Mit dem Einsatz von mineralischen Düngern können die Landwirte in der EU zusätzliche Ernteerträge im Wert von schätzungsweise zwischen 20 und 80 Milliarden Euro pro Jahr erwirtschaften. Diesem Nutzen würden aber Schäden in Form gesellschaftlicher Kosten gegenüber stehen, „die schätzungsweise zwischen 70 und 320 Milliarden Euro liegen“, schreibt das Bundesumweltministerium (BMUB) zum Start seiner vorgesehenen nationalen Stickstoffminderungsstrategie. Die aus der Düngung resultierenden Schäden werden in der Medienmitteilung des BMUB am 24.06.16 wie folgt aufgeschlüsselt:
„60 Prozent davon beziehen sich auf gesundheitliche Schäden, 35 Prozent auf Schäden an Ökosystemen und 5 Prozent auf Auswirkungen auf das Klima.“
Für die Bundesumweltministerin, Barbara Hendriks (SPD), ist klar, dass eine Stickstoffminderungsstrategie nicht nur wegen der Stickstoff-Düngung erforderlich ist. Auch aus dem Verkehrs- und Energiesektor gelangen gewaltige Mengen von Stickstoffoxiden in die Atmosphäre. Dazu kommt Ammoniak, der ebenfalls in enormen Mengen aus der Gülle ausgast. Bei Nitrat, Stickoxiden und Ammoniak handelt es sich um sogenannten „reaktiven Stickstoff“ – also um Stickstoffverbindungen, die in Gewässern und in der Atmosphäre chemisch und biologisch reagieren und damit u.a. zu einer großflächigen Eutrophierung (Überdüngung) führen. Die erhöhten Emissionen reaktiver Stickstoffverbindungen gehören für das BMUB „zu einem der drängendsten Umweltprobleme unserer Zeit“. Die Bundesumweltministerin bedauert, dass gleichwohl die bisherigen Maßnahmen zur Eindämmung der Nitratbelastung von Grund- und Oberflächengewässern sowie der Stickoxid-Emissionen aus dem Verkehrs- und Energiesektor „in der Summe (…) bisher (…) nicht zu der notwendigen Trendwende“ geführt hätten – und weiter:
„Die Reichweite, Umsetzung und Verbindung der Instrumente untereinander erscheint nicht ausreichend. Auch deshalb ist Deutschland mit Vertragsverletzungs- bzw. Pilotverfahren der EU wegen zu hoher Nitratbelastungen der Gewässer bzw. zu hohen Stickstoffoxid- und Ammoniakemissionen in die Luft konfrontiert.“
Weil reaktiver Stickstoff aus den unterschiedlichsten Quellen und Sektoren in die Umwelt gelangt, will das BMUB für seine nationale Stickstoffminderungsstrategie einen „sektorübergreifenden Politikansatz“ wählen. Mehr Infos gibt es unter
http://www.bmub.bund.de/themen/strategien-bilanzen-gesetze/nachhaltige-entwicklung/stickstoffstrategie/#