Großbritannien
versucht seit Monaten, weltweit die Betreiber von Infrastruktureinrichtungen
mit der anglo-amerikanischen
Asset Management-Philosophie zu beglücken. Die aus der
britischen und US-amerikanischen Bankenszene stammende Asset Management-Ideologie
besagt zugespitzt, dass ich meine Anlagen nur soweit ertüchtige,
dass sie gerade nicht zusammenbrechen, um eine möglichst hohe
Rendite zu erwirtschaften. Im Extremfall werden die Anlagen auf Verschleiß gefahren – bzw.
so viele toxische Finanzprodukte kreiert, bis einem das Weltfinanzsystem
um die Ohren fliegt.
Wie
sich die deutschen Wasserwerker in internationalen Normungsgremien
abstrampeln, um eine Überstülpung der Asset
Management-Ideologie auf die Wasserver- und Abwasserentsorgung zu verhindern,
beschreibt der GELSENWASSER-Mitarbeiter HORST SCHLICHT in dem Aufsatz „Asset
Management für die Wasserver- und Abwasserentsorgung - aktueller
Stand zur ISO-Normung“ in der ENERGIE WASSER PRAXIS 5/11, S.
59 – 65.
Nachdem
sich vor zwei Jahren auf der Ebene des Europäischen Normungsinstituts
(CEN) und der Internationalen Normungsorganisation (ISO) abgezeichnet
hatte, dass die Erarbeitung von Asset Management-Norm nicht zu verhindern
sein wird, setzten sich deutsche Wasserwerker an die Spitze der
Bewegung und drückten mit Hilfe der Kollegen in Österreich
und in der Schweiz einen Normentwurf durch, der den Schwerpunkt auf
eine nachhaltige
Bewirtschaftung der Infrastruktureinrichtungen in der Wasserver-
und in der Abwasserentsorgung legte. Es wurde damit in dem ISO-Entwurfsdokument „Guideline
for the Infrastructure Asset Management (IAM) of drinking water
and waste water systems“ klargestellt, dass diese Infrastruktureinrichtungen
eben nicht mit kalkuliertem Risiko am Rande des Verschleißes
gefahren werden dürfen.
Der
britischen Normungslobby war es dann aber in der ISO gelungen, eine
Mehrheit dafür zu gewinnen,
dass es einer Asset-Management-System-Norm bedürfe, die alle
Infrastruktureinrichtungen
umfassen müsse – von der Wasserversorgung über
das Facility-Management bis zum Betrieb von Autobahnnetzen, auch
Schulen, Krankenhäuser und Flugplätze würden dem Geltungsbereich
dieser Norm unterworfen.
Die
Wasserwerker aus Deutschland, Österreich
(Austria) und der Schweiz (Conföderation Helvetia) (= DACH-Länder)
versuchten zumindest die Wasserver- und Abwasserentsorgung aus dem
Anwendungsbereich der geplanten ISO PC 251-Norm herauszuhalten. Der
Versuch misslang. Jetzt
gilt es, zu retten, was noch zu retten ist. (Mehr zum Asset-Management
in der Wasserwirtschaft in den BBU-WASSER-RUNDBRIEFEN Nr. 968/Seite
3, 932/1, 901/1, 892/1-2 und 870/1.)