Seit
dem 1. April 2012 können bei der EU-Kommission EU-Petitionen eingereicht
werden. Mit dem Instrument einer Europäischen Bürgerinitiative
kann die EU-Kommission zu legislativen Initiativen angeregt werden – vorausgesetzt,
dass die EU-Petition von mindestens einer Million Menschen in der EU
digital oder handschriftlich unterschrieben wird.
Der
Verband der europäischen
Dienstleistungsgewerkschaften (EPSU) hat als einer der ersten Initianten
die Gelegenheit genutzt - und eine EU-Petition für ein Menschenrecht
auf Wasser gestartet (s. RUNDBR. 983/1).
Mit dem untenstehenden Text soll die EU-Kommission veranlasst werden,
dem Wasserkommerz ein Ende
zu bereiten.
Ferner
wird die Kommission in der Petition dazu aufgefordert, in der EU und
darüber hinaus dafür einzutreten, dass den
Menschen ein tatsächlich trinkbares Trinkwasser
sowie ein hinlänglicher
Zugang zu sanitären Einrichtungen zur Verfügung gestellt
wird. Hingewiesen wird darauf, dass vor allem in den osteuropäischen
Staaten zwei Millionen Menschen über keine akzeptablen
sanitären
Einrichtungen verfügen.
Die
Kernbotschaft der Petiton: Das Menschenrecht auf Wasser und sanitäre
Grundversorgung ist unvereinbar mit einer Liberalisierung und Privatisierung
der Wasserver- und Abwasserentsorgung.
Wenn
die EU-Kommission die formale und inhaltliche Übereinstimmung
mit den rechtlichen Vorgaben für eine EU-Petition anerkannt
hat, soll nach bisheriger Planung die Sammlung der Unterschriften
im Juni
2012 anlaufen.
Die
Initianten der EU-Petition sind sich bewusst, dass auch bei einem deutlichen Überschreiten
des Limits von einer Million Unterschriften die EU-Kommission
rechtlich
nicht gezwungen
werden kann, die Initiative zu folgen. EPSU will mit der
Initiative aber ein Zeichen setzen, um in der Kommission
und in der EU-Politik
Denkprozesse anzustoßen sowie in den Medien die
europäischen
Wasserpolitik EU-weit zum Thema zu machen.
Am
21. Juni 2012 soll ein EU-weiter Aktionstag in bis
zu 50 Städten
der EU stattfinden, um das Bürgerbegehren zu popularisieren – vor
allem in Städten
mit spektakulärer Wasserkultur und –architektur
sind Fotoshootings geplant. Die Fotos sollen dann in
Brüssel
zusammengestellt und gepostet werden.
Internet-Infos
zur EU-Petition finden sich auf
www.right2water.eu/de
Der
Textvorschlag zur Europäischen Bürgerinitiative
in der Fassung vom 26.03.12
Wasser
und sanitäre Grundversorgung
sind ein Menschenrecht!
Wasser
ist ein öffentliches Gut und keine Handelsware!
Wir fordern die Europäische Kommission zur Vorlage eines
Gesetzesvorschlags auf, der das Menschenrecht auf Wasser
und sanitäre Grundversorgung entsprechend der Resolution
der Vereinten Nationen durchsetzt und eine funktionierende
Wasser-
und Abwasserwirtschaft als existenzsichernde öffentliche
Dienstleistung für alle Menschen fördert.
Diese
EU-Rechtsvorschriften sollen die Regierungen der Mitgliedsstaaten
dazu verpflichten, für alle Bürger und Bürgerinnen
eine ausreichende Versorgung mit sauberem Trinkwasser
sowie eine sanitäre Grundversorgung sicherzustellen.
Wir stellen nachdrücklich folgende Forderungen:
-
Die
EU-Institutionen und die Mitgliedstaaten haben die Aufgabe,
dafür zu sorgen, dass alle Bürger und Bürgerinnen
das Recht auf Wasser und sanitäre
Grundversorgung haben.
-
Die
Versorgung mit Trinkwasser und die Bewirtschaftung der
Wasserressourcen darf nicht den Binnenmarktregeln
unterworfen werden. Die Wasserwirtschaft
ist von der Liberalisierungsagenda auszuschließen.
-
Die
EU verstärkt ihre Initiativen, einen universellen
Zugang zu Wasser und sanitärer
Grundversorgung zu erreichen.
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