aktualisiert:
10. Juli 2017
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WasserInBürgerhand!
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BBU-Wasserrundbrief,
18.6.2017
„Zwangsdigitalisierung“ per Funk-Wasserzähler?
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Mit der Frage nach einem „Akzeptanzzwang zu funkbasierten Messsystemen?“ setzt sich Werner Thiede in der Zeitschrift „umwelt medizin gesellschaft“ 2/2017, S. 33 – 41, auseinander. Der Untertitel „Ein No-go für Freiheitsliebende, Gesundheitsbewusste und Elektrosensible“ unterstreicht bereits, dass der Autor der Breiteneinführung von Smarts-Meters für Strom, Gas und Wasser mehr als skeptisch gegenübersteht – was auch gleich noch ein Mal im ersten Satz des Aufsatzes herausgestrichen wird:
„Die digitale Revolution schreitet voran – und mit ihr das Bestreben, die bürgerlichen Freiheitsrechte zwecks Anpassung ans technologische Fortschreiten zu beschneiden.“
Den Weg zum Roll-out der Smart-Meters habe das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende (GDEW) vom Sommer 2016 freigemacht. Damit seien künftig „gigantische Zählernetze“ zu befürchten, „die noch umfangreicher werden sollen als das Internet“ – mithin ein „Milliardengeschäft“. Der Bundesrat habe zwar noch den Versuch gemacht, in dem Digitalisierungsgesetz den Datenschutz zu berücksichtigten. Der Vorstoß des Bundesrates sei dann aber auf eine „zusätzliche Entschließung“ mit dem „Charakter einer unverbindlichen Empfehlung“ zusammengeschrumpft.
Auf der Basis des GDEW sei es künftig prinzipiell möglich, unter Hintanstellung des Datenschutzes im Minutentakt den Strom-, Gas- und Wasserverbrauch von jedem Haushalt auch über Funk abzurufen. Dem „Big-Data-Hunger“ der Energie- und Wasserversorger würden keine Grenzen mehr gesetzt. Bedenklich sei ferner, dass Hackerangriffe auf die Zählernetze prinzipiell nicht ausgeschlossen werden könnten. Im Gegensatz zu den Smart-Meters für den Stromverbrauch seien die gesetzlichen Details für den Funkabruf von Wasserzählern noch nicht festgelegt worden. Es sei aber zu befürchten, dass die Privatkunden von Wasserversorgungsunternehmen dem Einbau digitaler Zähler mitsamt „kleinteiliger“ Erfassung von Verbrauchswerten „womöglich nicht mehr widersprechen“ könnten.
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Dauerbestrahlung durch Funk-Wasserzähler?
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Die schlechteste Lösung sei es, so Werner Thiede in seinem zuvor genannten Aufsatz, wenn die Funkablesung der „smarten“ Wasserzähler in Dauerbereitschaft gehalten würde, denn dann würde „ein ganzes Jahr lang praktisch rund um die Uhr Elektrosmog erzeugt“ – und das nur dafür, dass die akkumulierten Daten einmal im Jahr von einem Mitarbeiter mit Firmenwagen in Hausnähe für 8 oder 16 Sekunden abgerufen würden. Die Dauerbestrahlung durch die Funk-Wasserzähler sei für Elektrosensible besonders kritisch. Diese hätten sich teilweise in Keller zurückgezogen, um der ansonsten allgegenwärtigen WLan- und Handystrahlung aus dem Weg zu gehen. Und ausgerechnet in ihren letzten Rückzugsrefugien würden die Elektrosensiblen künftig mit den dauerfunkenden Wasserzählern konfrontiert. Selbst wenn man dem Einbau von Funk-Wasserzählern und anderen Smart-Metern im eigenen Haushalt widersprechen könnte, seien Elektrosensible – in Mehrfamilien- und Hochhäusern - der Dauerbestrahlung aus den benachbarten Haushalten ausgesetzt.
Wie auch der BUND plädiert der Autor für kabelgebundene Lösungen. Unter den kabelgebundenen Varianten der Datenübertragung sei aber das Verfahren der Powerline Communcation (PLC) kritisch zu bewerten. Die bei PLC über das Stromnetz übertragenen Daten würden im gesamten Gebäude aus der Elektroinstallation abgestrahlt.
Tatsächlich „emissionsgünstig“ sei nur eine Datenübertragung über Ethernet-LAN, Festnetz-DSL oder Glasfaser – und das auch nur, wenn am Übergangspunkt kein WLan oder dLAN dazwischen geschaltet würde. Ein hinnehmbarer Kompromiss wäre es auch, wenn der „intelligente“ Wasserzähler die Daten sammelt und erst bei einem aktivierenden Signal an das Ableseserviceunternehmen absendet. Abgesehen von der nur wenige Sekunden langen Datenübertragung würde dann zumindest „diesbezüglich Funkstille“ herrschen.
Der Autor ruft Bürgerinitiativen, Elektrosensible und alle um den Datenschutz besorgten BürgerInnen dazu auf, Front gegen die in Aussicht gestellte Einführung von Funk-Wasserzählern zu machen. Der Autor verweist als Grundlage für mögliche Proteste auf einen von acht Professoren unterzeichneten „Appell gegen Zwang zu funkenden Zählern“. Der Appell der Professoren gegen den „digitalen Imperialismus“ ist in der Zeitschrift auf S. 38 abgedruckt.
Weitere Auskunft:
Prof. Dr. theol. habil. Werner Thiede
D – 75242 N e u h a u s e n
www.werner-thiede.de
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Strom künftig umsonst
– wenn man alle seine Daten preisgibt
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Zu den obengenannten Besorgnissen über den Datenschutz beim Breiteneinsatz von Smart Meters passt ein Bericht aus dem digitalen Newsletter des energiepolitischen Fachblattes Energie & Management (E&M). Am 06.06.17 berichtete E&M, dass sich der Aufsichtsratsvorsitzende von Uniper, Bernhard Reutersberg, vorstellen könne, dass Energieversorger in Zukunft Strom kostenlos abgeben und dafür von ihren Kunden Daten als Gegenleistung erhalten. Die Daten könnten möglicherweise wertvoller sein „als die Energie, bei deren Verbrauch sie entstehen“, wird Reutersberg von E&M zitiert. E&M berichtet weiter, dass zur Vorbereitung der „Echtzeit-Energiewirtschaft“ bei den Energieversorgern „datengetriebene Geschäftsmodelle“ entwickelt würden. Reutesberg würde die Digitalisierung als „Brandbeschleuniger“ der laufenden „disruptiven“ Änderungen in der Energiebranche bewerten – und weiter:
„Lebte diese in den vergangenen 100 Jahren von der sicheren Versorgung ihrer Kunden und waren die dabei gewonnenen Daten eher ‚Beiwerk‘, so ändere sich dies nun radikal. Die Daten seien ‚vielleicht wertvoller als die Energie, bei deren Verbrauch sie entstehen‘. Möglicherweise werde Strom in Zukunft mehr oder weniger gratis zu haben sein. Der Kunde werde jedoch mit der Preisgabe von Daten bezahlen, auf deren Grundlage sich lukrative Produkte und Dienstleistungen entwickeln ließen. (…) Der Kunde der Zukunft wird rund um die Uhr veranlasst, sämtliche Daten über sein ‚Nutzerverhalten‘ sowie über seine allfälligen Bedürfnisse und Wünsche preiszugeben.“
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Guerilla-Marketing
in der Echtzeit-Energiewirtschaft
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Damit der Kunde nicht sofort merkt, was da gespielt wird, sei es wichtig, beim Marketing nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Vielmehr komme es darauf an, die Botschaften der Echtzeit-Energiewirtschaft „in einen positiven Resonanzraum zu bringen“, so dass die Kunden ihre Daten nicht nur freiwillig, sondern geradezu mit Begeisterung preisgeben werden. Die Marketingabteilungen der Energieversorger sollten dabei nur noch „als Inputgeber“ fungieren. Die vermittelten Botschaften müssten „als Initialzünder“ in „einer Communitiy Gleichgesinnter“ einschlagen: „Funktioniert dies, dann entsteht ein ‚Movement‘ zum Wohl der (kommerziellen) Interessen des jeweiligen Unternehmens“, schreibt E&M. Ein Mitglied der „Echtzeit-Community“ zu werden, muss im Sinne eines viralen Marketings als schick gelten. E&M kommentiert die Visionen aus den Denkfabriken der Energieversorger mit der Bemerkung, dass dies „zu einer Totalüberwachung der Haushalte“ führen würde: „George Orwell lässt grüßen.“ Anzufügen wäre, dass eine Einbeziehung der Echtzeitwasserverbrauchsdaten die „Totalüberwachung“ komplettieren würde.
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