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10. Februar 2016

 

 

 

 

 

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WasserInBürgerhand!

BBU-Wasserrundbrief, 17.12.2015

19. Nov. 2015: Welttoilettentag
Schluss mit dem Tabu!

 

Der tägliche Toilettengang ist für jeden Deutschen alltäglich - ein ganzes Jahr Lebenszeit wird hierfür investiert - und dennoch ist dieses Thema ein Tabu. Dabei muss über die Toilette gesprochen werden.

Jeder Dritte Mensch hat keinen Zugang zu sauberen Sanitäranlagen, fast eine Milliarde Menschen defäkieren im Freien. Acht von zehn Krankheiten und Seuchen, wie Diarrhö und Cholera, lassen sich auf mangelnde Sanitärversorgung zurückführen. Die Zahlen sind belastend, Entwicklungshelfer sprechen von einer sanitären Krise.

Dennoch wurde das Ziel der UN bis 2015 die Zahl der Menschen ohne Sanitäranschluss zu reduzieren um 700 Millionen verfehlt. Dabei hat sich in den Entwicklungsländern eine Kluft zwischen den armen und reichen Bevölkerungsteilen aufgebaut. „Die Ärmsten der Armen, die untersten 20 Prozent, wurden nicht erreicht“, so ARNE PANESAR, Projektleiter bei der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ). Grund ist oftmals die mangelnde Bereitschaft in den Bau von Toiletten und in Aufklärungskampagnen zu investieren. Desweiteren sieht ROBERT GENSCH, Projektkoordinator der German Toilet Organization (GTO), die mangelnde Bereitschaft der lokalen Politik, sich mit diesem Thema zu beschäftigen, als eines der Hauptprobleme für die schleppende Entwicklung.

Damit in der Öffentlichkeit Toiletten thematisiert werden, hat die World Toilet Organization (WTO) den World Toilet Day ins Leben gerufen. Seit 2001 wird dieser Tag am 19. November jeden Jahres begangen und ist seit 2013 von den UN offiziell anerkannt. Weltweit werden hierzu „Urgent Runs“ organisiert, um auf den drängenden Missstand aufmerksam zu machen. Dieses Jahr stand unter dem Motto „Bessere Sanitärversorgung für bessere Ernährung“, um den Zusammenhang des Gesundheitsrisikos durch unzureichende Hygiene mit der Mangelernährung zu betonen.

In diesem Jahr wurden durch die UN die nachhaltigen Entwicklungsziele (SDG) verabschiedet. Die UN haben den Anspruch bis 2030 jedem Menschen den Zugang zu nachhaltigen Sanitärsystemen und Wasser zu ermöglichen. Nur wenn die Toilette kein Tabu mehr ist, können die Probleme erfolgreich angegangen und die UN-Ziele erreicht werden.

Weitere Informationen:

http://www.un.org/en/events/toiletday/https://sustainabledevelopment.un.org/?menu=1300

-am-

ISO-Abstimmung über Einfach-Toiletten
im ländlichen Raum

 

Die Arbeitsgruppe 8 (WG 8) im Technischen Komitee (TC) 224 der Internationalen Standardisierungs-Organisation (ISO) legt aktuell ihren DIS 24521 (Standardentwurf) zur einfachen, dezentralen Abwasserbewirtschaftung („basic on-site domestic wastewater services“ s. RUNDBR. 1075/4) den nationalen Normungsinstituten (z.B. DIN) zur Abstimmung vor. Seitens der nationalen Institute soll entschieden werden, ob der aktuelle Entwurf in einen FDIS (endgültigen Standardentwurf), der letzten Vorstufe zum Internationen Standard, überführt werden soll.

Ziel der Norm ist es, Planung, Bau und Betrieb von dezentralen Abwassersystemen zu standardisieren, bzw. Handlungsanweisungen geben zu können. Auch wenn moderne Verfahren wie Unterdrucktoiletten im Entwurf genannt werden, liegt der Fokus auf einfachen Systemen, die leicht zu nutzen und zu warten sind. Durch die Standardisierung soll die Sicherheit und Gesundheit von Nutzern und Wartungspersonal sichergestellt werden. Nachhaltigkeit und Umweltschutz sollen durch Trennsysteme und geordnete Aufbereitung sowie durch die Nutzung der Stoffströme (etwa in der Landwirtschaft) erreicht werden.

Der Entwurf nimmt dabei zu umwelttechnischen Aspekten wie der Grundwassersicherheit bei Komposttoiletten Stellung und gibt konkrete Handlungsanweisungen. Ebenso liegt auch ein Augenmerk auf der Kooperation der Planer und Erbauer mit der lokalen Bevölkerung. Durch Maßnahmen wie Schulungen soll sichergestellt werden, dass etwa das Schwarzwasser (Fäkalabwasser) vor der Anwendung ordnungsgemäß aufbereitet werden kann, um Gesundheitsrisiken auszuschließen. Ebenso soll auch die Art der Toilette in Abstimmung mit der Bevölkerung gewählt werden. In muslimischen Ländern wird bspw. kein Klopapier, sondern Wasser zur Reinigung verwendet. Auch ist die konkrete Gestaltung der Toilette von Land zu Land unterschiedlich - in vielen Ländern wird gehockt anstatt gesessen. Auch solche gesellschaftlichen Aspekte finden ihren Weg in den Standardentwurf, um die Abwassersysteme sozialverträglich zu gestalten.

Der Standardentwurf, der den Instituten nun vorliegt, deckt demnach ein weites Aufgabenfeld im Umgang mit dezentralen Abwassersystemen ab. Durch den Fokus auf einfache Technologien, kann sich vor allem in Entwicklungsländern die Sicherheit bei Planung, Bau und Betrieb verbessern. Diese Entwicklung könnte also dazu beitragen die aktuelle sanitäre Krise zu bewältigen und die neuen Entwick­lungsziele der UN zu erreichen.

Der DIN-DVGW-Ausschuss, der in Deutschland die ISO-TC224-Aktivitäten „spiegelt“, hat sich bei dem Standardentwurf zu einer Stimmenthaltung entschlossen. Für die deutschen Wasser- und Abwasserwerker ist das Management von Einfachtoilettensystemen in Schwellen- und Entwicklungsländern wohl doch ein zu exotisches Thema.

-am-


Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF berichtet regelmäßig über die Angriffe auf die kommunale Daseinsvorsorge. Interessierte können kostenlose Ansichtsexemplare anfordern.
Clip-Fisch 2

 
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