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7. Januar 2011
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WasserInBürgerhand!
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Disput um "Water Makes Money"
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BBU-Wasserrundbrief,19.12.2010
„Water
makes Money“: Mit Lügen
und Halbwahrheiten demontiert!
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Untergebuttert
fühlen sich die Filmemacher von „Water makes Money“ in
der Berichterstattung über eine Diskussionsveranstaltung zu
dem Film im RUNDBR. 956/1-3 (vom 4.10.2010,
siehe unten).
Der Film
setzt sich kritisch mit dem Geschäftsgebaren der beiden
französischen
Wassermultis SUEZ und VEOLIA auseinander. Neben einem Vertreter
der privatisierungskritischen „Allianz öffentliche
Wasserwirtschaft“ (AöW) war bei der Freiburger Filmvorführung
auch der Pressesprecher der VEOLIA Wasser Deutschland GmbH anwesend.
Zusätzlich zu der bereits im RUNDBR. 957/1-2 (vom
14.11.2010, siehe unten) veröffentlichten
Kritik von MARKUS HENN bemängeln die Filmemacher u.a., dass
sie nicht ebenfalls frühzeitig genug zur Diskussion um
ihren Film eingeladen worden waren. „Erstaunlich“ sei
ferner, dass in den RUNDBR.-Notizen über die Debatte zum
Film in „eindeutiger
Parteilichkeit fast ausschließlich die Positionen von Veolia
referiert“ worden wären. Genauso daneben sei die Kritik,
dass der Film überwiegend weit zurückliegende Korruptionsfälle
der beiden Wassermultis aufrollen würde:
„Bis
Korruptionsfälle
justiziabel werden, dauert es leider meist sehr lange. So
kann der Film nur
vergangene Fälle darstellen. Daher reicht auch der Korruptionsfall
in Grenoble wie im Film dargestellt bis in die Gegenwart – ist
doch der Korrumpierte ein enger Freund des Staatspräsidenten.“
Die Filmemacher
setzten sich des Weiteren kritisch mit dem Dementi des VEOLIA-Pressesprechers
auseinander, dass heutzutage beim Erwerb
von Konzessionen noch „Eintrittsgelder“ an Bürgermeister
und Kommunen bezahlt würden:
„Das
Eintrittsgeld wird auch in Frankreich bis zum heutigen Tag unter
anderem Namen
weiter praktiziert. U.a. auch international – siehe
das Filmbeispiel Braunschweig. Natürlich bestreitet
VEOLIA, dass das in Braunschweig ein Eintrittsgeld
war. Der Bürgermeister
nennt es „Kaufsumme“. In Wahrheit ist
es ein Kredit, der von den Wasserkunden mit Zins
und Zinseszins zurückgezahlt
werden muss – exakt dasselbe wie das Eintrittsgeld
in Toulouse, Montpellier und vielen anderen Orten.
Es heißt nur anders. Übrigens
wird im Film ausführlichst dargelegt, das zum
Betrug des Eintrittsgeldes immer zwei gehören:
Die Stadtverwaltung, die mit den Einnahmen protzt
und VEOLIA oder SUEZ, die dieses Falschspiel
nicht nur mitspielen,
sondern den von Schulden gebeutelten Kommunen dies
als intelligente Finanztechnik andienen (stets im
Verbund mit
Beraterfirmen wie KPMG).“
Ferner wird
kritisiert, dass VEOLIA Druck auf deutsche Fernsehsender ausgeübt
habe, um eine Ausstrahlung des Vorgängerfilms „Wasser
unter dem Hammer“ zu verhindern:
„Pressefreiheit – aber
nur soweit die Interessen eines solchen Großkonzerns nicht
berührt werden. Dies scheint
die Haltung eines Globalplayers zu sein,
der aus seinem Heimatland Frankreich
nichts anderes gewohnt ist.“
„Allerdings
hätten wir auch nicht annähernd damit gerechnet,
dass ausgerechnet hierzulande eine
Organisation, die sich „Wasser
in Bürgerhand“ nennt,
dem global agierenden Waterplayer
ohne nennenswerte
Auseinandersetzung die Basis bietet,
um den so
entstandenen Film „Water Makes
Money“ mit Lügen
und Halbwahrheiten zu demontieren!“ [Die
RUNDBR.-Notizen waren auch auf der
Homepage von „Wasser in Bürgerhand“ veröffentlicht
worden.]
Und im Übrigen
brauche man sich über die Diktion der Berichterstattung
im RUNDBR. über die Filmdebatte
nicht zu wundern, seien doch die
Wasserkonzerne „nicht offiziell,
aber faktisch mit Personage und Mitteln
maßgeblich in den Wasserschutzverbänden
vertreten“.
Die gesamte
Kritik der Filmemacher gibt es bei
Leslie
Franke & Herdolor Lorenz
Kern Film TV
Brennerstraße 58 d
20099 H a m b u r g
Tel: 040/ 24 12 90; Fax: 040/ 24
12 96
E-Mail@KernTV.de
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BBU-Wasserrundbrief,10.12.2010
Abwasser
an der Kläranlage vorbeigelenkt:
Hat VEOLIA Brüssel
gelinkt?
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Wer
ist schuld daran, dass die Brüsseler Großkläranlage
im Dezember 2009 zeitweilig abgestellt worden ist? Das Abstellen
der Kläranlage hatte in den Bächen und Flüssen in
der EU-Hauptstadt zu einem ökologischen Desaster und in der
Brüsseler Politik
zu einem heftigen Schlagabtausch zwischen der grünen Regionalumweltministerin
und der konservativen Opposition geführt (s.
RUNDBR. 950/1-2).
Betreiberin der
Kläranlage ist eine Tochtergesellschaft des VEOLIA-Konzerns.
Die VEOLIA-Tochter hatte alle Schuld von sich gewiesen und behauptet,
dass in den Ausschreibungsunterlagen der EU-Metropole die Abwasserzusammensetzung
falsch beschrieben worden wäre. Im Abwasser hätten sich
zu viel Sand, zu viele Baustoffe und zu viel Sperrmüll befunden.
Trotz vielfacher Eingaben bei der Stadt habe Brüssel die Missstände
im Kanalnetz nicht abgestellt (siehe
auch Kasten). Letztlich habe
man zum Schutz der Kläranlage das Abwasser an der Kläranlage
vorbei direkt in die „Vorfluter“ einleiten müssen
(s. 956/1). Um die Kläranlage
wieder flott zu machen, hatte die VEOLIA-Tochter einen Nachschuss
von 40 Mio. Euro von der Brüsseler
Regionalregierung verlangt.
Die mysteriösen
Vorgänge
um das Kläranlagendebakel
in Brüssel sind auch ein wichtiger Bestandteil in dem VEOLIA-Kritikfilm „Water
makes Money“. Jetzt hat die belgische Zeitung „Le
Soir“ am
23.11.10 berichtet, dass eine unabhängige Expertengruppe
festgestellt habe, dass die Schutzbehauptungen der VEOLIA-Tochter
an den Haaren
herbeigezogen seien. Die VEOLIA-Tochter Aquiris hätte die
Großkläranlage
nicht außer Betrieb setzten dürfen. Das dreiköpfige
Expertenteam habe zudem kritisiert, dass das Verhalten von Aquiris
mehrere Kanalarbeiter
in Gefahr gebracht habe. Auf der Leser-Kommentar-Seite von Le
Soir unkte sogleich ein User, dass man als nächstes mit
der Behauptung rechnen müsse, dass die angeblich unabhängigen
Experten auf der Gehaltsliste von VEOLIA-Konkurrenten stehen
würden.
Schnittstellenprobleme
zwischen
Kanal- und Kläranlagenbetrieb
Hinter
dem Streit zwischen Aquiris und der Stadt Brüssel steckt
noch ein übergeordnetes
Problem: In Brüssel liegt der Kanalbetrieb weiterhin in den Händen
der Kommune – während die Kläranlage privat geführt wird.
Das Auseinanderfallen der Verantwortlichkeiten zwischen Kanal- und Kläranlagenbetrieb
führt nicht nur in Brüssel zu fortlaufenden Reibereien – den
in solchen Fällen eben üblichen „Schnittstellenproblemen“.
Es ist eine abwassertechnische Binsenweisheit, dass die Abwasserreinigung nur
optimal funktionieren kann, wenn man Kanalisation und Kläranlage als
Einheit begreift, in der alle Komponenten aufeinander abgestellt sein müssen.
Die undurchsichtigen Vorgänge in Brüssel mahnen einmal mehr, die
Verantwortlichkeit für das Kanalisationsnetz und die Kläranlage
in einer Hand zu belassen – am
besten in der Hand der Kommune. -ng-
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BBU-Wasserrundbrief,14.11.2010
"Water
Makes Money":
Kein Schnee von gestern
Zur
Erwähnung des Films „Water makes Money“ im
RUNDBRIEF 956 vom 4.10.2010 (siehe
unten) haben uns einige klarstellende Notizen
von MARKUS HENN erreicht:
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Der
Film "Water Makes Money" sorgt zurzeit in der Wasserszene
für Diskussionen. Neben der erwartbaren Kritik von Seiten der kritisierten
Konzerne (siehe z.B. RUNDBRIEF 956) gibt es auch in wohlwollenden
Kreisen kritische Stimmen. Auf einige Kritikpunkte soll im Folgenden
eingegangen werden:
Zunächst
muss man die Motivation des Filmes kennen. Der Film entspringt der
Erkenntnis, dass die französischen Wasser-Konzerne trotz einiger
Rückschläge weiterhin global gesehen und in Deutschland auf dem Vormarsch
sind. Deshalb sollte möglichst umfassend das "französische Modell"
einer privat beherrschten Wasserversorgung, die Rolle der Politik
dabei und die Folgen für die Wasserpolitik unter die Lupe genommen
werden. Nachdem dieses Modell schon viele Jahrzehnte existiert, reicht
die Betrachtung auch in die Vergangenheit zurück und greift frühere
Korruptionsfälle wie Montpellier oder das in Frankreich anscheinend
inzwischen verbotene, aber in Braunschweig jedenfalls wiederbelebte
"Eintrittsgeld" auf.
Solche
Dinge sind kein "Schnee von gestern", sondern eben die realen Begleiterscheinungen
von Privatisierungen, die in Politik und Wissenschaft gerne ausgeblendet
werden (wobei Stimmen aus Frankreich den Fall Montpellier als zu
verkürzt dargestellt kritisieren).
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"Water
Makes Money":
Triefende Rohrnetze im französischen "Modell"
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Doch beschränkt
sich der Film keineswegs auf ältere und abgeschlossene Fälle, vielmehr
ist der Großteil der Fälle sehr aktuell.
So wurde SUEZ
in Bordeaux, wo der Konzern mit Bilanztricks 29 Prozent Rendite
gemacht hatte, erst vor wenigen Jahren von der Kommune zu Rückzahlungen
gezwungen. Noch
aktueller sind Toulouse, Braunschweig, Paris, Brest - oder Berlin
mit den
noch immer gültigen Geheimverträgen und Gewinngarantien, gegen
die jetzt bald ein Volksentscheid laufen könnte. Die Liste ließe
sich über den Film hinaus fortsetzen.
Eine andere
VEOLIA-Replik behauptet, dass ihre Rohrnetze doch hervorragend
seien. Wie erklären sich dann die höheren Wasserverluste von privaten
Betreibern gegenüber öffentlichen in Frankreich, die der Film darstellt
(die Zahlen übrigens aus einem Artikel von Ende 2009)? Wie erklärt
sich - was der Film nicht erwähnt - der im Schnitt weit geringere
Wasserverlust im weitgehend öffentlich versorgten Deutschland (
7%) im Vergleich zu Frankreich (26%)? Und warum sind dann in Deutschland
zu 96% des Abwassers auf Reinigungsstufe 3 gereinigt, in Frankreich
aber nur 36%? [Anmerkung: Der im RUNDBRIEF 956/2 zitierte Hinweis
des Pressesprechers VEOLIA DEUTSCHAND auf den guten Zustand der
Rohrnetze in den von VEOLIA versorgten Kommunen bezog sich ausdrücklich
auf die VEOLIA-Niederlassungen in Deutschland.]
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"Water
Makes Money":
Schmeckt das französische Modell nach Chlor?
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Was die Chlorung
des Wassers durch die Konzerne angeht, wurde aus Frankreich angemerkt, die Chlorung
sei gesetzlich vorgeschrieben. Das entlastet die Konzerne auf den
ersten Blick. Allerdings geht es dem Film, wie gesagt, auch um
die Frage, welche Wasserpolitik sich mit Privatisierung verbindet.
Also muss die Frage lauten: warum muss in Deutschland keine Chlorung
so vorgeschrieben werden wie in Frankreich? Warum gibt es in München
und Hamburg schon jetzt große Biolandbaugebiete zum Schutz des
Grundwassers, während man in Paris erst damit beginnt?
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"Water
Makes Money":
Trinkwassertrinker müssen sich einmischen!
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Dass
die Konzerne schlecht gemacht werden, muss diesen natürlich gegen
den Strich gehen. Doch auch manche unabhängige Kritiker monieren
die angebliche Einseitigkeit des Film und finden, dass andere an
den Problemen Schuldige, vor allem die Politik, zu gut wegkämen.
Allerdings widmet der Film auch den Politikern viel Zeit, die sich
zum Komplizen einer bürgerfeindlichen Wasserpolitik machen, indem
sie sich bestechen lassen oder mit "Eintrittsgeldern" Wahlgeschenke
finanzieren. Der Film versteht sich insofern auch als Aufforderung,
der Politik besser auf die Finger zu sehen und sich als Bürgerin
und Bürger in Wasserfragen einzumischen
MARKUS
HENN ist als Bürger aktiv beim Berliner Wassertisch, bei Wasser-in-Bürgerhand
und bei der europäischen Attac-Wassergruppe Aquattac. Er hat an der
Entstehung des Films "Water Makes Money" mitgewirkt.
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BBU-Wasserrundbrief,
4.10.2010
Disput
um "Water Makes Money"
Quer
durch die europäische attac-Szene wurde am 23.09.2010
der Film „Water makes Money“ aufgeführt.
Der Film beschäftigt sich mit den tatsächlichen
oder auch nur vermeintlichen Machenschaften der beiden
französischen Wassergiganten VEOLIA und SUEZ.
VertreterInnen des angegriffenen VEOLIA-Konzerns
waren allerdings auf keiner der zahlreichen Premierenveranstaltungen
auf den Diskussionspodien zugegen.
In
Freiburg hat auf unsere Initiative hin erstmals ein
Vertreter von VEOLIA am 1. Okt. 2010 Stellung zu
dem Film bezogen. Nach der von rund 100 Menschen
besuchten Filmvorführung diskutierten MATTHIAS
KOLBECK, Pressesprecher der Berliner Zentrale der
VEOLIA WASSER DEUTSCH-LAND GMBH, und JÜRGEN
BOLDER, Leiter des Eigenbetriebes Stadtentwässerung
der Stadt Freiburg und Vizepräsident der Allianz öffentliche
Wasserwirtschaft (AöW). Mehr zur Debatte und
zur Resonanz des Publikums auf den Film in den nachfolgenden
Notizen.
Die
Vorwürfe gegen VEOLIA:
Schnee von gestern?
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Die
Filmemacher würden das Klischee verbreiten, dass private
Wasser- und Abwasserdienstleister durch Korruption, Preistreiberei,
schlechte Umweltperformance und Substanzverzehr gekennzeichnet
seien. KOLBECK stufte viele der im Film erhobenen Vorwürfe
als Schnee von Gestern ein. Die geschilderten Korruptionsfälle
würden aus den 80er Jahren datieren. Seit 1993 hätte
es keinen strafrechtlich relevanten Korruptionsfall mehr in
Frankreichs Wasserwirtschaft gegeben. Auch die im Film monierten „Eintrittsgelder“ würden
inzwischen nicht mehr bezahlt, da sie in Frankreich längst
verboten seien. Mit den „Eintrittsgeldern“ hatten
die Vorgängerfirmen von VEOLIA und SUEZ die Konzessionen
für die Wasserver- und Abwasserentsorgung der französischen
Kommunen erworben. Im Übrigen seien die „Eintrittsgelder“ von
VEOLIA nicht angeboten, sondern von den Kommunen aggressiv
eingefordert worden, betonte der VEOLIA-Sprecher. (Mehr
zum Geschäftsgebaren
der franz. Wassermultis bis zum Jahr 2000 auf der AK Wasser-Homepage
/ Themen / Politik / International; bis zum Jahr 2003 s. RUNDBR.
702/1-3).
Dass
Wasserleitungen und Kanalisationen von den privaten Wassermultis
auf Verschleiß gefahren würden, sei eine weitere
in dem Film verbreitete Mär. Das von VEOLIA betriebene
Wasserversorgungsnetz in Paris sei am Ende der Konzessionslaufzeit „so
gut wie noch nie in seiner ganzen Geschichte“ gewesen.
Und im Hinblick auf die deutschen VEOLIA-Niederlassungen unterstrich
KOLBECK:
„Es
gab keinen Fall von Qualitätsmängeln in von VEOLIA
betriebenen Rohrnetzen, es gibt keine Qualitätsmängel
und es wird keine Qualitätsmängel geben!“
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Brüssel
selbst schuld am Abstellen
der VEOLIA-Kläranlage?
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Auch die
im Film äußerst einseitig dargestellte Affäre
um das Abstellen der Brüsseler Kläranlage (s.
RUNDBR. 950/1-2) habe zwei Seiten: Die in Brüssel
für die Kläranlage zuständige VEOLIA-Tochter
habe sich bei der Dimensionierung der Kläranlage an
den Ausschreibungstext der Kommune gehalten. Als offensichtlich
wurde, dass nicht nur durch Sand und Kies, sondern auch durch
Bauschutt im Kläranlagenzulauf der Kläranlagenbetrieb
immer stärker gefährdet worden sei, habe man in
unzähligen Gesprächen und Schreiben an die für
den Kanalbetrieb zuständige Kommune um ein Abstellen
der Mängel gebeten. Leider habe die Kommune nichts unternommen,
um die rechtswidrige Verklappung von allem möglichen
Dreck in die Kanalisation zu unterbinden. Um die Zulaufbauwerke
der Kläranlage zu schützen, sei der Brüsseler
VEOLIA-Tochter am Ende gar nichts anderes übrig geblieben
als die Kläranlage auf fast Null zu fahren.
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„Die
Filmemacher haben
eine Mission!“
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KOLBECK
unterstellte den FilmemacherInnen, dass sie in keinster Weise
an einem objektiven Dokumentarfilm interessiert gewesen seien.
LESLIE FRANKE und HERDOLOR LORENZ sei es von Anfang nur darum
gegangen, VEOLIA zu diskreditieren. Dies sei schon am Vorgängerfilm „Wasser
unter dem Hammer“ mehr als deutlich geworden. Die mangelnde
Objektivität der FilmemacherInnen sei auch der Grund
gewesen, warum sich VEOLIA einer Kooperation mit den FilmemacherInnen
verweigert habe: „Wir wären das Objekt einer filmischen
Anklage geworden.“ Die Rolle des „bad boys“ hat
der weltweit operierende Wassermulti jetzt aber in „Water
makes Money“ auch ohne sein aktives Mitwirken übernehmen
müssen. Am Schluss der Veranstaltung wurden die Filmemacher
aus Hamburg zu einem Schluss-Statement über Skype eingespielt.
LESLIE FRANKE und HERDOLOR LORENZ drückten nochmals
ihr Bedauern aus, dass es nicht gelungen sei, VEOLIA zu einer
Mitwirkung an dem Filmprojekt zu gewinnen: „Für
eine Zusammenarbeit haben wir VEOLIA geradezu angefleht!“
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„Institutionalisierte
Korruption“ oder „gesellschaftliche Verantwortung“
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Die
Freiburger Debatte um den Film „Water makes Money“ spitzte
sich zu, als JÜRGEN BOLDER von der AöW den privaten
Wasserkonzernen einerseits attestierte, dass direkte Korruption
inzwischen wohl eher selten sei, dass die Konzerne aber andererseits
eine „institutionalisierte Korruption“ praktizieren
würden – und zwar dadurch, dass sie in ihren Standort-Kommunen
einen nicht unbedeutenden Teil des gesellschaftlichen Lebens
bezuschussen würden – vom Stadttheater über
die Sportvereine bis hin zu Umweltverbänden. Diese Version
der politischen „Landschaftspflege“ würde
die gesamte Kommune in ein schleichendes Abhängigkeitsverhältnis
bringen.
Der
VEOLIA-Pressesprecher wies diesen Vorwurf entschieden zurück.
Die finanzielle Förderung von gesellschaftlichen Aktivitäten
wäre Ausdruck der „gesellschaftlichen Verantwortung“,
zu der sich VEOLIA bekenne. KOLBECK stellte die rhetorische
Frage, ob VEOLIA nach Ansicht der AöW beispielsweise die
Förderung sozialer Einrichtungen einstellen solle?
Der
VEOLIA-Sprecher unterstrich in diesem Zusammenhang auch das
Bekenntnis von VEOLIA zur Nachhaltigkeit. Dies dokumentiere
sich beispielsweise darin, dass der Konzern inzwischen in den
wichtigsten grünen Nachhaltigkeitsfonds gelistet sei.
Und diese Fonds würden sich sehr genau anschauen, ob VEOLIA
tatsächlich „nachhaltig wirtschafte“. Dass
VEOLIA „nachhaltig wirtschafte“ sei ja durchaus
möglich, antwortete der AöW-Sprecher: „Aber
nachhaltiges Wirtschaften und nachhaltige Wasserwirtschaft
ist durchaus nicht das Gleiche!“ BOLDER drückte
damit seine Zweifel aus, ob das nachhaltige Wirtschaften von
VEOLIA tatsächlich auch einen langfristigen Substanzerhalt
zum Gegenstand habe. Schließlich seien Wasserversorgung
und Abwasserentsorgung eine äußerst langfristig
angelegte Generationenaufgabe. Auch wenn VEOLIA bemüht
sei, sich dem Quartalsdenken der „Analysten“ zu
entziehen, sei der langfristige Substanzerhalt in einem kommunalen
Unternehmen im Schnitt besser gewährleistet als in einem
Unternehmen, dass seine Renditeausrichtung jeden Tag an der
Börse unter Beweis stellen müsse.
Wer
ist der Böse? Wer ist der Gute?
Für
fragende Gesichter und Irritationen im Publikum der
Freiburger Diskussionsveranstaltung sorgte zunächst
das Outfit der beiden Kontrahenten. Während
der VEOLIA-Pressesprecher leger im Pullover daherkam,
trat der Vertreter der Allianz öffentliche Wasserwirtschaft
im Anzug auf. Nach der Vorstellung der beiden Diskutanten
durch den Moderator und erst recht nach den Redebeiträgen
war allerdings die Rollenverteilung klar. „Der
versucht wie ein Politiker das Schlechte gut zu reden“,
meinte einer der Diskussionsbeobachter.
Vor
allem die Privatisierung der Stadtentwässerung
in Braunschweig gab vielen TeilnehmerInnen der Diskussionsveranstaltung
zu denken. Im Film meint der Oberbürgermeister
von Braunschweig, dass die hochkomplexen Verträge
mit Veolia weder von der Öffentlichkeit noch
von den Gemeinderäten verstanden worden seien.
Dabei macht der OB jedoch den Eindruck, dass auch
ihm selbst der Durchblick durch das Vertragswerk
fehlt.
Die
Interview-Ausschnitte mit dem Braunschweiger OB gehören
zu den Highlights des Films. Verträge, die nur
spezialisierte Anwälte noch halbwegs verstehen,
seien einfach mit der im Wasser- und Abwasserbereich
notwendigen Transparenz unverträglich – so
die Meinung vieler, die wir nach der Veranstaltung
nach ihrem Eindruck befragt hatten. Andere bemängelten
allerdings auch unnötige Längen in dem
Film. Beispielsweise bleibt unklar, was die ausführlich
dargestellte Algenpest an der bretonischen Küste
mit den französischen Wassermultis zu tun hat – zumal
die Wasserkonzerne die französische Regierung
wegen des mangelnden Grundwasserschutzes in der Bretagne
verklagt haben (s. RUNDBR.
702/2, 408/4, 379/4), was allerdings
in dem Film nicht erwähnt wird.
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Wo
gibt es den Film?
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Alle Infos
zu dem Film „Water makes Money“ (Untertitel: „Wie
private Konzern aus Wasser Geld machen“) gibt es auf
der Homepage
www.watermakesmoney.com/de
Dort
ist auch ein Trailer zum Film zu sehen. DVDs von "Water
Makes Money" für den privaten Gebrauch (d.h. ohne
Vorführlizenz) können zum Preis von 18,50€ (inkl.
MwSt) zuzüglich Versandkosten unter
bestellung@kernfilm.de
bestellt
werden. Das Kampagnenteam "Water Makes Money" ist
zu erreichen unter:
Handy:
0176 42021165
(Mi, Do, Fr von 10-18 Uhr)
E-Mail: filmverleih@watermakesmoney.org
Wer wissen
will, warum man bei VEOLIA ironisch kolportiert „Glauben
Sie diesem Film kein Wort!“, kann sich wenden an:
Veolia
Wasser GmbH
Herrn Matthias Kolbeck - Pressesprecher
Unter den Linden 21
10117 Berlin
Tel.: 030 - 206 29 56 – 73; Fax: - 31
E-Mail: mkolbeck@veoliawasser.de
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Nachhaltigkeit
bei Veolia Wasser
„auf höchstem Niveau“
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Im Gegensatz
zu Frankreich steht VEOLIA WASSER in Deutschland trotz jahrelanger
Bemühungen erst im Stadium des Markteintritts. Deshalb
muss die deutsche Tochter des französischen Dienstleistungsmultis
auf allen Gebieten Bestleistungen abliefern, um bei skeptischen
Bürgermeistern und Gemeinderäten neue Verträge
akquirieren zu können.
Im aktuellen
Nachhaltigkeitsbericht von VEOLIA WASSER werden diese Bestleistungen
gebührend herausgestellt. Beispielsweise wird hervorgehoben,
wie bei der MIDEWA trotz schwindender Abnehmerzahl der Wasserpreis
dreimal in Folge gesenkt werden konnte – bei gleichbleibend
hoher Wassergüte.
Die MIDEWA
versorgt das Umfeld von Halle an der Saale und ist besonders
vom demographischen Wandel betroffen. Da im Versorgungsgebiet
der ehemals abgewirtschafteten MIDEWA das veraltete Leitungsnetz
halb so lang ist wie in Berlin, aber nur zehn Prozent der
Einwohner von Berlin versorgt, konnten das VEOLIA-Management
zeigen, was es auf der Platte hat.
Um sich
im übergreifenden Bereich der Nachhaltigkeit zu profilieren
hat VEOLIA WASSER 2006 die Stelle einer Beauftragten für
gesellschaftliche Verantwortung geschaffen. In diesem Job
wird Frau SYLKE FREUNDTHAL von einer internen Arbeitsgruppe
unterstützt. VEOLIA WASSER tituliert sich als „Dienstleistungsunternehmen
im Bereich der Daseinsvorsorge“. Dabei biete VEOLIA
WASSER den Kommunen „professionelle Unterstützung“ an
und will „höchste Maßstäbe an eine
langfristig ausgerichtete Personalpolitik und Ressourceneffizienz
im Umweltbereich (…) setzen“.
Die Auseinandersetzungen
um die Berliner Wasserbetriebe, ebenfalls eine VEOLIA-Tochter,
werden in dem Nachhaltigkeitsbericht nur in einem Nebensatz
erwähnt – nämlich „… anhaltende
ideologisch geprägte Debatten besonders in Berlin …“.
Wer ansonsten wissen will, wie man Gutes tut und damit klappert,
kann die Kurzfassung des VEOLIA-Nachhaltigkeitsberichts in
der Papierfassung (A4, 24 S.) kostenlos über die
VEOLIA
WASSER GmbH
Lindencorso – Unter den Linden 21
10117 B e r l i n
Tel.: 030/20 62 956-30, Fax: -31
E-Mail: sfreudenthal@veoliawasser.de
anfordern
oder in der Langfassung herunterladen unter
http://www.veoliawasser.de
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Darf
ein Umweltverband
VEOLIA-Gelder entgegennehmen?
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Für
böses Blut zwischen den Umweltverbänden sorgt mittlerweile
die finanzielle Unterstützung von VEOLIA für den
NABU. Der NABU lässt eines seiner größten
Naturschutzprojekte, die Renaturierung der Unteren Havel,
von VEOLIA bezuschussen. VEOLIA betont, dass es sich dabei
nicht um eine institutionalisierte Förderung des NABU,
sondern um eine ganz klar abgegrenzte Projektförderung
handele.
Ein anderer
großer Umweltverband reagierte empört, als ihm – fälschlicherweise
- unterstellt wurde, dass auch er VEOLIA-Gelder angenommen
habe. Bei seinem Dementi verwies dieser Umweltverband darauf,
dass demgegenüber das Monatsmagazin der GRÜNEN
LIGA sowie der Umweltmarkt der GRÜNEN LIGA von VEOLIA
mitfinanziert würden.
Auch wenn
dies sicher nicht die Absicht von VEOLIA war: Die
Geldzuwendungen von VEOLIA befeuern das Konkurrenzverhältnis
zwischen den Umweltverbänden und vergiften latent das
Klima zwischen den Umweltverbänden.
Bei VEOLIA
kann man die Aufregung um die Gelder für den NABU und
die GRÜNE LIGA nicht verstehen. Die projektbezogenen
Gelder seien ohne jegliche politische Auflagen überwiesen
worden. Das werde schon daraus ersichtlich, das sowohl die
GRÜNE LIGA als auch der NABU das Berliner Volksbegehren
zur Offenlegung der Privatisierungsverträge für
die Berliner Wasserbetriebe unterstützen. Im Büro
der GRÜNEN LIGA sei sogar die zentrale Sammelstelle
für die Unterschriftenlisten zum Volksbegehren angesiedelt.
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Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF berichtet
regelmäßig über die Angriffe auf die kommunale
Daseinsvorsorge. Interessierte können kostenlose Ansichtsexemplare
anfordern.
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