Der neue Global Nutrition Report 2015 (GNR), ein von zahlreichen und unabhängigen Experten verfasster Bericht zum Stand der Welternährung, beweist großen Handlungsbedarf, um Mangelernährung weltweit zu bekämpfen. Der GNR zeigt, dass weltweit 164 Millionen Kinder unter 5 Jahren aufgrund von unzureichender Ernährung unterentwickelt sind. Die betroffenen Kinder werden häufiger krank, teilweise sterbenskrank. Ihre kognitiven und motorischen Fähigkeiten sind oft eingeschränkt. Die langfristigen Folgen sind häufig schlechtere Schulleistungen, Arbeitsunfähigkeit sowie ein geringeres Einkommen.
Das Entscheidungsorgan der WHO, die World Health Assembly WHA, hat daher für das Jahr 2025 Ziele zur Verbesserung der Welternährung formuliert. So soll unter anderem die Anzahl der unterentwickelten Kinder unter fünf Jahren bis 2025 um 40 Prozent reduziert werden. Um diese Ziele der WHA zu erreichen, sind viele Aufgaben zu erledigen. Nur wenige Entwicklungsländer sind zur Erreichung dieser Ziele auf Kurs. Es gilt entsprechend auch für die Entwicklungsorganisationen effektivere Konzepte zu entwickeln, die die Ernährung der Bevölkerung verbessern.
Als ein neues Konzept rückt zunehmend der Zusammenhang von Wasser- und Sanitärversorgung sowie Hygiene (WASH) mit dem Ernährungszustand in den Fokus. Durch schlechte hygienische Bedingungen erhöht sich demnach die Übertragungsrate von Infektionen wie Diarrhö und pathogenen Nematoden (Fadenwürmer) drastisch. Wiederholen sich diese Krankheiten bei einem Kleinkind, kann der Darm verkümmern und sich die Nährstoffaufnahme verschlechtern. Das führt wiederum zu den benannten Entwicklungsstörungen. Nach OLIVER CUMMING, Dozent an der London School of Hygiene & Tropical Medicine, lassen sich 25 Prozent dieser Entwicklungsstörungen allein auf Diarrhö zurückführen.
Um den Zusammenhang zwischen WASH und Ernährung aufzuzeigen und eine Kooperation zwischen Entwicklungshelfern der beiden Themenbereiche zu fördern, wurde durch das WASH Netzwerk ein WASH Nutrition Forum ins Leben gerufen. Die Veranstaltung fand vom 11.-12. November 2015 in den Räumlichkeiten der Deutschen Welle in Bonn statt. Hierzu kamen internationale Vertreter der kirchlichen, staatlichen und nicht-staatlichen Entwicklungsorganisationen, Politiker, Geldgeber und Fachleute zusammen.
THILO PANZERBIETER, Vorsitzender des deutschen WASH-Netzwerks, sprach eingangs von einem denkwürdigen Treffen, das bis dato einzigartig sei. Zu den Referenten zählten unter anderem Prof. LAWRENCE HADDAD, der als Ko-Vorsitzender des GNR, den neuesten Bericht vorstellte, OLIVER CUMMING, der die Synergieeffekte von WASH und Ernährung beschrieb. BRUCE GORDON, Koordinator für Wasser-, Sanitärversorgung, Hygiene und Gesundheit der WHO, machte darauf aufmerksam, dass vor allem die Ärmsten der Armen durch bisherige Projekte nicht erreicht worden sind und künftige Anstrengungen hier verstärkt werden müssten. In diesem Zusammenhang zitierte er das Sustainable Develope-ment Goal (SDG) 6 der UN, nach dem bis 2030 allen Menschen Zugang zu WASH ermöglicht werden muss.
Auch Regierungsvertreter von Südsudan und Burkina Faso berichteten über eigene Initiativen, um WASH und Ernährung zu verbessern. Vertreter verschiedener Entwicklungsorganisationen berichteten über ihre Arbeit, Ergebnisse und analysierte Probleme.
Das Forum ermöglichte es den Teilnehmenden sich mit Schlüsselakteuren in den Gebieten WASH und Ernährung zu vernetzen. Das WASH-Netzwerk strebt eine Neuauflage des Forums an, um die Zusammenarbeit weiter zu verbessern und somit den Weg zu einer effizienteren Entwicklungsarbeit zu ebnen.
Weitere Informationen zum Zusammenhang von miserabler Trinkwasserqualität, unzureichender Sanitäranlagen, mangelnder Hygiene und schlechtem Ernährungszustand gibt es auf:
http://www.washnet.de/bonn-wash-nutrition-forum-2015/
http://www.who.int/nutrition/global-target-2025/en/
https://sustainabledevelopment.un.
org/?menu=1300
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