Das
ehrgeizige Vorhaben, alle bislang medial zersplitterten Umweltgesetze
in einem Umweltgesetzbuch zusammenzufassen, steht auf der Kippe.
Seitdem sich die CSU nach ihrer bayerischen Wahlniederlage als
Rächer
der Enterbten gebärdet, gilt für die CSU-Landesgruppe
im Bundestag die Parole „Keine weiteren Kompromisse!“ Der
Wagenburg-Mentalität der CSU-Landesgruppe scheint auch
das „Projekt
Umweltgesetzbuch“ zum Opfer zu fallen. Vor allem der
Kern des Umweltgesetzbuches, die so genannte „Integrierte
Vorhabensgenehmigung“,
steht auf der Abschussliste der Bayern.
In
verschiedenen Planspielen in Zusammenarbeit mit der Industrie in Baden-Württemberg
und NRW konnte nachgewiesen werden, dass das Zusammenziehen
bisher separater
Genehmigungsverfahren nicht nur zu einer Verwaltungsvereinfachung,
sondern auch zu Erleichterungen für mittelständische
Betriebe führen wird. In Bayern misstraut man aber diesen
Ergebnissen – vor
allem auch deshalb, weil zahlreiche Lobbyverbände in
hysterischer Aufregung über die integrierte Vorhabengenehmigung
die Investitionssicherheit in Deutschland in Gefahr sehen
(s.
RUNDBR. 897/1-2 895/2-3, 894/2-3,
885/1-4).
Der
Blockadekurs der CSU hat zudem dazu geführt,
dass alle wasserwirtschaftlichen Fortschritte im Umweltgesetzbuch
II (dem
geplanten Nachfolger des Wasserhaushaltsgesetzes) wieder
zurückgenommen
werden mussten. Das Umweltgesetzbuch war eines der ehrgeizigsten
Projekte auf der Agenda von Bundesumweltminister SIGMAR
GABRIEL. Und mit dem
Umweltminister stehen die CSU-Granden eh auf Kriegsfuß.
Die Diktion der Pressemitteilungen der CSU-Landesgruppe
im Deutschen Bundestag
spricht für sich: „Neue Untaten des Ökostalinisten
Gabriel“ (Nr. 329 v. 16.10.08), „Gabriel, der
Spätzünder“ (Nr.
334 v. 16.10.08). Dabei war das Bundesumweltministerium
bis zur Selbstverleugnung der CSU und den Lobbyverbänden
der Wirtschaft entgegengekommen.
Sukzessive
war das UGB vor allem
im Wasserteil („Umweltgesetzbuch
2“) und im Naturschutzteil
(„Umweltgesetzbuch 3“) ausgedünnt worden.
Und auch die Spitzen der Umwelt- und Naturschutzverbände waren über
ihren eigenen Schatten gesprungen und hatten diesen fortschreitenden
Aushöhlungsprozess stillschweigend mitgetragen, um das UGB
nicht völlig untergehen zu lassen. BMU-Vertreter und Länderumweltminister
waren bass erstaunt, wie viel Kröten die Umweltverbände
bereit waren, zu schlucken, um das UGB noch zu retten.
Das
Zeitfenster, um jetzt
noch bis zum Ende der Legislaturperiode, ein halbwegs geordnetes
parlamentarisches Verfahren zur Verabschiedung des UGB durchführen
zu können,
ist mittlerweile fast geschlossen. Vor allem auch die Finanzkrise
hatte dazu geführt, dass in den Koalitions- und Kabinettsrunden
das UGB immer weiter nach hinten gerutscht war. Wenn es wider
Erwarten doch
noch gelingen sollte, das UGB auf die Tagesordnungen von Kabinett
und Bundestag zu hieven, fühlt man sich an Hemingways Novelle „Der
alte Mann und das Meer“ erinnert (siehe Kasten): Vom einstmals
prächtigen Fisch („Projekt UGB“), wird GABRIEL
nur noch ein Gerippe an Land bringen. Jede Substanz haben CSU,
Bauerverband und
die Lobbygruppen der Wirtschaft mittlerweile fein säuberlich
abgenagt.