1 l Milch werden 1.000 l Wasser benötigt. Der Prokopfbedarf an virtuellem Wasser, enthalten in unserer täglichen Nahrung, variiert in Abhängigkeit von der Art der konsumierten Nahrung: 1.000 Liter für einen Nahrungsbedarf, der zum Überleben ausreicht, 2.600 l pro Tag für einen Vegetarier und über 5.000 l für eine Ernährung nach US-amerikanischem Stil, also mit viel Fleisch. [Zum Vergleich: Der tägliche Prokopf-Haushaltswasserbedarf in Deutschland liegt bei durchschnittlich 127 Litern realem Wasser; der virtuelle Wasserbedarf liegt selbst bei Vegetariern um mindestens das 20fache höher.] Die ungleiche Verteilung des Konsums an virtuellem Wasser verdeutlicht die HW mit folgenden Zahlen:

„Nur sieben Prozent des chinesischen Water Footprint in Höhe von 700 Kubikmetern (cbm) pro Kopf und Jahr fällt außerhalb Chinas an, während 65 Prozent des japanischen Water Footprint mit 1.150 cbm pro Kopf und Jahr von außerhalb Japans kommen. In den USA beträgt der Water Footprint 2.480 und in Deutschland 1.545 cbm pro Kopf und Jahr, der weltweite Mittelwert liegt bei 1.240 cbm pro Kopf und Jahr.“ [Zum Vergleich: In Deutschland liegt der reale Wasserbedarf pro Kopf und Jahr bei etwa 47 cbm.]

Der eigentliche Knackpunkt an der Sache: Durch unseren unreflektierten Konsum an virtuellem Wasser verschärfen wir den Wasserstress ausgerechnet in den Regionen der Erde, in denen Wassermangel herrscht und sich die Wasserkonflikte verschärfen - siehe den Reader zum virtuellen Wasser auf unserer Homepage www.akwasser.de.

Weiterführende Links:
www.waterfootprint.org/
www.iucn.org zu den „Virtual Water Flows“


Deutschland ist ein Wasserimportland!

Unsere regenreiche Bundesrepublik verbraucht weit mehr Wasser, als Niederschlag auf Deutschlands Fläche fällt. Wenn Deutschland für seinen „virtuellen Wasserbedarf“ in Gänze selbst aufkommen müsste, wäre Deutschland eine Wüste! Es gäbe keine Flüsse, keine Feuchtgebiete, keinerlei Grundwasserneubildung! Allenfalls würde aus Österreich und aus der Schweiz noch etwas Wasser zusickern. Bis auf den letzten Tropfen würde alles Wasser für den Gemüseanbau, für biogene Rohstoffe, für Getreide und „Biosprit“ benötigt – und es würde bei weitem nicht reichen! Dass sich Deutschland gemessen an seiner hohen Besiedlungsdichte überhaupt aquatische Naturschutzgebiete, Wälder und Badeseen in relativ hoher Zahl leisten kann, liegt daran, dass wir unsere Wasserbereitstellung kubikkilometerweise ins Ausland verlagert haben. Mit schätzungsweise 500 cbm (also 500.000 Liter) pro Einwohner und Jahr strapazieren wir den Wasserhaushalt anderer Länder.

 

 


Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF berichtet regelmäßig über die Angriffe auf die kommunale Daseinsvorsorge. Interessierte können kostenlose Ansichtsexemplare anfordern.

 

 
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