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21. Januar 2015

 

 

 

 

 

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WasserInBürgerhand!

 

 

Gerald Rollet ist tot

Ihn trennen Welten von einem Ronald Pofalla und den anderen Bahn- und Wasser-Privatiers. Er war ein unermüdlicher Aktivist gegen „Stuttgart 21“, gegen die Privatisierung der Bahn und gegen die Privatisierung der öffentlichen Wasserversorgung.

Mit seinem verschmitzten Charme – er war geborener Wiener -  stellte er sich selbst immer als Mitglied des CdA vor – dem „Club der Achzigjährigen“. Der CdA war eine höchst aktive Rentnergang in Stuttgart. Als Rentner habe man viel Zeit, sagte der pensionierte Leiter der  Studienberatung aller Stuttgarter Hochschulen. Mit seinen Kolleginnen und Kollegen von der Rentnergang steckte Gerald Tausende von Flugblättern für die Rekommunalisierung der Stuttgarter Wasserversorgung in die Brie­kästen. Damit legte der CdA den Grundstein für den erfolgreichen Bürgerentscheid zur Rekommunalisierung der Wasserversorgung in der baden-württembergischen Hauptstadt.

Gerald hatte sich auch im bundesweiten Bündnis „Wasser in Bürgerhand“ (WiB) engagiert. Ein besonderes Anliegen für Gerald war es, die westdeutsche und die ostdeutsche Wasserszene zusammenzuführen. Während die westdeutsche Wasserszene für die staatliche Daseinsvorsorge kämpfte, erlebten die ostdeutschen Wasseraktivisten die öffentliche Daseinsvorsorge als Staatsgewalt, die den Anschluss- und Benutzungszwang rigoros durchsetzte. Im Jahr 2008 brachte Gerald Tausende von CDs mit dem Video „Tatort Briesensee“ unter das Volk. Der Zehnminutenfilm zeigte, wie im brandenburgischen Briesensee eine Polizeiarmada Haus und Grundstück der Lehrerin Doris Gröger überrannte, um deren Pflanzenkläranlage stillzulegen. Die stellver­tretende Ortsbürgermeisterin sollte an den Kanal gezwungen werden. Nicht nur für Gerald war das brachiale Einschreiten der Staatsgewalt besonders widersinnig, weil fünf Jahre zuvor Frau Gröger für ihre gut funktionierende Pflanzenkläranlage den brandenburgischen Landesumweltpreis verliehen bekommen hatte.

Gerald selbst hatte zu seinem 80sten seine Arbeitsschwerpunkte mit  „Organisieren (Planung bis hin zur Logistik), Struktur, Strategie“ umschrieben – allesamt Themenfeld, die nach seiner Einschätzung in der Bürgerbewegung „völlig unterbelichtet“ waren. Der Enthusiasmus und das Engagement von Gerald waren in vielerlei Hinsicht beeindruckend.

Für mich besonders eindrucksvoll war sein Flug in einem Ultraleichtflugzeug: Weil ein Termin in der ostdeutschen Pampa länger als geplant gedauert hatte, bekam er nicht mehr seinen Zug nach Berlin, um dort den ICE für den nächsten Termin in Stuttgart zu erreichen. Obwohl schon weit in den 80ern, nahm er sofort das Angebot wahr, als Copilot in einem Ultraleichtflugzeug nach Berlin zu fliegen, wo er dann tatsächlich noch den gebuchten ICE erreichte.

Am 17. Januar 2015 ist Gerald mit 89 Jahren gestorben.

Nikolas Geiler
im Namen von "Wasser in Bürgerhand!"

Mehr zum Lebenslauf von Gerald Rollet unter www.mgriepentrog.de/wasser/gerald.html 

 

 

 
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