Bei den meisten Fragen der grünen Bundestagsfraktion in einer „Kleinen Anfrage“ zur
Nitratbelastung des Grundwassers in Deutschland musste die Bundesregierung passen. Mit dem
Standardsatz: „Der Bundesregierung liegen hierzu keine Informationen vor“ wurden in der Antwort 18/10599 leider
auch die beiden spannenden Fragen beantwortet:
- 9. In welchen Landesteilen sind die ersten Grundwasserstockwerke in welcher Anzahl für die
Trinkwasserversorgung bereits ungeeignet, sodass auf die darunterliegenden Grundwasserstockwerke
(Tiefengrundwasser) zurückgegriffen werden muss?
- 10. In welchen Landesteilen ist in welcher Ausdehnung und Tiefe das natürliche Abbaupotential
des Bodens bereits aufgebraucht, sodass auf den Boden aufgebrachte Düngemittel direkt in das
darunterliegende Grundwasserstockwerk gelangen?
Das Unwissen der Regierung ist auf den deutschen Föderalismus zurückzuführen. Viele Daten zur
Grundwassergüte bekommt die Regierung von den Bundesländern nur in aggregierter Form oder
gar nicht mitgeteilt.
Die Grünen wollten auch wissen, wie sich die
Nitratbelastung der Grundwasserkörper von den
90er Jahren bis heute geändert hätte. Diesbezüglich mussten sich die grüne Bundestagsfraktion von
der Regierung belehren lassen, dass die Länder in den
90er Jahren noch gar keine Grundwasserköper ausgewiesen hatten. Schließlich war die EG-WRRL, die
die Begrifflichkeit „Wasserkörper“ in das deutsche Wasserrecht eingeführt hatte, erst
im Dezember
2000 verabschiedet worden. Auch der von den Grünen erbetene Vergleich der stark Nitrat belasteten Grundwasserkörper über die letzten fünf
Jahre sei nach Meinung der Bundesregierung nicht machbar – denn:
„Die Anzahl der Grundwasserkörper mit Nitratgehalten von mehr als 50 mg/L hat sich im Wesentlichen verändert, weil einige Bundesländer
ihre Grundwasserkörper neu zugeschnitten haben. Die Anzahl der Grundwasserkörper ist von
1 000 im ersten Berichtszeitraum auf 1 177 im
zweiten Bewirtschaftungszeitraum gestiegen. Dies ermöglicht zwar ein differenzierteres Bild
der Nitratbelastung für die betroffenen Gebiete, macht jedoch einen direkten Vergleich der
beiden Zeiträume unmöglich.“
Weiterhin konnte die Regierung bereits in der vor- hergehenden Antwort 18/8653 mitteilen, dass
die landwirtschaftich bedingte Nitratbelastung des Grundwassers bis in die Flüsse durchschlägt. In
der Hitliste der Flusseinzugsgebiete mit dem höchsten Nitratkonzentrationen steht das Warnow/Peene-Eingzugsgebiet ganz oben. Dort beträgt der Nitrat-Minderungsbedarf bis zu 62 Prozent.
Danach folgen die Ems mit einem Minderungsbedarf von 48 Prozent und die Weser mit einem
Minderungsbedarf von bis zu 36 Prozent.