Eine
gut funktionierende Wasserversorgung ist nicht nur eine technische,
sondern auch eine kulturelle Großtat. Ein Blick auf die Zustände
in Italien verdeutlicht, wie wichtig die Substanzerhaltung in der
Wasserversorgung ist und was auf dem Spiel steht. Wie die STUTTGARTER
NACHRICHTEN am 21.10.09 berichteten, würden in Italien 30 Prozent
des Trinkwassers, das in die Rohrnetze eingespeist wird, versickern.
Damit sei Italien in der EU Spitze:
„In
Frankreich versickern 26 Prozent des Trinkwassers aufgrund lecker
Rohre, in Großbritannien und Spanien sind es 22 Prozent und in
Deutschland 6,8 Prozent.“
Das
meiste Wasser soll in Süditalien versickern - dort würden
37,4 Prozent der Wassermenge nicht die Haushalte erreichen. Den absoluten
Höchstwert erzielt die süditalienische Region Apulien mit
sage und schreibe 46,3 Prozent. Auf Sardinien versickern 43,2 Prozent
und
in den Abruzzen 40,9 Prozent. Etwas besser soll es mit durchschnittlich
26 Prozent im Norden des Landes aussehen. Das Trinkwasser, das in
den maroden Rohrnetzen in Italien versickert, würde einen Wert
von 2,5 Mrd. Euro repräsentieren. Die hohen Verlustraten würden
das Trinkwasser immer teurer machen.
„Wenn
die Rohrleitungen nicht bald repariert werden, könnte es in
den nächsten Jahren nicht nur zu monatelangem Wassermangel
in den heißen Monaten kommen, sondern die Wasserpreise könnten
sich verdoppeln, wenn nicht sogar verdreifachen“,
zitieren
die STUTTGARTER NACHRICHTEN italienische Experten. Angesichts des
Klimawandels im mediterranen
Raum sei die mangelnde Substanzerhaltung in der italienischen Trinkwasserversorgung
besonders fatal:„
Jedes Jahr regnet es mehr - aber in immer kürzeren Perioden. Die
Flut vom Himmel verursacht immer häufiger Erdrutsche oder Überschwemmungen,
findet aber nur selten den Weg in Talsperren. Gleichzeitig kommt es
zu Dürreperioden, die in Süditalien zu chronischem Trinkwassermangel
führen. Die lecken Rohrsysteme privater und kommunaler Gesellschaften
verschärfen diese Situation noch. Niemand repariert oder modernisiert
das Trinkwassersystem. Obwohl jedes Jahr die Wassergesellschaften circa
7,8 Milliarden Kubikmeter Wasser zur Verfügung stellen, erreichen
davon nur 5,4 Milliarden Kubikmeter tatsächlich die Haushalte.“
Mafioser
Wasserraub
Das
Wasser würde in Italien nicht nur durch die vielen Löcher
versickern, berichten die STUTTGARTER NACHRICHTEN. In Sizilien
soll die Staatsanwaltschaft wegen mafiosen Wasserraubs ermitteln.
Indizien würden darauf hinweisen, dass Clans ganz gezielt
die Wasserrohre anzapfen, um ihre Villen mit Gratiswasser zu
versorgen. Städtische Beamte würden die Machenschaften
tolerieren: Laut Ermittlern hätten sie Angst vor Racheakten
der Bosse.
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