Dem Water Safety Plan der WHO („From Watershed to Showerhead“) und seiner schrittweisen Übernahme in Deutschland können Exner & Nissen viel abgewinnen. Die Autoren schreiben den Verantwortlichen für den öffentlichen Gesundheitsdienst ins Stammbuch:
„Diese neuen Grundprämissen müssen aber auch Konsequenzen für die Überwachung und die Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden haben, die sich nicht mehr nur auf die Kontrolle des Endproduktes Trinkwasser konzentrieren dürfen, sondern sich intensiv mit dem Einzugsgebiet und den Einflussfaktoren für die Rohwasserbeschaffenheit auseinandersetzen müssen.“
Im Hinblick auf die Europäisierung der Anforderungen an Materialien, die mit Trinkwasser in Kontakt kommen, mahnen die beiden Mitarbeiter des Hygieneinstituts der Uni Bonn, dass „im Interesse der hygienischen Sicherheit“ gewährleistet bleiben müsse,
„dass bei der Schaffung europäischer Regelungen das hohe technische Niveau [in Deutschland] nicht einem minderen technischen Stand angepasst werden muss. Die gute, hygienisch einwandfreie Trinkwasserbeschaffenheit darf bei den Bestrebungen der Globalisierung und Liberalisierung nicht den Zwängen einer Marktregulierung untergeordnet werden.“
In dem lesenswerten Übersichtsaufsatz beschäftigen sich Exner & Nissen auch mit den Herausforderungen, die durch den demographischen und klimatischen Wandel auf die deutsche Trinkwasserversorgung zukommen. Ferner appellieren die Autoren, dass Deutschland „als hochtechnologisiertes Land (…) eine hohe und besondere Verantwortung habe“, die wasserbezogenen Sustainable Development Goals (SDG 6) in den Schwellen- und Entwicklungsländern zu realisieren. Abschließend beschreiben die Autoren mit welchen Krankheitserregern man im Trinkwasser und in den Trinkwasserinstallationen zu rechnen hat – und was man dagegen unternehmen kann. Exner & Nissen beenden ihren Aufsatz mit der Aufforderung, in der deutschen Trinkwasserversorgung nur nicht zu hochnäsig zu werden. Dazu zitieren sie den Historiker Daniel Borrstein:
„The greatest obstracle to knowledge is not ignorance, it is the illusion of knowledge.“