Eine
schadstofftriefende Grundchemikalien-Industrie findet in
Deutschland nicht mehr statt. Die deutschen Chemie- und
Pharma-Multis kaufen Grund- und Massenchemikalien auf dem
Weltmarkt – und zwar immer dort, wo die Preise gerade
am günstigsten sind. In der Regel schlagen die Schnäppchenjäger in China und Indien zu. Die
Folge: Während bei uns die Flüsse immer sauberer
werden, spotten sie in China und Indien vielerorts jeder
Beschreibung.
Der
erfolgreiche Export von Umweltschmutz könnte sich jetzt
im Hinblick auf die Spurenstoffeliminierung wiederholen:
Den biologisch schwer abbaubaren Mikroverunreinigungen (beispielsweise
Pharmawirkstoffe) will man hierzulande mit 4. Reinigungsstufen zu
Leibe rücken. Die Verfahren der Wahl bei der Spurenstoffeliminierung
sind entweder die energieträchtige Ozonierung oder
der Einsatz von Aktivkohle. Und Aktivkohle für unsere
Kläranlagen wird größtenteils aus China
und Indien importiert. Die
Aktivierung von Steinkohle und
Holzkohle zu Aktivkohle ist in den Herkunftsländern
mit schwerwiegenden Umweltbelastungen verbunden. Die Luftbelastung– beispielsweise
durch Feinstaub – macht die Menschen in China und
Indien krank.
Der
Skandal im Skandal: Jetzt wird die Aktivkohle in Deutschland knapp
und die Preise für Aktivkohle gehen durch die Decke – obwohl
es in China und Indien Kohle ohne Ende gibt. Die hiesigen
Importeure und Händler erwarten, dass mit dem angestrebten
Bau von 4. Reinigungsstufen die Nachfrage nach Aktivkohle
stark anziehen wird. Um die Preise noch weiter nach oben
zu treiben, wird seitens der Importeure das Angebot seit
einiger Zeit künstlich verknappt.
Um diese
Machenschaften könnten sich Bundeskartellamt und
Monopolkommission kümmern – anstatt immer neue
Vorstöße zur „Liberalisierung“ der
Wasserwirtschaft zu unternehmen. Und vielleicht überlegt sich
der eine oder andere Unternehmer, ob sich bei
dem hohen Preisniveau die Herstellung von Aktivkohle–
trotz hoher Umweltstandards – auch wieder in Deutschland lohnen könnte. -ng-