Der
angestrebte Börsengang der Bahn AG war für die S-Bahn in
Berlin – und vor allem für die S-Bahn-NutzerInnen – desaströs.
Die S-Bahn – eine Tochter der Bahn AG – war über Jahre
hinweg zu hohen Gewinnabführungen an die Mutter veranlasst worden.
Der strikte Renditekurs führte dazu, dass Werkstätten geschlossen,
Fachpersonal immer weniger vorhanden und am Ende sogar das Werkzeug
zur Überprüfung der Sicherheit der S-Bahn-Fahrzeuge gefehlt
hatte. Das Eisenbahnbundesamt musste im Jahr 2009 aus Sicherheitsgründen
die Mehrzahl der S-Bahn-Wagen zweimal hintereinander aus dem Verkehr
ziehen.
Wie
uns aus der zweiten Reihe des Managements von Stadtwerken in diesem
Jahr schon mehrmals mitgeteilt wurde, soll auch in manchen
Stadtwerken die nachhaltige Substanzerhaltung der Wasserversorgung
in Gefahr sein (s. RUNDBR. 918/1-3, 816/3,
vgl. 917/1-3). Die Kämmerer ächzen
unter der kommunalen Finanzkr-se und erwarten von ihren Stadtwerken
trotz Wirtschaftskrise und Anreizregulierung weiterhin – bzw.
jetzt erst recht - eine hohe Gewinnabführung (s.
918/3). Stadtwerkechefs
ohne Rückgrat würden dann anfangen, an der Wartung und
Instandhaltung des Rohrnetzes zu sparen. Prof. Dr. HANS MEHLHORN,
hatte bereits
in der GWF-WASSER/ABWASSER vom April 2008 – also noch vor der
Wirtschaftskrise - gewarnt:
„Der
Kostendruck auf die Unternehmen schlägt sich sowohl im Gas-
als auch im Wasserfach nicht nur in der geringeren Investitionsbereitschaft
nieder, sondern – und dies mag auf Dauer die noch größere
Gefahr sein - in den Beschäftigungszahlen und in der Qualifikation
der Mitarbeiter in den Unternehmen.“
MEHLHORN,
technischer Geschäftsführer der Bodenseefernwasserversorgung
und damals noch Präsident der Deutschen Vereinigung des Gas-
und Wasserfaches (DVGW) bedauerte ferner, dass man
„leider
schon heute einen gewissen Verlust an technischer Kompetenz in
den Versorgungsunternehmen
auf allen hierarchischen Stufen“ feststellen müsse.
MEHLHORN
schrieb seinen Kollegen ins Stammbuch:
„Es
wird schwer sein, diesen ungesunden Trend zu stoppen oder gar umzukehren.“
Der
DVWG hat mittlerweile die Gefahr erkannt, dass der Kostendruck auf
die Wasserversorgung unheilvolle Gefahren nach sich ziehen
kann. Deshalb überlegt
man beim DVGW, ob man im DVGW-Regelwerk mit seinen technischen
Normen die Zahl der Freiheitsgrade einschränken muss.
Bisher lässt
das DVGW-Regelwerk große Freiräume für die kreative
Umsetzung der Normen. Bei einer unverantwortlichen Kostendrückerei
können diese Freiheitsgrade aber auch ins Negative ausgenutzt
werden. Um
diese „Entgleisungen“ zu vermeiden, müsste
künftig
in den Normen genauer vorgeschrieben werden, was zu tun und zu
lassen ist.
Jenseits
der DVGW-Überlegungen haben verantwortungsvolle
Gemeinderäte
und wasserinteressierte BürgerInnen in Zeiten des risikobasierten „Asset
Managements“ (s. 892/1-2, 870/1) allen
Grund, bei ihrem Wasserversorger darauf zu achten, dass die
nachhaltige Substanzerhaltung
in der
Wasserversorgung nicht unter die Räder kommt (s.
897/3, 850/1-2). Und bei der angestrebten „Transparenz-Initiative“ des
Bundesverbandes der deutschen Energie- und Wasserwirtschaft
(BDEW; s. RUNDBR. 921/1) wäre darüber zu diskutieren,
wie der Nachweis einer genügend hohen Reinvestitionsrate
geführt
werden kann. Denn die Möglichkeiten, einem interessierten
Laien, hinsichtlich der Substanzerhaltung ein X für ein
U vorzumachen, sind schier unbegrenzt. -ng-