Ein
Bündnis aus 150 italienischen Gemeinden und Provinzen, Verbraucherverbänden,
Umweltorganisationen und Parteien will mit der Sammlung von mehr als
700000 Unterschriften eine Privatisierung der Wasserversorgung in Italien
verhindern.
Unter dem Motto »Hände weg vom Wasser!« wirbt die Allianz,
die sich »Forum der Bewegungen für das Wasser« nennt,
landesweit für ein Volksbegehren. Es soll ein vom Parlament bereits
beschlossenes Gesetz gekippt werden, das auch Privatunternehmen die Übernahme
der Wasserversorgung des Landes gestattet.
»Wasser ist ein Recht aller Bürger und muß in öffentlicher
Hand bleiben. Man darf nicht erlauben, daß mit Wasser Gewinne gemacht
werden«, erklärte hingegen Bündnissprecher Marco Bersani.
Der Gewerkschaftsbund CGIL nutzte die Demonstrationen zum 1. Mai zur
Sammlung von mehreren zehntausend Unterschriften gegen die Wasserprivatisierung.
Antonio Filippi, der die Gewerkschaft im Bündnis für das Volksbegehren
vertritt, sieht in dieser massenhaften Unterstützung ein klares
Zeichen dafür, daß die Italiener ihr Wasser als Recht ansähen,
zu dem alle Menschen Zugang haben müßten.
Dem
Gesetz zufolge sollen ab 2012 alle Italiener ihr Wasser von ganz oder
teilweise
privatisierten Unternehmen beziehen. Die bislang kommunalen
Gesellschaften müssen demnach 40 Prozent ihrer Anteile an private
Investoren abgeben. Italiens Europaminister Andrea Ronchi, der das Gesetz
maßgeblich verfaßt hat, versteht die Aufregung der Gegner
nicht. »Wir wollen keine wilde Privatisierung durchführen,
sondern den schrittweisen Einstieg von Privaten in die Wasserversorgung
ermöglichen«, sagte er und verwies darauf, daß es vor
allem im Süden immer noch ausgetrocknete Staubecken und undichte
Aquädukte gäbe. Wegen deren schlechten Zustands gehe ein Teil
des kostbaren Wassers verloren. Schuld daran seien die unzulänglichen
Investitionen der lokalen Behörden. Daher sei der Einstieg von Privaten
so wichtig, um Italien ein effizientes Wasserversorgungssystems zu garantieren,
erklärte der Minister.
Während die Regierungspartei PdL (Volk der Freiheit) von Ministerpräsident
Silvio Berlusconi die Wasserprivatisierungspläne geschlossen befürwortet,
warnt die Opposition vor den Folgen der Privatisierung. »Wasserleitungen
und Kläranlagen benötigen riesige Investitionen, die private
Unternehmen ohne staatliche Hilfe nicht eintreiben können, außer
wenn sie die Preise deutlich erhöhen«, warnte eine Sprecherin
des Verbraucherschutzverbands Cittadinanzattiva. Wenn die Wassertarife
durch die Privatisierung um 16 Prozent steigen würden, bedeute dies
für eine dreiköpfige Familie zusätzliche Ausgaben von
50 Euro pro Jahr. »Wir müssen die Vampire vom blauen Gold
vertreiben«, heißt deshalb die Forderung auf der Internet-Homepage
des Bündnisses.