Kritisch wird in „Trinkwasser aktuell“ der freie Warenverkehr gesehen, wenn ihm keine strengen
Regularien zur Gewährleistung der Trinkwassergüte zur Seite gestellt werden. Dazu heißt es
im Kapitel „Grundsätze und Leitsätze der Trinkwasserhygiene in Deutschland“ u.a., dass „Detailtiefe und Umfang des deutschen Technischen Regelwerkes
(…) weltweit einmalig“ seien. Das Technische Regelwerk des Deutschen Vereins des Gas- und
Wasserfaches (DVGW) stehe aber in Gefahr, durch den europäischen Binnenmarkt und den Welthandel
unterminiert zu werden. Die Rechtmäßigkeit strengerer deutscher Regelwerke werde „in Frage
gestellt, wenn sie als Hemmnis für den freien Handel zu wirken scheinen“ (s. RUNDBR.
1057/1-2, 1023/1-3 zum „Frabo-Urteil“).
„Die Erfahrung zeige, dass es in den Normungsgremien des Europäischen Komitees für Normung (CEN) sowie der Internationalen Organsation für Normung (ISO) deutlich schwieriger ist, fachlich konsentierte Ziele zu erreichen
und die in Deutschland geltenden Qualitätsprinzipien wie Vorsorge- und Minimierungsgebot durchzusetzen. Zu befürchten sind einerseits Einigungen auf ‚kleinste gemeinsame Nenner‘ und andererseits Rücksichtnahmen auf kommerzielle Interessen. Die Folgen für den hohen Qualitätsanspruch
in Deutschland sind noch nicht absehbar, wohl aber die Notwendigkeit eines verstärkten Engagements
deutscher Fachleute in den internationalen Normungsgremien.“
[Bei diesem „verstärkten Engagement“ hapert es aber ganz gewaltig – zum einen, weil immer
weniger Wasserversorgungsunternehmen gewillt sind, Personal für die Mitarbeit in ISO-Gremien
abzustellen; zum anderen aber auch, weil immer weniger der nachrückenden Wasserwerker in Zeiten
der „Work-Life-Balance“ Begeisterung dafür zeigen, teilweise auch ehrenamtlich und in der Freizeit
ISO-Sitzungen vor- und nachzubereiten. Insofern macht sich in den Normungs- und DVGW-Gremien - ähnlich wie in den überwiegend ehrenamtlich arbeitenden Umweltverbänden – das Fehlen von jüngeren
Fachleuten bemerkbar; Anm. BBU.]