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aktualisiert:
23. Dezember
2011

 

 

 

 

 

 

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WasserInBürgerhand!

BBU-Wasserrundbrief, 14.12.2011

 

„Kein Fracking in Bergbaugebieten!“

 

Durch die Fracking-Debatte (s. RUNDBR. 977/2) sind auch erneut die „Ewigkeitsfolgen“ des deutschen Steinkohlebergbaus (siehe nächste Notiz) in die Diskussion geraten. Zwar werden auch im tiefen Untergrund des Ruhrgebiets lukrative „unkonventionelle Erdgasressourcen“ vermutet. Weil aber der Kohlebergbau den Untergrund des Ruhrgebietes wie einen Schweizer Käse durchlöchert hat, wäre dort ein Fracking besonders riskant.

Durch die Schächte und die Stollen zum Abbau der Kohleflöze sind zahlreiche „Wasserwegsamkeiten“ geschaffen worden. Wenn in Folge havarierter Fracking-Bohrungen wassergefährdende Bohremulsionen in das weitverzweigte Stollensystem geraten sollten, wären weiträumige Belastungen des Tiefengrundwassers nicht einmal das Schlimmste. Denn die Wässer in den kryptischen Stollensystemen sind ohnehin stark mineralisiert – also stark salzhaltig und aufgrund von Altlasten auf Grund des Kohleabbaus eh von fragwürdiger Wasserqualität. Für die Trinkwasserversorgung werden aber Probleme erwartet, wenn der Kohlebergbau spätestens im Jahr 2018 völlig eingestellt wird.

Derzeit geht man davon aus, dass dann die Wasserhaltungsmaßnahmen zurückgefahren werden können. In Schächten und Stollen, die nicht jetzt schon unter Wasser stehen, würde es bei der Drosselung der Pumpen zu einem Anstieg des Wassers kommen. Möglicherweise steigt dann das Wasser bis zu den Ausgängen längst aufgegebener Stollen aus den Anfängen des Kohlebergbaus im Ruhrgebiet. Wenn über diese „Stollenmäuler“ fracking-kontaminiertes Wasser in die Ruhr laufen würde, wäre die Trinkwassergewinnung aus der Ruhr bedroht. Um jedes Risiko in diese Richtung auszuschließen, hat der Bundesverband der Deutschen Energie- und Wasserwirtschaft jetzt gefordert, dass in Kohlebergbaugebieten die Erkundungsbohrungen („Exploration“) von Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten „unter dem Einsatz von Fracking grundsätzlich untersagt“ werden müssen.



Ewigkeitsfolgen des Ruhrkohlebergbaus:
Pumpen auf alle Zeiten
 

Derzeit ist immer noch unklar, bis zu welchem Niveau man das Grundwasser nach dem Auslaufen des aktiven Kohlebergbaus in den Stollen und Schächten wieder ansteigen lassen kann. In den letzten Jahren wurden zum Trockenhalten der Gruben fast 100 Mio. Kubikmeter Sümpfungswässer pro Jahr aus den Stollensystemen gepumpt und in den Rhein, die Lippe, die Emscher und die Ruhr eingeleitet. [Zum Vergleich: Der jährliche Wasserbedarf einer 220.000 Einwohner-Stadt wie Freiburg liegt bei etwa 13 Mio. Kubikmeter.]

Wie weit ein Grubenwasseranstieg künftig toleriert werden kann, hängt von zahlreichen Aspekten ab.

  • U.a. könnte ansteigendes Grundwasser Methangase nach oben drücken, die sich in den Stollen angesammelt haben. Wenn Methangas in Keller eindringt, kann es dort zur Explosionsgefahr kommen.
  • Wenn ansteigendes Grundwasser das Deckgebirge (die oberflächennahen Gesteinsschichten) vernässt, muss mit unkontrollierbaren Bodenhebungen und –bewegungen gerechnet werden.
  • Mehr als bedenklich wäre es auch, wenn ansteigendes Grubenwasser in Altlasten eindringen und kontaminierte Standort auslaugen würde.
  • Und auf keinen Fall dürfen in den Bergsenkungsgebieten die Polder mit Grundwasser volllaufen. Die künstlich entwässerten Polderflächen erstrecken sich im Ruhrgebiet über eine Fläche von nahezu 1.000 ha.
  • Vor allem im südlichen Ruhrgebiet, wo der Kohlebergbau seinen Anfang genommen hat, wurden von der Bergbehörden insgesamt 11.500 verlassene Tagesöffnungen (Schächte, Stollenmundlöcher) registriert. Wenn dort Grubenwasser unkontrolliert auslaufen sollte, wäre eine Belastung der „Vorfluter“ zu befürchten.

Auf Grund aller dieser Gefahrenmomente ist man vermutlich dazu verdammt, bis in alle Ewigkeit die Pumpen zur Grundwasserhaltung weiterlaufen zu lassen – deshalb spricht man von den „Ewigkeitslasten“ des Kohlebergbaus. Somit könnten auch bei einem Weiterbetrieb der Grundwasserhaltungsmaßnahmen Fracking-Havarien zu bedrohlichen Situationen führen. Denn zur Gewährleistung der Wasserhaltung in den Gruben werden bis zu 35 Mio. Kubikmeter Sümpfungswässer direkt in die Ruhr gepumpt. Die Trinkwassergewinnung aus der Ruhr wäre zumindest erschwert, wenn diese Sümpfungswässer auch noch mit giftigen Fracking-Fluiden belastet wären.


Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF berichtet regelmäßig über die Angriffe auf die kommunale Daseinsvorsorge. Interessierte können kostenlose Ansichtsexemplare anfordern.

 

 
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