Die Auswirkungen
der globalen Finanzkrise – insbesondere der Fastbankrott der
US-Versicherungsgesellschaft AIG - trafen die beiden größten
Fernwasserversorger in Baden-Württemberg wegen ihrer tiefen
Verstrickung im Netz der CBL-Verträge schwer:
Die Landeswasserversorgung
vermietete im Jahr 2001 ihre Anlagen für 688 Millionen US-Dollar
und für 99 Jahre an den damaligen US-Investor First Union
Bank, um sie dann zurückzumieten. Der erzielte Barwertvorteil
betrug 24,7 Millionen Euro. Ähnlich wie die Landeswasserversorgung
verkaufte im Jahr 2002 auch die Bodenseewasserversorgung ihre technische
Infrastruktur, wie beispielsweise Pumpwerke, Rohrleitungen und
Hochbehälter
für 841 Millionen US-Dollar für die gleiche Laufzeit,
dem selben Rückkaufsrecht von 30 Jahren und an den selben
Investor wie die Landeswasserversorgung. Der Barwertvorteil lag
bei ungefähr
35 Millionen Euro.
Bis 12. Dezember
2008 sollten die beiden Zweckverbände
den US-Absicherer und inzwischen verstaatlichten Versicherungsriesen
AIG (American International Group) austauschen; die Ratingagentur
Standard & Poors stufte dessen Bonität massiv zurück.
Als neue Sicherheit wollten die Wasserversorger Bürgschaften
hinterlegen. Auch über eine Vertragsauflösung wurde
schon ernsthaft nachgedacht, doch der angeschlagene US-Investor
lehnte
dies bis 16. Februar 2009 ab. Also entschieden sich die beiden
Verbände
für die Deutsche Bank als Ersatzpartner und wollten zur
weiteren Absicherung des Geschäftes US-Staatsanleihen kaufen.
Zur Diskussion stand auch ein dubioses Dreiecksgeschäft,
bei dem zur Absicherung der CBL-Verpflichtungen eine „Stiftung“ in
den Niederlanden eingeschaltet werden sollte. Mit den Geldflüsse über
die niederländische „Stiftung“ hätten millionenschwere
Steuerzahlungen an den deutschen Fiskus vermieden werden sollen.
Nachdem schon
die CBL-Geschäfte moralisch anrüchig
waren, gerieten die Fernwasserversorger und ihre politische
Verbandsführungen
erneut in die Kritik: Der offene angekündigte Bereitschaft
zur Steuerhinterziehung bescherte ihnen einen neuerlichen
Imagetiefpunkt. In hektischen Verhandlungen unter größtem
Zeitdruck gelang es dann am 26. März 2009 doch noch, sich
aus dem Netz der schier undurchschaubaren CBL-Verträge
zu befreien.
Die Auflösung
der CBL-Verträge kostete die Bodenseewasserversorgung
50 Millionen Euro. Unter Berücksichtigung des Nettoertrages
von 45,3 Millionen Euro aus der Transaktion bis Ende 2008,
ergab sich ein Verlust von
4,7 Millionen Euro. Die Landeswasserversorgung verlor 8,4
Millionen Euro. Der US-Investor der Zweckverbände war
inzwischen WELLS FARGO, der die ursprünglichen Leasingpartner,
die US-Banken FIRST UNION/WACHOVIA, Anfang des Jahres 2009 übernommen
hatte.
Die Verluste,
die durch die CBL-Geschäfte entstanden
sind, werden sich voraussichtlich schon im Jahr 2009 mit
einer Umlagenerhöhung
von insgesamt 2,9 Cent pro Kubikmeter bei der Bodenseewasserversorgung
und von 2 Cent pro Kubikmeter bei der Landeswasserversorgung
im Wasserpreis niederschlagen.
Trotz dem Befreiungsschlag
gegenüber
den US-Investoren ist das CBL-Abenteuer für die beiden
kommunalen Fernwasserversorgungsgesellschaft immer noch
nicht ganz abgeschlossen:
Von der Vertragsauflösung mit dem US-Investor bleiben
Unterverträge
des CBL-Geschäfts mit den Landesbanken von Baden-Württemberg
und Bayern zunächst unbehelligt. Die Landesbanken
sind verantwortlich für die Absicherung einer „kleineren“ Summe
im zwei- bis dreistelligen Millionenbereich. Die Landesbank
Baden-Württemberg
hatte neben einer AIG-Tochter als Fremdkapitalgeber für
den US-Investor fungiert. Die Bayerische Landesbank hat
noch Ansprüche
an eine Fremdkapitalrückzahlung seitens der Bodenseewasserversorgung.
Wenn es nicht gelingt, diese Verträge ebenfalls vorzeitig
aufzulösen,
laufen die Verbindlichkeiten gegenüber den beiden
Landesbanken noch über die gesamte CBL-Vertragsdauer
von 30 Jahren.
-mh-