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17. April 2013

 

 

 

 

 

 

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WasserInBürgerhand!

BBU-Wasserrundbrief, 1.4.2013

 

Super! Kollektiver BigFlush
zur Kanalnetzspülung

 

Neben dem Disput über den Entwurf für eine EU-Dienstleistungskonzessionsrichtlinie (s. RUNDBR. 1007 und 1009) treibt derzeit kaum ein Thema die Wasser- und Abwasserwerker so um, wie die eskalierenden Negativfolgen des „Wassersparens“: Mehr oder weniger stagnierendes Wasser in den Trink-wasserleitungen führt zu Qualitätseinbrüchen bei der Trinkwassergüte – und in den Kanalisationen bleiben die Knödel liegen (s. RUNDBR. 984/1, 952/ 2, 856/3-4). Der sich bildende Faulschlamm setzt immer mehr Faulgase frei. Die giftigen Faulgase bedeuten nicht nur eine ständige Gefährdung der Kanalarbeiter; die Faulgase führen auch zu wachsenden Geruchsbelästigungen aus immer mehr Gullys. Darüber hinaus kommt es wegen der Faulgase in einer stetig zunehmenden Zahl von Kanalisationen zur biogenen Schwefelsäurekorrosion: Der Beton der Röhren zerbröselt zusehends (s. 745/3-4, 623/3-4, 421/2, 402/3-4).

Besonders gravierend sind diese Probleme in den ostdeutschen Bundesländern, wo der Pro-Kopf-Wasserbedarf noch ein Mal niedriger liegt als in den meisten westdeutschen Regionen. Hinzu kommt die Entvölkerung ganzer Regionen, wo in vielen Dörfern, Klein- und Mittelstädten die Bevölkerung seit der „Wende“ um ein Viertel zurückgegangen ist - und wahrscheinlich in den nächsten 20 Jahren noch ein Mal ein Viertel der Bevölkerung wegsterben oder abwandern wird.

In Mecklenburg-Vorpommern will man jetzt das Desaster im Kanalrohr nicht mehr tatenlos hinnehmen. Um die Spülwirkung in den Kanalisationen wieder zu verstärken, hat das Schweriner Umweltministerium die Bevölkerung zum 1. April unter dem Motto „BigFlush“ zur kollektiven Sitzung aufgefordert: Alle, die ihre drängenden Bedürfnisse zeitgenau steuern können, sollen sich ab sofort immer fünf Minuten vor zwölf zur großen Sitzung begeben. Wenn dann gegen 12 Uhr die Klospülung betätigt wird, kann durch den BigFlush mit einer anschwellenden Abwasserflut gerechnet werden.

Die Planer in der Wasserwirtschaftsabteilung des Umweltministeriums in Schwerin gehen davon aus, dass der Big Flush um 12 Uhr dicke ausreichen wird, um alle Faulschlammablagerungen in den Kanalisationen in Richtung Kläranlage wegzuspülen. Voraussetzung für den befreienden Spülstoß ist allerdings, dass sich mindestens 50 Prozent der Bevölkerung an der großen Sitzung beteiligt. Die Big Flush-Planer in Schwerin sind zuversichtlich, dass dieses Limit erreicht wird, da viele in der DDR groß gewordenen Bewohner noch Kollektivaktionen gewohnt sind – vom gemeinsamen Subbotnik bis zu den Massendemos zum 1. Mai oder zu ERICH HONECKERS Geburtstag. Und außerdem: Je mehr Menschen sich am kollektiven Big Flush beteiligen, desto geringer kann der Anstieg der - in Mec-Pomm ohnehin besonders hohen - Abwassergebühren gehalten werden. Denn je größer der Kanal-Tsunami um 12 Uhr, desto mehr Geld lässt sich bei Kanalwartung, - sanierung und –rückbau sparen.

Einzig die FDP hat sich bislang gegen den BigFlush ausgesprochen: Die Idee der großen Koalition von SPD und CDU unter Führung des Ministerpräsidenten ERWIN SELLERING (SPD) sei ein beispielloser Angriff auf die individuellen Freiheitsrechte – und das ausgerechnet bei einem der intimsten menschlichen Bedürfnisse.

Weitere Auskunft zur ansonsten beispielgebenden BigFlush-Initiative aus Deutschlands Nordosten:
Umweltministerium Mecklenburg-Vorpom.
Abteilung 4 - Wasser und Boden
Paulshöher Weg 1
19061 Schwerin
Tel.: 0385/588-6040; Fax: -6042
E-Mail: u.hennings@lu.mv-regierung.de


Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF berichtet regelmäßig über die Angriffe auf die kommunale Daseinsvorsorge. Interessierte können kostenlose Ansichtsexemplare anfordern.

 

 
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