Die Arbeitsgruppe 8 (WG 8) im Technischen Komitee (TC) 224 der Internationalen Standardisierungs-Organisation (ISO) legt aktuell ihren DIS 24521 (Standardentwurf) zur einfachen, dezentralen Abwasserbewirtschaftung („basic on-site domestic wastewater services“ – s. RUNDBR. 1075/4) den nationalen Normungsinstituten (z.B. DIN) zur Abstimmung vor. Seitens der nationalen Institute soll entschieden werden, ob der aktuelle Entwurf in einen FDIS (endgültigen Standardentwurf), der letzten Vorstufe zum Internationen Standard, überführt werden soll.
Ziel der Norm ist es, Planung, Bau und Betrieb von dezentralen Abwassersystemen zu standardisieren, bzw. Handlungsanweisungen geben zu können. Auch wenn moderne Verfahren wie Unterdrucktoiletten im Entwurf genannt werden, liegt der Fokus auf einfachen Systemen, die leicht zu nutzen und zu warten sind. Durch die Standardisierung soll die Sicherheit und Gesundheit von Nutzern und Wartungspersonal sichergestellt werden. Nachhaltigkeit und Umweltschutz sollen durch Trennsysteme und geordnete Aufbereitung sowie durch die Nutzung der Stoffströme (etwa in der Landwirtschaft) erreicht werden.
Der Entwurf nimmt dabei zu umwelttechnischen Aspekten wie der Grundwassersicherheit bei Komposttoiletten Stellung und gibt konkrete Handlungsanweisungen. Ebenso liegt auch ein Augenmerk auf der Kooperation der Planer und Erbauer mit der lokalen Bevölkerung. Durch Maßnahmen wie Schulungen soll sichergestellt werden, dass etwa das Schwarzwasser (Fäkalabwasser) vor der Anwendung ordnungsgemäß aufbereitet werden kann, um Gesundheitsrisiken auszuschließen. Ebenso soll auch die Art der Toilette in Abstimmung mit der Bevölkerung gewählt werden. In muslimischen Ländern wird bspw. kein Klopapier, sondern Wasser zur Reinigung verwendet. Auch ist die konkrete Gestaltung der Toilette von Land zu Land unterschiedlich - in vielen Ländern wird gehockt anstatt gesessen. Auch solche gesellschaftlichen Aspekte finden ihren Weg in den Standardentwurf, um die Abwassersysteme sozialverträglich zu gestalten.
Der Standardentwurf, der den Instituten nun vorliegt, deckt demnach ein weites Aufgabenfeld im Umgang mit dezentralen Abwassersystemen ab. Durch den Fokus auf einfache Technologien, kann sich vor allem in Entwicklungsländern die Sicherheit bei Planung, Bau und Betrieb verbessern. Diese Entwicklung könnte also dazu beitragen die aktuelle sanitäre Krise zu bewältigen und die neuen Entwicklungsziele der UN zu erreichen.
Der DIN-DVGW-Ausschuss, der in Deutschland die ISO-TC224-Aktivitäten „spiegelt“, hat sich bei dem Standardentwurf zu einer Stimmenthaltung entschlossen. Für die deutschen Wasser- und Abwasserwerker ist das Management von Einfachtoilettensystemen in Schwellen- und Entwicklungsländern wohl doch ein zu exotisches Thema.
-am-