Schon seit
etwa 2004 gibt es - auch vom BDEW unterstützte
- Überlegungen, eine neue Tarifstruktur zu schaffen.
Die stärksten Impulse kamen von den Großunternehmen.
Hintergrund ist tatsächlich vor allem der kontinuierliche Verbrauchsrückgang,
der zu Überlegungen geführt hat, wie sich ohne nominelle Preiserhöhungen
mit entsprechender Öffentlichkeitswirkung Wege zur schleichenden
Preiserhöhung finden lassen. Früher passierte das in der Regel
mit der Erhöhung
der sogenannten Zählergrundpreise, zum Teil auch mit dem Begriff
Anschlussgebühr begründet. Entsprechend verringert sich der
Anteil des sogenannten Arbeitspreises, also des verbrauchsabhängigen
Teils. Etwas Vergleichbares hat nun die RWW/RWE vor.
Die
halbwegs vermittelbare Begründung mit der Erwirtschaftung ausreichender
Investitionsmittel blendet den an sich üblichen Weg einer Preisanpassung
auf der Basis mittelfristiger (d.h. in der Regel mindestens fünfjähriger)
Wirtschaftspläne aus. Der offensichtliche Vorteil liegt darin, Verbrauchsrückgänge
(die ja bekanntlich mittlerweile als Anschlag auf die deutsche Wasserqualität
denunziert werden) weniger fühlbar werden zu lassen und eine Verstetigung der
Einnahmen zu erzielen. Das macht rein betriebswirtschaftlich einen gewissen
Sinn, wird allerdings mit Sicherheit dazu benutzt werden,
das Preisniveau schleichend zu erhöhen.
Zweifellos wird damit zugleich
einem gezielten Minderverbrauch die Attraktivität
genommen, das heißt ein Zeichen gegen Wassersparen gesetzt.
Über
die Notwendigkeit oder Sinnhaftigkeit weiteren Wassersparens kann man
sich streiten, wobei die Gegner des Wassersparens häufig
den Boden der Wahrheit nur noch mit den Zehenspitzen berühren
und im Übrigen in der
Regel zu den neoliberalen Vertretern einer rein betriebswirtschaftlichen Orientierung der Wasserwirtschaft
gehören.
Der klare Nachteil für einen Teil der Verbraucher besteht darin,
dass zurückhaltender Wasserverbrauch durch höhere Grundpreise
abgestraft, umgekehrt Verschwendung jedoch belohnt wird..Im Übrigen
enthält die Grundpreiserhöhung eine asoziale Komponente.
Ein
Beispiel: DIe wenig betuchte alte Dame in ihrem Singleaushalt,
die seit ihrer Jugend im Bewußtsein handelt, dass Ressourcen
wertvoll sind, also beispielsweise nur 60 Liter am Tag verbraucht,
was kein Kunststück
ist,
muss nach einer Grundpreiserhöhung viel mehr aus ihrem Portemonnaie
kratzen. Hingegen muss der Single-Mittdreißiger, der sich eine
Wohnung für 700.000 Euro mit
großem Wellness-Jacuzzi gekauft hat und darin alleine oder mit
seinem Freund gerade einmal 300 Liter verlustiert hat,
vom üppigen Verbrauch noch weniger geschockt werden als seinem Niveau
entspricht.