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7. Januar 2011

 

 

 

 

 

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WasserInBürgerhand!

Disput um "Water Makes Money"

 

BBU-Wasserrundbrief,19.12.2010

„Water makes Money“: Mit Lügen
und Halbwahrheiten demontiert!

 

Untergebuttert fühlen sich die Filmemacher von „Water makes Money“ in der Berichterstattung über eine Diskussionsveranstaltung zu dem Film im RUNDBR. 956/1-3 (vom 4.10.2010, siehe unten).

Der Film setzt sich kritisch mit dem Geschäftsgebaren der beiden französischen Wassermultis SUEZ und VEOLIA auseinander. Neben einem Vertreter der privatisierungskritischen „Allianz öffentliche Wasserwirtschaft“ (AöW) war bei der Freiburger Filmvorführung auch der Pressesprecher der VEOLIA Wasser Deutschland GmbH anwesend. Zusätzlich zu der bereits im RUNDBR. 957/1-2 (vom 14.11.2010, siehe unten) veröffentlichten Kritik von MARKUS HENN bemängeln die Filmemacher u.a., dass sie nicht ebenfalls frühzeitig genug zur Diskussion um ihren Film eingeladen worden waren. „Erstaunlich“ sei ferner, dass in den RUNDBR.-Notizen über die Debatte zum Film in „eindeutiger Parteilichkeit fast ausschließlich die Positionen von Veolia referiert“ worden wären. Genauso daneben sei die Kritik, dass der Film überwiegend weit zurückliegende Korruptionsfälle der beiden Wassermultis aufrollen würde:

„Bis Korruptionsfälle justiziabel werden, dauert es leider meist sehr lange. So kann der Film nur vergangene Fälle darstellen. Daher reicht auch der Korruptionsfall in Grenoble wie im Film dargestellt bis in die Gegenwart – ist doch der Korrumpierte ein enger Freund des Staatspräsidenten.“

Die Filmemacher setzten sich des Weiteren kritisch mit dem Dementi des VEOLIA-Pressesprechers auseinander, dass heutzutage beim Erwerb von Konzessionen noch „Eintrittsgelder“ an Bürgermeister und Kommunen bezahlt würden:

„Das Eintrittsgeld wird auch in Frankreich bis zum heutigen Tag unter anderem Namen weiter praktiziert. U.a. auch international – siehe das Filmbeispiel Braunschweig. Natürlich bestreitet VEOLIA, dass das in Braunschweig ein Eintrittsgeld war. Der Bürgermeister nennt es „Kaufsumme“. In Wahrheit ist es ein Kredit, der von den Wasserkunden mit Zins und Zinseszins zurückgezahlt werden muss – exakt dasselbe wie das Eintrittsgeld in Toulouse, Montpellier und vielen anderen Orten. Es heißt nur anders. Übrigens wird im Film ausführlichst dargelegt, das zum Betrug des Eintrittsgeldes immer zwei gehören: Die Stadtverwaltung, die mit den Einnahmen protzt und VEOLIA oder SUEZ, die dieses Falschspiel nicht nur mitspielen, sondern den von Schulden gebeutelten Kommunen dies als intelligente Finanztechnik andienen (stets im Verbund mit Beraterfirmen wie KPMG).“

Ferner wird kritisiert, dass VEOLIA Druck auf deutsche Fernsehsender ausgeübt habe, um eine Ausstrahlung des Vorgängerfilms „Wasser unter dem Hammer“ zu verhindern:

„Pressefreiheit – aber nur soweit die Interessen eines solchen Großkonzerns nicht berührt werden. Dies scheint die Haltung eines Globalplayers zu sein, der aus seinem Heimatland Frankreich nichts anderes gewohnt ist.“

Und weiter:

„Allerdings hätten wir auch nicht annähernd damit gerechnet, dass ausgerechnet hierzulande eine Organisation, die sich „Wasser in Bürgerhand“ nennt, dem global agierenden Waterplayer ohne nennenswerte Auseinandersetzung die Basis bietet, um den so entstandenen Film „Water Makes Money“ mit Lügen und Halbwahrheiten zu demontieren!“ [Die RUNDBR.-Notizen waren auch auf der Homepage von „Wasser in Bürgerhand“ veröffentlicht worden.]

Und im Übrigen brauche man sich über die Diktion der Berichterstattung im RUNDBR. über die Filmdebatte nicht zu wundern, seien doch die Wasserkonzerne „nicht offiziell, aber faktisch mit Personage und Mitteln maßgeblich in den Wasserschutzverbänden vertreten“.

Die gesamte Kritik der Filmemacher gibt es bei

Leslie Franke & Herdolor Lorenz
Kern Film TV
Brennerstraße 58 d
20099 H a m b u r g
Tel: 040/ 24 12 90; Fax: 040/ 24 12 96
E-Mail@KernTV.de


BBU-Wasserrundbrief,10.12.2010

Abwasser an der Kläranlage vorbeigelenkt:
Hat VEOLIA Brüssel gelinkt?

 

Wer ist schuld daran, dass die Brüsseler Großkläranlage im Dezember 2009 zeitweilig abgestellt worden ist? Das Abstellen der Kläranlage hatte in den Bächen und Flüssen in der EU-Hauptstadt zu einem ökologischen Desaster und in der Brüsseler Politik zu einem heftigen Schlagabtausch zwischen der grünen Regionalumweltministerin und der konservativen Opposition geführt (s. RUNDBR. 950/1-2).

Betreiberin der Kläranlage ist eine Tochtergesellschaft des VEOLIA-Konzerns. Die VEOLIA-Tochter hatte alle Schuld von sich gewiesen und behauptet, dass in den Ausschreibungsunterlagen der EU-Metropole die Abwasserzusammensetzung falsch beschrieben worden wäre. Im Abwasser hätten sich zu viel Sand, zu viele Baustoffe und zu viel Sperrmüll befunden. Trotz vielfacher Eingaben bei der Stadt habe Brüssel die Missstände im Kanalnetz nicht abgestellt (siehe auch Kasten). Letztlich habe man zum Schutz der Kläranlage das Abwasser an der Kläranlage vorbei direkt in die „Vorfluter“ einleiten müssen (s. 956/1). Um die Kläranlage wieder flott zu machen, hatte die VEOLIA-Tochter einen Nachschuss von 40 Mio. Euro von der Brüsseler Regionalregierung verlangt.

Die mysteriösen Vorgänge um das Kläranlagendebakel in Brüssel sind auch ein wichtiger Bestandteil in dem VEOLIA-Kritikfilm „Water makes Money“. Jetzt hat die belgische Zeitung „Le Soir“ am 23.11.10 berichtet, dass eine unabhängige Expertengruppe festgestellt habe, dass die Schutzbehauptungen der VEOLIA-Tochter an den Haaren herbeigezogen seien. Die VEOLIA-Tochter Aquiris hätte die Großkläranlage nicht außer Betrieb setzten dürfen. Das dreiköpfige Expertenteam habe zudem kritisiert, dass das Verhalten von Aquiris mehrere Kanalarbeiter in Gefahr gebracht habe. Auf der Leser-Kommentar-Seite von Le Soir unkte sogleich ein User, dass man als nächstes mit der Behauptung rechnen müsse, dass die angeblich unabhängigen Experten auf der Gehaltsliste von VEOLIA-Konkurrenten stehen würden.

 

Schnittstellenprobleme zwischen
Kanal- und Kläranlagenbetrieb

Hinter dem Streit zwischen Aquiris und der Stadt Brüssel steckt noch ein übergeordnetes Problem: In Brüssel liegt der Kanalbetrieb weiterhin in den Händen der Kommune – während die Kläranlage privat geführt wird. Das Auseinanderfallen der Verantwortlichkeiten zwischen Kanal- und Kläranlagenbetrieb führt nicht nur in Brüssel zu fortlaufenden Reibereien – den in solchen Fällen eben üblichen „Schnittstellenproblemen“. Es ist eine abwassertechnische Binsenweisheit, dass die Abwasserreinigung nur optimal funktionieren kann, wenn man Kanalisation und Kläranlage als Einheit begreift, in der alle Komponenten aufeinander abgestellt sein müssen. Die undurchsichtigen Vorgänge in Brüssel mahnen einmal mehr, die Verantwortlichkeit für das Kanalisationsnetz und die Kläranlage in einer Hand zu belassen – am besten in der Hand der Kommune. -ng-

 

 


BBU-Wasserrundbrief,14.11.2010

"Water Makes Money":
Kein Schnee von gestern

Zur Erwähnung des Films „Water makes Money“ im RUNDBRIEF 956 vom 4.10.2010 (siehe unten) haben uns einige klarstellende Notizen von MARKUS HENN erreicht:

 

 

Der Film "Water Makes Money" sorgt zurzeit in der Wasserszene für Diskussionen. Neben der erwartbaren Kritik von Seiten der kritisierten Konzerne (siehe z.B. RUNDBRIEF 956) gibt es auch in wohlwollenden Kreisen kritische Stimmen. Auf einige Kritikpunkte soll im Folgenden eingegangen werden:

Zunächst muss man die Motivation des Filmes kennen. Der Film entspringt der Erkenntnis, dass die französischen Wasser-Konzerne trotz einiger Rückschläge weiterhin global gesehen und in Deutschland auf dem Vormarsch sind. Deshalb sollte möglichst umfassend das "französische Modell" einer privat beherrschten Wasserversorgung, die Rolle der Politik dabei und die Folgen für die Wasserpolitik unter die Lupe genommen werden. Nachdem dieses Modell schon viele Jahrzehnte existiert, reicht die Betrachtung auch in die Vergangenheit zurück und greift frühere Korruptionsfälle wie Montpellier oder das in Frankreich anscheinend inzwischen verbotene, aber in Braunschweig jedenfalls wiederbelebte "Eintrittsgeld" auf.

Solche Dinge sind kein "Schnee von gestern", sondern eben die realen Begleiterscheinungen von Privatisierungen, die in Politik und Wissenschaft gerne ausgeblendet werden (wobei Stimmen aus Frankreich den Fall Montpellier als zu verkürzt dargestellt kritisieren).

"Water Makes Money":
Triefende Rohrnetze im französischen "Modell"
 

Doch beschränkt sich der Film keineswegs auf ältere und abgeschlossene Fälle, vielmehr ist der Großteil der Fälle sehr aktuell.

So wurde SUEZ in Bordeaux, wo der Konzern mit Bilanztricks 29 Prozent Rendite gemacht hatte, erst vor wenigen Jahren von der Kommune zu Rückzahlungen gezwungen. Noch aktueller sind Toulouse, Braunschweig, Paris, Brest - oder Berlin mit den noch immer gültigen Geheimverträgen und Gewinngarantien, gegen die jetzt bald ein Volksentscheid laufen könnte. Die Liste ließe sich über den Film hinaus fortsetzen.

Eine andere VEOLIA-Replik behauptet, dass ihre Rohrnetze doch hervorragend seien. Wie erklären sich dann die höheren Wasserverluste von privaten Betreibern gegenüber öffentlichen in Frankreich, die der Film darstellt (die Zahlen übrigens aus einem Artikel von Ende 2009)? Wie erklärt sich - was der Film nicht erwähnt - der im Schnitt weit geringere Wasserverlust im weitgehend öffentlich versorgten Deutschland ( 7%) im Vergleich zu Frankreich (26%)? Und warum sind dann in Deutschland zu 96% des Abwassers auf Reinigungsstufe 3 gereinigt, in Frankreich aber nur 36%? [Anmerkung: Der im RUNDBRIEF 956/2 zitierte Hinweis des Pressesprechers VEOLIA DEUTSCHAND auf den guten Zustand der Rohrnetze in den von VEOLIA versorgten Kommunen bezog sich ausdrücklich auf die VEOLIA-Niederlassungen in Deutschland.]

"Water Makes Money":
Schmeckt das französische Modell nach Chlor?
 

Was die Chlorung des Wassers durch die Konzerne angeht, wurde aus Frankreich angemerkt, die Chlorung sei gesetzlich vorgeschrieben. Das entlastet die Konzerne auf den ersten Blick. Allerdings geht es dem Film, wie gesagt, auch um die Frage, welche Wasserpolitik sich mit Privatisierung verbindet. Also muss die Frage lauten: warum muss in Deutschland keine Chlorung so vorgeschrieben werden wie in Frankreich? Warum gibt es in München und Hamburg schon jetzt große Biolandbaugebiete zum Schutz des Grundwassers, während man in Paris erst damit beginnt?

"Water Makes Money":
Trinkwassertrinker müssen sich einmischen!
 

Dass die Konzerne schlecht gemacht werden, muss diesen natürlich gegen den Strich gehen. Doch auch manche unabhängige Kritiker monieren die angebliche Einseitigkeit des Film und finden, dass andere an den Problemen Schuldige, vor allem die Politik, zu gut wegkämen. Allerdings widmet der Film auch den Politikern viel Zeit, die sich zum Komplizen einer bürgerfeindlichen Wasserpolitik machen, indem sie sich bestechen lassen oder mit "Eintrittsgeldern" Wahlgeschenke finanzieren. Der Film versteht sich insofern auch als Aufforderung, der Politik besser auf die Finger zu sehen und sich als Bürgerin und Bürger in Wasserfragen einzumischen


MARKUS HENN ist als Bürger aktiv beim Berliner Wassertisch, bei Wasser-in-Bürgerhand und bei der europäischen Attac-Wassergruppe Aquattac. Er hat an der Entstehung des Films "Water Makes Money" mitgewirkt.



BBU-Wasserrundbrief, 4.10.2010

 

Disput um "Water Makes Money"

Quer durch die europäische attac-Szene wurde am 23.09.2010 der Film „Water makes Money“ aufgeführt. Der Film beschäftigt sich mit den tatsächlichen oder auch nur vermeintlichen Machenschaften der beiden französischen Wassergiganten VEOLIA und SUEZ. VertreterInnen des angegriffenen VEOLIA-Konzerns waren allerdings auf keiner der zahlreichen Premierenveranstaltungen auf den Diskussionspodien zugegen.

In Freiburg hat auf unsere Initiative hin erstmals ein Vertreter von VEOLIA am 1. Okt. 2010 Stellung zu dem Film bezogen. Nach der von rund 100 Menschen besuchten Filmvorführung diskutierten MATTHIAS KOLBECK, Pressesprecher der Berliner Zentrale der VEOLIA WASSER DEUTSCH-LAND GMBH, und JÜRGEN BOLDER, Leiter des Eigenbetriebes Stadtentwässerung der Stadt Freiburg und Vizepräsident der Allianz öffentliche Wasserwirtschaft (AöW). Mehr zur Debatte und zur Resonanz des Publikums auf den Film in den nachfolgenden Notizen.

 


Die Vorwürfe gegen VEOLIA:
Schnee von gestern?

 

Die Filmemacher würden das Klischee verbreiten, dass private Wasser- und Abwasserdienstleister durch Korruption, Preistreiberei, schlechte Umweltperformance und Substanzverzehr gekennzeichnet seien. KOLBECK stufte viele der im Film erhobenen Vorwürfe als Schnee von Gestern ein. Die geschilderten Korruptionsfälle würden aus den 80er Jahren datieren. Seit 1993 hätte es keinen strafrechtlich relevanten Korruptionsfall mehr in Frankreichs Wasserwirtschaft gegeben. Auch die im Film monierten „Eintrittsgelder“ würden inzwischen nicht mehr bezahlt, da sie in Frankreich längst verboten seien. Mit den „Eintrittsgeldern“ hatten die Vorgängerfirmen von VEOLIA und SUEZ die Konzessionen für die Wasserver- und Abwasserentsorgung der französischen Kommunen erworben. Im Übrigen seien die „Eintrittsgelder“ von VEOLIA nicht angeboten, sondern von den Kommunen aggressiv eingefordert worden, betonte der VEOLIA-Sprecher. (Mehr zum Geschäftsgebaren der franz. Wassermultis bis zum Jahr 2000 auf der AK Wasser-Homepage / Themen / Politik / International; bis zum Jahr 2003 s. RUNDBR. 702/1-3).

Dass Wasserleitungen und Kanalisationen von den privaten Wassermultis auf Verschleiß gefahren würden, sei eine weitere in dem Film verbreitete Mär. Das von VEOLIA betriebene Wasserversorgungsnetz in Paris sei am Ende der Konzessionslaufzeit „so gut wie noch nie in seiner ganzen Geschichte“ gewesen. Und im Hinblick auf die deutschen VEOLIA-Niederlassungen unterstrich KOLBECK:

„Es gab keinen Fall von Qualitätsmängeln in von VEOLIA betriebenen Rohrnetzen, es gibt keine Qualitätsmängel und es wird keine Qualitätsmängel geben!“


Brüssel selbst schuld am Abstellen
der VEOLIA-Kläranlage?
 

Auch die im Film äußerst einseitig dargestellte Affäre um das Abstellen der Brüsseler Kläranlage (s. RUNDBR. 950/1-2) habe zwei Seiten: Die in Brüssel für die Kläranlage zuständige VEOLIA-Tochter habe sich bei der Dimensionierung der Kläranlage an den Ausschreibungstext der Kommune gehalten. Als offensichtlich wurde, dass nicht nur durch Sand und Kies, sondern auch durch Bauschutt im Kläranlagenzulauf der Kläranlagenbetrieb immer stärker gefährdet worden sei, habe man in unzähligen Gesprächen und Schreiben an die für den Kanalbetrieb zuständige Kommune um ein Abstellen der Mängel gebeten. Leider habe die Kommune nichts unternommen, um die rechtswidrige Verklappung von allem möglichen Dreck in die Kanalisation zu unterbinden. Um die Zulaufbauwerke der Kläranlage zu schützen, sei der Brüsseler VEOLIA-Tochter am Ende gar nichts anderes übrig geblieben als die Kläranlage auf fast Null zu fahren.


„Die Filmemacher haben
eine Mission!“
 

KOLBECK unterstellte den FilmemacherInnen, dass sie in keinster Weise an einem objektiven Dokumentarfilm interessiert gewesen seien. LESLIE FRANKE und HERDOLOR LORENZ sei es von Anfang nur darum gegangen, VEOLIA zu diskreditieren. Dies sei schon am Vorgängerfilm „Wasser unter dem Hammer“ mehr als deutlich geworden. Die mangelnde Objektivität der FilmemacherInnen sei auch der Grund gewesen, warum sich VEOLIA einer Kooperation mit den FilmemacherInnen verweigert habe: „Wir wären das Objekt einer filmischen Anklage geworden.“ Die Rolle des „bad boys“ hat der weltweit operierende Wassermulti jetzt aber in „Water makes Money“ auch ohne sein aktives Mitwirken übernehmen müssen. Am Schluss der Veranstaltung wurden die Filmemacher aus Hamburg zu einem Schluss-Statement über Skype eingespielt. LESLIE FRANKE und HERDOLOR LORENZ drückten nochmals ihr Bedauern aus, dass es nicht gelungen sei, VEOLIA zu einer Mitwirkung an dem Filmprojekt zu gewinnen: „Für eine Zusammenarbeit haben wir VEOLIA geradezu angefleht!“

 


„Institutionalisierte Korruption“ oder „gesellschaftliche Verantwortung“
 

Die Freiburger Debatte um den Film „Water makes Money“ spitzte sich zu, als JÜRGEN BOLDER von der AöW den privaten Wasserkonzernen einerseits attestierte, dass direkte Korruption inzwischen wohl eher selten sei, dass die Konzerne aber andererseits eine „institutionalisierte Korruption“ praktizieren würden – und zwar dadurch, dass sie in ihren Standort-Kommunen einen nicht unbedeutenden Teil des gesellschaftlichen Lebens bezuschussen würden – vom Stadttheater über die Sportvereine bis hin zu Umweltverbänden. Diese Version der politischen „Landschaftspflege“ würde die gesamte Kommune in ein schleichendes Abhängigkeitsverhältnis bringen.

Der VEOLIA-Pressesprecher wies diesen Vorwurf entschieden zurück. Die finanzielle Förderung von gesellschaftlichen Aktivitäten wäre Ausdruck der „gesellschaftlichen Verantwortung“, zu der sich VEOLIA bekenne. KOLBECK stellte die rhetorische Frage, ob VEOLIA nach Ansicht der AöW beispielsweise die Förderung sozialer Einrichtungen einstellen solle?

Der VEOLIA-Sprecher unterstrich in diesem Zusammenhang auch das Bekenntnis von VEOLIA zur Nachhaltigkeit. Dies dokumentiere sich beispielsweise darin, dass der Konzern inzwischen in den wichtigsten grünen Nachhaltigkeitsfonds gelistet sei. Und diese Fonds würden sich sehr genau anschauen, ob VEOLIA tatsächlich „nachhaltig wirtschafte“. Dass VEOLIA „nachhaltig wirtschafte“ sei ja durchaus möglich, antwortete der AöW-Sprecher: „Aber nachhaltiges Wirtschaften und nachhaltige Wasserwirtschaft ist durchaus nicht das Gleiche!“ BOLDER drückte damit seine Zweifel aus, ob das nachhaltige Wirtschaften von VEOLIA tatsächlich auch einen langfristigen Substanzerhalt zum Gegenstand habe. Schließlich seien Wasserversorgung und Abwasserentsorgung eine äußerst langfristig angelegte Generationenaufgabe. Auch wenn VEOLIA bemüht sei, sich dem Quartalsdenken der „Analysten“ zu entziehen, sei der langfristige Substanzerhalt in einem kommunalen Unternehmen im Schnitt besser gewährleistet als in einem Unternehmen, dass seine Renditeausrichtung jeden Tag an der Börse unter Beweis stellen müsse.

 

Wer ist der Böse? Wer ist der Gute?

Für fragende Gesichter und Irritationen im Publikum der Freiburger Diskussionsveranstaltung sorgte zunächst das Outfit der beiden Kontrahenten. Während der VEOLIA-Pressesprecher leger im Pullover daherkam, trat der Vertreter der Allianz öffentliche Wasserwirtschaft im Anzug auf. Nach der Vorstellung der beiden Diskutanten durch den Moderator und erst recht nach den Redebeiträgen war allerdings die Rollenverteilung klar. „Der versucht wie ein Politiker das Schlechte gut zu reden“, meinte einer der Diskussionsbeobachter.

Vor allem die Privatisierung der Stadtentwässerung in Braunschweig gab vielen TeilnehmerInnen der Diskussionsveranstaltung zu denken. Im Film meint der Oberbürgermeister von Braunschweig, dass die hochkomplexen Verträge mit Veolia weder von der Öffentlichkeit noch von den Gemeinderäten verstanden worden seien. Dabei macht der OB jedoch den Eindruck, dass auch ihm selbst der Durchblick durch das Vertragswerk fehlt.

Die Interview-Ausschnitte mit dem Braunschweiger OB gehören zu den Highlights des Films. Verträge, die nur spezialisierte Anwälte noch halbwegs verstehen, seien einfach mit der im Wasser- und Abwasserbereich notwendigen Transparenz unverträglich – so die Meinung vieler, die wir nach der Veranstaltung nach ihrem Eindruck befragt hatten. Andere bemängelten allerdings auch unnötige Längen in dem Film. Beispielsweise bleibt unklar, was die ausführlich dargestellte Algenpest an der bretonischen Küste mit den französischen Wassermultis zu tun hat – zumal die Wasserkonzerne die französische Regierung wegen des mangelnden Grundwasserschutzes in der Bretagne verklagt haben (s. RUNDBR. 702/2, 408/4, 379/4), was allerdings in dem Film nicht erwähnt wird.

 


Wo gibt es den Film?
 

Alle Infos zu dem Film „Water makes Money“ (Untertitel: „Wie private Konzern aus Wasser Geld machen“) gibt es auf der Homepage

www.watermakesmoney.com/de

Dort ist auch ein Trailer zum Film zu sehen. DVDs von "Water Makes Money" für den privaten Gebrauch (d.h. ohne Vorführlizenz) können zum Preis von 18,50€ (inkl. MwSt) zuzüglich Versandkosten unter

bestellung@kernfilm.de

bestellt werden. Das Kampagnenteam "Water Makes Money" ist zu erreichen unter:

Handy: 0176 42021165
(Mi, Do, Fr von 10-18 Uhr)
E-Mail: filmverleih@watermakesmoney.org

Wer wissen will, warum man bei VEOLIA ironisch kolportiert „Glauben Sie diesem Film kein Wort!“, kann sich wenden an:

Veolia Wasser GmbH
Herrn Matthias Kolbeck - Pressesprecher
Unter den Linden 21
10117 Berlin
Tel.: 030 - 206 29 56 – 73; Fax: - 31
E-Mail: mkolbeck@veoliawasser.de


Nachhaltigkeit bei Veolia Wasser
„auf höchstem Niveau“
 

Im Gegensatz zu Frankreich steht VEOLIA WASSER in Deutschland trotz jahrelanger Bemühungen erst im Stadium des Markteintritts. Deshalb muss die deutsche Tochter des französischen Dienstleistungsmultis auf allen Gebieten Bestleistungen abliefern, um bei skeptischen Bürgermeistern und Gemeinderäten neue Verträge akquirieren zu können.

Im aktuellen Nachhaltigkeitsbericht von VEOLIA WASSER werden diese Bestleistungen gebührend herausgestellt. Beispielsweise wird hervorgehoben, wie bei der MIDEWA trotz schwindender Abnehmerzahl der Wasserpreis dreimal in Folge gesenkt werden konnte – bei gleichbleibend hoher Wassergüte.

Die MIDEWA versorgt das Umfeld von Halle an der Saale und ist besonders vom demographischen Wandel betroffen. Da im Versorgungsgebiet der ehemals abgewirtschafteten MIDEWA das veraltete Leitungsnetz halb so lang ist wie in Berlin, aber nur zehn Prozent der Einwohner von Berlin versorgt, konnten das VEOLIA-Management zeigen, was es auf der Platte hat.

Um sich im übergreifenden Bereich der Nachhaltigkeit zu profilieren hat VEOLIA WASSER 2006 die Stelle einer Beauftragten für gesellschaftliche Verantwortung geschaffen. In diesem Job wird Frau SYLKE FREUNDTHAL von einer internen Arbeitsgruppe unterstützt. VEOLIA WASSER tituliert sich als „Dienstleistungsunternehmen im Bereich der Daseinsvorsorge“. Dabei biete VEOLIA WASSER den Kommunen „professionelle Unterstützung“ an und will „höchste Maßstäbe an eine langfristig ausgerichtete Personalpolitik und Ressourceneffizienz im Umweltbereich (…) setzen“.

Die Auseinandersetzungen um die Berliner Wasserbetriebe, ebenfalls eine VEOLIA-Tochter, werden in dem Nachhaltigkeitsbericht nur in einem Nebensatz erwähnt – nämlich „… anhaltende ideologisch geprägte Debatten besonders in Berlin …“. Wer ansonsten wissen will, wie man Gutes tut und damit klappert, kann die Kurzfassung des VEOLIA-Nachhaltigkeitsberichts in der Papierfassung (A4, 24 S.) kostenlos über die

VEOLIA WASSER GmbH
Lindencorso – Unter den Linden 21
10117 B e r l i n
Tel.: 030/20 62 956-30, Fax: -31
E-Mail: sfreudenthal@veoliawasser.de

anfordern oder in der Langfassung herunterladen unter

http://www.veoliawasser.de



Darf ein Umweltverband
VEOLIA-Gelder entgegennehmen?
 

Für böses Blut zwischen den Umweltverbänden sorgt mittlerweile die finanzielle Unterstützung von VEOLIA für den NABU. Der NABU lässt eines seiner größten Naturschutzprojekte, die Renaturierung der Unteren Havel, von VEOLIA bezuschussen. VEOLIA betont, dass es sich dabei nicht um eine institutionalisierte Förderung des NABU, sondern um eine ganz klar abgegrenzte Projektförderung handele.

Ein anderer großer Umweltverband reagierte empört, als ihm – fälschlicherweise - unterstellt wurde, dass auch er VEOLIA-Gelder angenommen habe. Bei seinem Dementi verwies dieser Umweltverband darauf, dass demgegenüber das Monatsmagazin der GRÜNEN LIGA sowie der Umweltmarkt der GRÜNEN LIGA von VEOLIA mitfinanziert würden.

Auch wenn dies sicher nicht die Absicht von VEOLIA war: Die Geldzuwendungen von VEOLIA befeuern das Konkurrenzverhältnis zwischen den Umweltverbänden und vergiften latent das Klima zwischen den Umweltverbänden.

Bei VEOLIA kann man die Aufregung um die Gelder für den NABU und die GRÜNE LIGA nicht verstehen. Die projektbezogenen Gelder seien ohne jegliche politische Auflagen überwiesen worden. Das werde schon daraus ersichtlich, das sowohl die GRÜNE LIGA als auch der NABU das Berliner Volksbegehren zur Offenlegung der Privatisierungsverträge für die Berliner Wasserbetriebe unterstützen. Im Büro der GRÜNEN LIGA sei sogar die zentrale Sammelstelle für die Unterschriftenlisten zum Volksbegehren angesiedelt.

 


Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF berichtet regelmäßig über die Angriffe auf die kommunale Daseinsvorsorge. Interessierte können kostenlose Ansichtsexemplare anfordern.

 

 

 
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