aktualisiert:
19. Juli 2014
|
Nachrichten |
|
|
WasserInBürgerhand!
|
BBU-Wasserrundbrief, 3.7.2014
Klimawandel in Ecuador:
Eskalierender Wasserstress
|
|
Der Klimawandel in der Andenregion führt auch
in Ecuador zur Ausdehnung von Dürre und Wassermangel. Damit werden die ohnehin schon zahlreich vorhandenen Wasserkonflikte weiter verschärft. Problematisch ist insbesondere der Mangel
an Bewässerung im kleinbäuerlichen Sektor. Zwei
Drittel der Landwirtschaftsbetriebe weisen weniger
als fünf Hektar Fläche auf. Kritisch ist außerdem die
extrem ungleiche Verteilung des Wassers. Die meisten
Plantagen
rauben
einen
großen
Teil
des
kostbaren Nasses aus öffentlichen Bewässerungskanälen
oder Flüssen, für den Rest zahlen sie lächerlich geringe Summen.
An diesem Water-Grabbing hatte
auch die neue Verfassung aus dem Jahr 2008 mit
ihrem Verbot der Wasserprivatisierung nichts geändert.
Als Folge der neuen Verfassung war auch eine
Bestandsaufnahme aller Wasserkonzessionen für
die kommenden zwei Jahre vorgesehen worden.
Das ist aber nur unzureichend umgesetzt worden.
|
Ecuador/Páramo:
Vom Versiegen der Andenflüsse
|
|
Viele der Wasserquellen in Ecuador werden aus
dem Páramo gespeist. Das ist eine in etwa 3.500
Meter Höhe liegende äußerst karge Vegetationsform, die so gut wie keinen Ackerbau zulässt.
Gleichwohl funktioniert der Páramo wie ein
Schwamm: Das Regenwasser, aber auch die Nebeltropfen
verfangen
sich
in
den
Gräsern,
laufen
an
ihnen hinab und werden von den Wurzeln gehalten.
Dieser Schwamm trocknet allerdings jedes Jahr
mehr und mehr aus – was auf den Klimawandel zurückgeführt wird, der sich in den Hochlagen der Anden besonders stark bemerkbar macht.
Zum anderen lässt sich die Dürre aber auch auf nicht angepasste Beweidungspraktiken zurückführen: Die im
Páramo lebenden Kleinbauern halten sich Kühe,
Schafe und vereinzelt auch noch Lamas oder Alpakas. Mit dem Abweiden des Graslandes kommen
diese Hufer aber kaum über die Runden. Denn das
verstrohte Gras enthält so gut wie keine Proteine.
„Die Bauern setzen daher regelmäßig den
Páramo in Brand, um ihren Tieren das proteinreichere, frische Gras mit den jungen Trieben zu
gönnen. Je mehr abgebrannt wird, desto weniger
Wasser verfängt sich in den Halmen, um in den
Wurzeln gespeichert zu werden. So ist der
Páramo im Laufe der Jahre allmählich ausgedörrt.
Hinzu kommt, dass die landwirtschaftlich genutzten Felder, direkt an den Abhängen liegen. Die
schweren Tiere trampeln das Gras platt und zerstören dadurch den Boden. Es kommt zur Erosion, Teile des Untergrundes rutschen ab und das
Feld ist als Wasserreserve unbrauchbar geworden.“
Das Abflussvolumen der Flüsse und Bäche auf der
pazifischen Seite der Anden ist dehalb in den letzten
25 Jahren drastisch zurückgegangen. Damit kommt
auch die Wasserversorgung in den dicht besiedelten
Tallagen in Gefahr.
|
Ecuador/Páramo:
Kleinbauern zu Wasserhütern
|
|
Der Raubbau im Pàramo ist eine späte Folge der
Jahrhunderte zurückliegende Eroberung des südamerikanischen Kontinentes: Die spanischen "Conquistadores" hatten sich die "guten, brauchbaren" Flächen unten im Tal gesichert. Die Indigenen wurden immer weiter in die unwirtliche Bergwelt vertrieben. Hinzu kommt die Realteilung, die von Generation
zu
Generation
zu
immer
kleineren
Feldern
führt.
Deshalb kümmert sich die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) im Pároma u.a.
um die Neuordnung der kleinparzellierten landwirtschaftlichen
Nutzflächen –
um
damit
zum
einen,
das weitere Austrocknen zu verhindern und zum anderen, um die Armut der Páramobewohner zu verringern. Die GIZ versucht Lösungen zu finden, die sowohl die Lebensbedingen im unwirtlich kalten und
kargen Páramo verbessern und zugleich den
Páramo als Wasserreservoir für die bevölkerungsreichen Tallagen erhalten. Beide Interessen soll der "Plan de Manejo Páramo" auf einen Nenner bringen.
Der Plan war von drei große, indigenen Organisationen mit Beratung der GTZ-Mitarbeiter erarbeitet
haben worden. Die Idee war, dass sich die drei Organisationen verpflichten, einen Teil ihres Landes,
das im hochgelegenen Naturschutzgebiet Páramo
liegt, unbearbeitet zu lassen – um dort die
(Grund)Wasserneubildung wieder zu intensivieren.
Im Gegenzug sollte das Land, das die Indigenen
weiter unten besitzen, durch besseres Saatgut optimal genutzt werden. Zusätzlich wurde ihnen Beratung in Sachen professioneller Milchwirtschaft angeboten.
Nachdem 2010 die ersten beiden Dorfgemeinschaften mit diesem Verfahren ihren Lebensstandard sichtbar verbessern konnten, haben jetzt
weitere Dorfgemeinschaften nach anfänglich großer
Skepsis ihr Interesse an einer Mitwirkung bekundet.
|
Wasserschutz im Páramo:
Städter sind zahlungsunwillig |
|
Finanziert wird das Projekt durch einen Fonds, der
sich zum einen aus internationalen Entwicklungshilfegeldern
speist,
in
dem
zum
anderen
auch
die
Provinzregierung, die Elektrizitätswerke und das regionale Wasserwerk einzahlen. Von den Zinsen werden
die
Projekte
finanziert
und
u.a.
Saatgut
und
Beratung
bezahlt.
In
Zukunft
soll
dieser
Fonds
auch
zur Förderung der ökologischen Landwirtschaft und zur
Umwelterziehung genutzt werden. Vor allem bei den
Städtern ist noch viel Aufklärungsarbeit von Nöten.
Die von den Wasserschutzgebieten im Páramo profitierenden Städter halten es für selbstverständlich,
dass sie ihr Wasser bekommen und im Grunde genommen, nichts dafür tun müssen. In der Provinz
Tungurahua erhebt das Wasserwerk deshalb keinen
extra "Wassercent" oder ähnliche besondere Abgaben, die der Verbraucher zahlen muss, um sich am
Schutz des Páramo zu beteiligen.
Mehr Infos über
das giz-Páramo-Projekt:
http://www.biodiversityday.info/index.php?id=20
Und noch viel mehr Infos und Fotos zur Sicherstellung der (Grund-) Wasserneubildung im Páramo
findet man, wenn man „giz ecuador paramo“ in eine
Suchmaschine eingibt.
|
Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF berichtet
regelmäßig über die Angriffe auf die kommunale Daseinsvorsorge.
Interessierte können kostenlose Ansichtsexemplare anfordern.
|
|
|
|
Zurück
zur Startseite |
|